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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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winkte.
    Der ergraute Cane kehrte zurück und trug auf den offenen Handflächen ein Stoffbündel. Auf ein Nicken von Nasaug hin legte der Cane es auf dem Ludus -Brett ab und öffnete es. Tavis Gladius , den er heute Morgen zur Seite geworfen hatte, kam zum Vorschein.
    »Du bist gefährlich, Aleraner«, sagte Nasaug.
    Instinktiv wusste Tavi, dass es sich um ein großes Kompliment handeln musste. Sein Blick schwankte nicht. »Ich danke dir.«
    »Respekt ändert nichts. Ich werde dich vernichten.«
    »Die Pflicht«, sagte Tavi.
    »Die Pflicht.« Der Kriegsmeister deutete auf das Schwert. »Das gehört dir.«
    »Ja«, antwortete Tavi. »Vielen Dank.«
    »Stirb gut, Aleraner.«
    »Stirb gut, Cane.«
    Nasaug und Tavi boten einander erneut die Kehlen dar. Dann trat der Cane ein paar Schritte zurück, ehe er sich umdrehte und zu seiner Armee ging. Tavi packte das Ludus- Brett zusammen, hob seine beiden Waffen auf und machte sich auf den Rückweg zur Stadt. Als er sich durch das Tor hineinschob, begannen die
tiefen Trommeln zu dröhnen, und die plärrenden Kriegshörner der Canim erklangen wieder.
    Tavi entdeckte Valiar Marcus und rief ihn zu sich. »Erster Speer, die Männer sofort auf ihre Posten! Es geht los!«

42
    »Sehr gut«, sagte die Fürstin von Aquitania. Sie nickte Odiana zu. »Zeit, dass wir uns verkleiden.«
    Odiana öffnete sofort einen Rucksack und reichte Amara ihre Verkleidung.
    Amara starrte auf die scharlachrote Seide in ihren Händen und fragte: »Wo ist der Rest?«
    Aldrick stand am Fenster der Herberge und beobachtete die Straße. Der große Schwertkämpfer blickte über die Schulter zu Amara, schnaubte und drehte sich wieder um.
    Odiana war weniger zurückhaltend. Die hübsche Wasserhexe warf den Kopf in den Nacken und lachte schallend, viel zu laut für das Zimmer, das sie von dem griesgrämigen kalarischen Wirt gemietet hatten. »Oh, oh, Herr. Sie wird ganz rot. Ist sie nicht süß?«
    Zu ihrem Entsetzen stellte Amara fest, dass Odiana recht hatte. Ihre Wangen fühlten sich an, als könnte sie Wasser darauf kochen, und sie hatte keine Ahnung, was sie dagegen tun sollte. Es hatte nicht zu ihrer Ausbildung gehört, mit einer solchen Situation klarzukommen. Sie wandte sich von der Fürstin und ihrem Gefolge ab und hielt die Verkleidung in die Höhe.
    Sie bestand aus einem schlichten Schlauch roter Seide, der an den Schultern von zwei winzigen Seidenbändern gehalten
wurde. Der Halsausschnitt, so man ihn denn als solchen bezeichnen konnte, ging alarmierend tief, und vom Rücken blieb der größte Teil bis hinab zur Taille nackt. Der Saum dieses winzigen Kleides würde vielleicht gerade bis zum Ansatz des Oberschenkels reichen, wenn sie Glück hatte.
    »Komm schon«, schalt die Fürstin, »zeig ihr den Rest, Odiana!«
    »Ja, Hoheit«, sagte Odiana und deutete einen Knicks an. Dann holte sie ein Paar leichte Sandalen heraus, die mit zarten Riemchen bis zum Knie geschnürt wurden, zwei dünne Silberarmreife, die wie Efeuranken gestaltet waren, einen perlenbesetzten Kopfschmuck, der entfernt an eine Kettenhaube erinnerte, und ein einfaches, glattes Metallband.
    Ein Züchtigungsring.
    Es handelte sich um ein Werkzeug für Sklavenhalter, denn er verlieh demjenigen, der ihn besaß, aufgrund eingearbeiteter Elementarkräfte Macht über denjenigen, der ihn trug. Es konnte den Träger durch Schmerz handlungsunfähig machen oder, heimtückischer noch, auf Wunsch des Sklavenhalters genau das gegenteilige Gefühl auslösen, und zwar genauso stark. Züchtigungsringe wurden manchmal benutzt, um sehr gefährliche Elementarwirker zu fesseln, wenn sie vor Gericht gestellt wurden, allerdings waren diese Fälle äußerst selten.
    Doch seit etwa einem Jahrhundert wurden sie deutlich häufiger hergestellt und angewendet, da sich auch die Sklavenhaltung stärker verbreitet hatte. Wurde man einem solchen Ring längere Zeit ausgesetzt, konnte das den Verstand schädigen und den Willen brechen. Die Opfer, denen fortgesetzt durch Schmerz und durch Euphorie Gewalt angetan wurde, waren gezwungen, ihrem Halter zu gehorchen; gleichzeitig empfanden sie diesen unbedingten Gehorsam als Lust. Im Laufe der Zeit, häufig dauerte es Jahre, verloren viele Sklaven ihre menschlichen Züge und reagierten nur noch auf den Zwang, der durch den Ring ausgeübt wurde. Erschreckenderweise verspürten die Betroffenen dabei häufig rauschhaftes Glück.

    Wer über einen stärkeren Unabhängigkeitssinn verfügte, konnte dieser Entmenschlichung oft

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