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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Menschengewimmel der Straßen von Kalare niemals aufgehalten wurden. Rook ging neben ihm. Sie hatte eine gelangweilte Miene aufgesetzt und führte die Gruppe zur Zitadelle.

    Obwohl Amara ihre Aufmerksamkeit vor allem auf ihre Rolle richtete, entgingen ihr doch einige Einzelheiten der Umgebung nicht. Die Stadt war, ihr fiel keine andere Bezeichnung dafür ein, ein schmutziger Pfuhl. Sie war nicht so groß wie die anderen wichtigen Städte des Reiches, obwohl hier sogar mehr Menschen wohnten als in Alera Imperia. Es war entsetzlich eng. Ein großer Teil der Gebäude war baufällig, ärmliche Hütten nahmen mehr Platz ein als feste Häuser und schlossen auch die Stadtmauer von außen in einem Kreis von mehreren hundert Schritten ein. Die Abfallbeseitigung war miserabel, vermutlich deshalb, weil man für eine viel kleinere Bevölkerung geplant hatte und die Kanalisation nicht ausgebaut hatte, als immer mehr Menschen nach Kalare strömten. Der Gestank war Übelkeit erregend.
    Insgesamt erschienen ihr die Bewohner als die am schlechtesten aussehenden Menschen, die ihr je begegnet waren. Sie trugen sehr einfache, meist zerrissene Kleidung. Ihre Arbeit erledigten sie so lustlos, dass es den Eindruck machte, sie lebten schon seit Generationen in Knechtschaft. Händler boten schäbige Waren auf Decken feil, die sie am Straßenrand ausgebreitet hatten. Ein Mann in einer Kleidung, die ihn als Civis oder als reichen Kaufmann kennzeichnete, ging inmitten eines Dutzends kräftiger, finsterer Kerle vorbei.
    Überall entdeckte sie Sklaven, die noch unglücklicher wirkten als die Freien der Stadt. Nie hatte Amara so viele auf einem Fleck gesehen. Es erweckte sogar den Eindruck, als seien fast ebenso viele Sklaven wie Freie in den Straßen unterwegs. Und ständig sah sie irgendwelche Soldaten im Grün und Grau von Kalare. Immerhin gab es bewaffnete Männer in Rüstung, die die Farben von Kalare trugen. So schlampig, wie sie ihre Ausrüstung pflegten, konnte es sich bei ihnen kaum um richtige Legionares handeln. Allerdings waren es viele. Die Unterwürfigkeit und Furcht in der Körpersprache der gewöhnlichen Bewohner ließ ahnen, dass Kalarus seine Herrschaft mit Hilfe von Schrecken und nicht durch das Gesetz legitimierte.

    Es erklärte auch, wie es dem Hohen Fürsten von Kalare gelungen war, größere Reichtümer als jeder andere Hohe Fürst des Reiches anzuhäufen, ja, fast so große wie die der Krone selbst: Planmäßig und überlegt wurden die Menschen hier ausgebeutet und ausgeplündert. Wahrscheinlich verfuhr man so bereits seit Jahrhunderten.
    In den Straßenzügen vor der Zitadelle hatten die mächtigen Cives von Kalare ihre Häuser gebaut. Dieser Teil der Stadt war nicht weniger schön als die entsprechenden Viertel in Riva, Parcia oder Alera Imperia, und der elegante weiße Marmor, die elementarerleuchteten Springbrunnen und die erlesene Architektur bildeten einen so starken Gegensatz zum Rest der Stadt, dass Amara übel wurde.
    Das Gefühl von Ungerechtigkeit, das in Amara während dieses kleinen Spaziergangs durch Kalare wuchs, drohte sogar, sie von ihrer eigentlichen Aufgabe abzulenken. Sie bemühte sich, an etwas anderes zu denken, doch war das beinahe unmöglich, insbesondere, nachdem sie gesehen hatte, wie gut es sich die herrschende Schicht auf Kosten der Nicht-Civitas gehen ließ.
    Und dann hatten sie auch das Viertel der Cives hinter sich, und Rook führte sie eine weniger belebte Straße entlang, die sie geradewegs hinauf zum Tor der innersten Festung von Kalare brachte. Die Wachen unten wirkten ein wenig protziger als die in der Unterstadt, nickten Rook jedoch zu und winkten sie mit ihren Sklaven durch, ohne sich auch nur die Mühe zu machen, sich von ihrer Sitzbank zu erheben.
    Danach brauchten sie nur noch den langen Hang hochzusteigen, der am Haupttor der Zitadelle endete. Kalares Farben flatterten von den Zinnen, doch das Rot und Blau des Hauses Gaius war natürlich nirgendwo zu sehen.
    Amara spürte sofort, dass die Wachen am Tor aus ganz anderem Eisen geschmiedet waren als die unten am Hügel oder gar die in der Stadt. Die jungen Männer befanden sich in einer hervorragenden körperlichen Verfassung. Ihre Rüstung war sauber
und reich verziert, ihre Haltung und ihr Gang verrieten wie bei jeder anderen Fürstlichen Garde Misstrauen und Wachsamkeit. Beim Näherkommen bemerkte Amara noch etwas: den metallischen Glanz eines Rings um den Hals. Als die Männer Rook und ihrer Truppe Halt befahlen, war sie nahe

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