Die Verschwörer von Kalare
Zimmers und umfasste das Tal von Calderon mit einer Geste. »Hierher. Sie waren bei der ersten Schlacht von Calderon dabei.«
Amara holte scharf Luft. »Und was geschah?«
Bernards Augen schienen ein bisschen tiefer in ihre Höhlen gesunken zu sein. »Alia und Isana konnten gerade noch rechtzeitig aus dem Lager entkommen, ehe es von der Horde verwüstet wurde. Nach dem, was Isana erzählt hat, wurde die Kronlegion völlig überrascht. Die Legionares haben ihr Leben geopfert, um den Bewohnern des Tales eine Möglichkeit zur Flucht zu geben. Sie hatten keine Heiler. Keine Zuflucht. Keine Zeit. Bei Alia setzten die Wehen ein, und schließlich musste sich Isana zwischen ihr und dem Säugling entscheiden.«
»Tavi«, sagte Amara.
»Tavi.« Bernard trat vor und schlang die Arme um sie. Sie wiegte sich in seiner Stärke und Wärme. »Ich glaube, Isana gibt dem Ersten Fürsten die Schuld an Alias Tod. Natürlich ist das nicht besonders vernünftig.«
»Immerhin verständlich«, murmelte Amara. »Insbesondere deshalb, weil sie sich selbst für den Tod eurer Schwester verantwortlich fühlt.«
Bernard zog eine Augenbraue hoch. »Aus diesem Blickwinkel habe ich die Sache noch nie betrachtet. Klingt durchaus logisch. Isana hat sich schon immer die Schuld für Dinge gegeben, an denen sie doch nichts ändern konnte. Das ist auch nicht gerade vernünftig.« Er zog Amara fester an sich, und sie drängte sich an ihn. Das Feuer war warm, und Müdigkeit breitete sich in ihr aus. Sie fühlte sich schwer.
Bernard drückte sie erneut an sich und hob sie hoch. »Wir brauchen beide noch ein bisschen Schlaf.«
Seufzend lehnte sie sich an seine Brust. Ihr Gemahl trug sie zum Bett, zog ihr die Kleidung aus, die sie sich übergeworfen hatte, ehe sie in den Regen hinausgestürmt war, und schob sich zu ihr unter die Decke. Sanft hielt er sie im Arm, und seine Gegenwart beruhigte und tröstete sie. Schließlich dämmerte sie ein und fiel in tiefen Schlaf.
In der schwebenden Stille, die kurz vor den Träumen herrscht, dachte sie an den Elementarsturm. Ihr Instinkt sagte ihr, der Sturm sei nicht natürlichen Ursprungs gewesen. Sie fürchtete, dass diese Orkane, wie die üblen Stürme vor zwei Jahren, von den Feinden des Reiches beschworen wurden, um Alera zu schwächen. Vor allem jetzt, da die Dinge in Bewegung gerieten.
Sie unterdrückte ein Wimmern und schmiegte sich fester an ihren Gemahl. Eine leise Stimme in ihren Gedanken riet ihr, jeden Augenblick des Friedens und der Sicherheit zu genießen - denn bald schon, hatte sie den Verdacht, würde sie von der Erinnerung an solche Momente zehren müssen.
3
Tavi hatte sein Schwert nicht rechtzeitig hochgerissen, und Max’ Hieb traf ihn senkrecht von oben auf das Handgelenk. Tavi hörte es knacken und hatte gerade noch Zeit zu denken: Das war der Unterarm , ehe ihm plötzlich schwarz vor Augen wurde und er auf ein Knie niederging. Von da kippte er zur Seite um.
Max’ Rudius , das hölzerne Übungsschwert, traf ihn ziemlich hart an Schulter und Kopf, ehe es Tavi gelang hervorzustoßen: »Aufhören!«
Neben ihm ließ Maestro Magnus seinen eigenen Rudius auf Max niedergehen, um ihn zu unterbrechen, dann schnallte er den breiten Legionsschild von seinem linken Arm. Er ließ den Rudius fallen und kniete sich neben Tavi. »Komm, zeig mal, Junge.«
»Bei den Krähen«, fluchte Max und spuckte aus. »Du hast deinen Schild fallen lassen. Du hast wieder deinen verfluchten Schild fallen lassen, Calderon.«
»Und du hast mir den Arm gebrochen!«, fauchte Tavi. Der Schmerz ließ nicht nach.
Max warf seinen Schild und seinen Rudius entrüstet zu Boden. »Das ist deine eigene Schuld. Du nimmst die Sache nicht ernst. Du brauchst mehr Übung.«
»Scher dich zu den Krähen, Max«, knurrte Tavi. »Wenn du nicht auf dieser dummen Kampfweise bestehen würdest, wäre es gar nicht passiert.«
Magnus hielt inne und wechselte einen Blick mit Max. Dann seufzte er, ließ Tavis verwundeten Arm los und nahm seinen Schild und den Rudius wieder auf.
»Hoch mit dem Schild, und steh auf«, sagte Max ruhig, während er ebenfalls seinen Rudius aufhob.
Tavi schnaubte. »Du hast mir schon den Arm gebrochen. Was erwartest du von mir …«
Max stieß lautes Gebrüll aus und schwang das Übungsschwert in Richtung von Tavis Kopf.
Tavi konnte sich im letzten Augenblick zur Seite werfen, um dem Hieb zu entgehen, und eilig bemühte er sich, wieder auf die Beine zu kommen, wobei er heftig schwankte, wegen der Schmerzen
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