Die Verschwörer von Kalare
Fürstin von Antillus nicht mit ihrem Sohn gekommen wäre, hätten wir sicherlich schon Tote zu beklagen gehabt.«
Tavi runzelte die Stirn. »Vielleicht könnte Maximus ihnen helfen? Sie unterweisen, meine ich.«
Der Hauptmann lachte schallend. »Das wäre wohl unangemessen. Außerdem brauche ich ihn auf seinem Posten. Doch selbst wenn, würde ich ihn nicht in die Nähe der Ritter Pisces lassen. Hast du gesehen, wie er fliegt?«
Tavi runzelte die Stirn und dachte nach. »Nein, Hauptmann.«
»Er fliegt nicht, sondern macht riesige Hüpfer. Manchmal landet er durchaus auf den Füßen. Dann wieder donnert er gegen
ein Hindernis. Einmal haben wir ihn schon aus einem Torfloch ziehen müssen. Ich kann dir gar nicht sagen, wie oft er sich schon die Beine gebrochen hat.«
Tavi runzelte die Stirn. »Das … klingt gar nicht nach Max.«
»Vielleicht wollte er nicht so gern darüber reden. Er schafft es nie, aber ich habe das Gefühl, er wird nicht aufgeben. Dann habe ich gesehen, wie er hier angeritten kam. Eine Schande. Nun ja, solche Dinge passieren eben.«
»Ja, Hauptmann«, meinte Tavi, der unsicher war, wie er antworten sollte.
»Scipio«, fuhr der Hauptmann fort, »ich habe dir deinen Legionseid noch gar nicht abgenommen.«
»Nein, Hauptmann. Ich dachte, deshalb hätte ich jetzt kommen sollen?«
»Ja, ja«, sagte Cyril und kniff die Augen zusammen. »Ich bin kein Dummkopf, Bursche. Viele Männer haben ihre ganz eigenen Gründe, hier zu sein. Und manche sind hier, weil andere Gründe dafür haben.«
Tavi blickte hinaus auf den Übungsplatz und wusste wieder nicht, was er darauf sagen sollte.
»Ich stelle dir nur eine einzige Frage. Kannst du dieser Legion deine Treue schwören, diesen Männern, und dich auch untadelig und ohne Zögern an diesen Eid halten?«
»Hauptmann …«, begann Tavi.
»Es ist wichtig«, meinte der Hauptmann. »Wir müssen doch wissen, ob wir uns aufeinander verlassen können. Ob wir der Krone und dem Reiche dienen werden, gleichgültig, welche Gefahren oder Schwierigkeiten sich uns entgegenstellen. Ob wir keinen Bruder zurücklassen und auch nicht zögern, unser Leben füreinander einzusetzen. Denn sonst ist dies keine Legion. Nur ein Haufen Männer unter Waffen.« Er sah Tavi an. »Kannst du mir in die Augen blicken und es schwören, junger Mann?«
Tavi sah auf und blickte Cyril in die Augen. »Ich bin hier, um der Krone zu dienen, Hauptmann. Ja.«
»Dann legst du hiermit diesen Eid vor mir ab?«
»Ja.«
Der Hauptmann starrte Tavi einen Augenblick lang an, nickte scharf und reichte ihm die Hand. Tavi blinzelte und schüttelte sie. »Ich lasse meine Leute hart arbeiten, Subtribun. Aber trotzdem denke ich, wir beide werden gut miteinander auskommen. Weggetreten.«
Tavi salutierte, und der Hauptmann erwiderte den Gruß. Tavi wandte sich der Leiter zu, zögerte jedoch, als er von unten Rufe hörte. Er blickte auf und sah eine kleine Gruppe Rekruten in ihren braunen Tuniken, die einen Mann zum Lazarett trugen. Alle waren mit Blut bespritzt, und eine Blutspur blieb auch auf dem Gras hinter ihnen zurück.
»Hilfe!«, schrie einer von ihnen mit vor Panik schriller Stimme. »Heiler!«
Sie kamen näher, und Tavi sah immer mehr Blut, blasse Haut und ein durchnässtes Tuch, das jemand einem schlaffen Mann auf die Kehle drückte. Ein Heiler erschien aus einem der großen Zelte, und seine Miene wurde ernst, als er den Verwundeten sah. Sofort brüllte der Mann Befehle.
Die Rekruten machten dem Heiler Platz, und der Kopf des Verwundeten rollte kraftlos in Tavis Richtung. Glasige, leere Augen starrten ihn an.
Tavi stockte der Atem.
Der Verletzte war Max.
7
Amara saß stirnrunzelnd auf den Rängen eines der großen Hörsäle in der Collegia Tactica, auf die man in der Stadt Ceres sehr stolz war, weil es sich um die größte militärische Akademie in Alera handelte. Sie war eine von einer Handvoll Frauen im Saal unter vielleicht fünfhundert Männern, von denen die meisten die Legionstunika und sogar Rüstung trugen. Die Galeria über den unteren Sitzreihen war bis zum Bersten gefüllt mit neugierigen jungen Adligen und anderen Schülern der Collegia, und sie selbst saß zwischen zwei jungen Männern, die unsicher wirkten, wie sie sich einer jungen Frau gegenüber verhalten sollten, die auf der einen Wange eine Duellnarbe aufwies und an der Hüfte ein Schwert hängen hatte.
Das Podest des Saals hatte die Größe einer kleinen Theaterbühne, und auch dort drängten sich Menschen. Ein
Weitere Kostenlose Bücher