Die Verschwörer von Kalare
der Tür?«
»Danke, Gräfin«, sagte die Fürstin. »Danke, dass wenigstens noch eine Person in diesem Raum vernünftig denken kann.«
»Ich gehe voraus, Gräfin«, sagte Rook leise. Sie ging mit gesenktem Blick zur Tür und wartete, bis Bernard trotzig zur Seite getreten war. »Danke.«
Amara und Bernard folgten ihr. Rook betrat das Badezimmer, und Amara wollte ihr folgen, doch Bernard legte ihr eine Hand auf die Schulter.
Sie blieb stehen und sah ihn an.
»Die Krähen sollen es holen«, sagte er, »ist es denn so falsch, wenn ich dich beschützen möchte?«
»Natürlich nicht«, erwiderte Amara, konnte sich allerdings ein schwaches Lächeln nicht verkneifen.
Bernard betrachtete sie kurz und runzelte die Stirn, ehe er zum Zimmer zurückschaute und die Augen verdrehte. »Verdammte Krähen.« Er seufzte. »Du wolltest mich beschützen, indem du mich aus dem Zimmer lockst.«
Amara tätschelte seine Hand. »Mindestens eine Person in dem Zimmer ist verrückt, Bernard. Eine ist schon einmal durchgedreht. Eine andere könnte dich umbringen, deine Leiche verschwinden
lassen und mir eine hübsche Geschichte auftischen, wenn ich aus dem Bad zurückkomme.«
Bernard schüttelte finster den Kopf. »Aldrick würde nicht mitmachen. Und er würde auch dir nichts antun.«
Sie legte den Kopf schief und runzelte die Stirn. »Warum sagst du das?«
»Weil ich ihm nicht in den Rücken schieße oder Odiana etwas antue.«
»Habt ihr beiden darüber geredet?«
»War nicht notwendig«, antwortete Bernard.
Amara schüttelte den Kopf. Dann senkte sie die Stimme und sagte: »Du bist zu edelmütig für diese Art von Arbeit, Bernard. Zu romantisch. Aldrick ist ein Berufsmörder, und er ist Aquitania treu ergeben. Wenn die Fürstin mit dem Finger auf dich zeigt, bringt er dich um. Red dir nicht etwas anderes ein.«
Bernard betrachte sie einen Moment lang schweigend. Dann lächelte er. »Amara, nicht jeder ist wie Gaius. Oder wie die Aquitanias.«
Sie seufzte enttäuscht und spürte gleichzeitig, wie sie eine große Wärme für ihren Ehemann erfüllte … für seinen Glauben daran, nahm sie an, dass es etwas Edles in den Mitmenschen gab - sogar bei einem kaltherzigen, brutalen Söldner. Früher hatte sie genauso gedacht wie er. Aber diese Zeiten lagen lange hinter ihr. Sie hatten in dem Augenblick geendet, in dem ihr Lehrer sie verraten hatte, und zwar an die gleiche Frau und den gleichen Mann, die jetzt mit der Fürstin in dem Zimmer saßen.
»Versprich mir«, sagte sie leise, »dass du vorsichtig bist. Ob du ein Einverständnis mit Aldrick getroffen hast oder nicht, sei vorsichtig, und kehre ihm nie den Rücken zu, ja?«
Bernard schnitt eine Grimasse, nickte jedoch widerwillig und beugte sich vor, um sie sanft auf den Mund zu küssen. Er sah aus, als wollte er noch etwas sagen, aber sein Blick fiel auf Amaras winziges rotes Kleid, und er zog die Augenbrauen hoch. »Was ist das?«
»Meine Verkleidung«, sagte Amara.
Bernards Grinsen war fast gar nicht anzüglich. »Wo ist denn der Rest?«
Amara sah ihn scharf an, allerdings wurden ihre Wangen erneut heiß, und daher wandte sie sich ab, ging ins Badezimmer und schloss die Tür hinter sich.
Rook saß bereits in einer der kleinen Wannen und wusch sich. Sie legte sich züchtig einen Arm über die Brüste, bis die Tür geschlossen war. Dann wusch sie sich weiter, ließ aber Amara nicht aus den Augen.
»Was guckst du denn so?«, fragte Amara leise. Die Worte kamen viel aggressiver heraus, als beabsichtigt.
»Eigentlich«, sagte Rook ohne die leiseste Ironie in der Stimme, »wäre ich lieber nicht mit einer Meistermeuchlerin des Hohen Fürsten, der gegenwärtig auf dem Thron sitzt, allein im Bad.«
Amara schob das Kinn vor und blickte Rook kühl an. »Ich bin keine Meuchelmörderin.«
»Wie man es nimmt, Gräfin. Hast du noch nie in Diensten deines Herrn getötet?«
»Jedenfalls nicht mit einem Pfeil in den Rücken aus dem Hinterhalt«, entgegnete Amara.
Rook lächelte, wenn auch nur schwach. »Sehr edelmütig.« Dann runzelte sie die Stirn und legte den Kopf schief. »Aber … nein. Deine Ausbildung ist sicherlich anders verlaufen als meine. Sonst würdest du nicht so leicht erröten.«
Amara sah Rook skeptisch an und holte tief Luft. Es hatte keinen Sinn, sich mit einer ehemaligen Blutkrähe zu streiten. Damit würde sie nichts erreichen und nur ihre Zeit vergeuden. Statt einer Antwort zog sie sich aus und stieg rasch in die Wanne. »Meine Ausbildung zur Kursorin
Weitere Kostenlose Bücher