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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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einflussreichsten Häuptling.«
    »Aber …« Arnos zuckte mit den Schultern. »Er ist ein Marat.«
    »Ja«, sagte Bernard.

    »Von ihm weißt du auch, dass man sie Vord nennt?«
    »Ja.«
    »Es ist also auch eine Tatsache«, fuhr Arnos fort, »dass kein Aleraner je von diesen Wesen gehört hat, ehe der Barbar dir davon erzählte?«
    »Angesichts der Gefahr, die von den Vord ausgeht, möchte ich die Vermutung äußern, dass es in dem Augenblick, in dem man von ihrer Existenz erfährt, zu spät sein könnte, um sie noch zu bekämpfen. Ohne Dorogas Warnung hätten wir längst das halbe Reich verloren.«
    »Und das glaubst du tatsächlich?«, fragte Arnos.
    »Ja«, sagte Bernard.
    »Und dennoch ist es diesen Barbaren, die über keinerlei Schrift verfügen und ansonsten ein eher ärmliches Stammesleben ohne jede Zivilisation führen, gelungen, diese Wesen ohne Hilfe von Elementarkräften zu besiegen.«
    Bernard zögerte kurz, ehe er antwortete. Amara kannte das bereits an ihm: So benahm er sich stets, bevor er einen besonders dummen Untergebenen zurechtwies. »Sie haben die Vord nicht besiegt, Senator«, erklärte Bernard. »Einigen Angehörigen ihrer Zivilisation ist es gelungen zu fliehen und zu überleben.«
    »Aha«, sagte Arnos, dem man die Skepsis deutlich anhören konnte. »Komm schon, Graf. Wer sagt uns denn, dass es sich bei alldem nicht nur um ein Komplott dieser Marat handelt? Es gibt viele gefährliche Wesen auf der Welt. Mir scheint es, vor diesen Vord brauchten wir uns nicht zu fürchten, ehe die Marat dir davon erzählt haben.«
    Bernards Kinn zuckte. »Doroga hat beinahe sein Leben verloren, als er mich und die Meinen verteidigte und wir gemeinsam gegen die Vord kämpften. Zweitausend seiner Leute fielen im Kampf gegen diesen Feind, bevor sie nach Calderon kamen.«
    Arnos winkte vage ab. »Aber bitte, Exzellenz. In der Collegia existieren Aufzeichnungen über tausend Jahre Militärgeschichte, über Hunderte von Schlachten, kleine und große, die genauestens
beschrieben werden. Der Kampfwille einer Streitmacht auf dem Schlachtfeld wird gebrochen, sobald die Verluste über fünfzig Prozent hinausgehen. Sollen wir also glauben, dass die Barbaren neunzig Prozent Verluste hinnahmen und trotzdem weiterkämpften?«
    »Wenn Doroga das sagt, dann glaube ich ihm.«
    Der Senator gestattete sich ein leises Lächeln. »Ich verstehe. Mir scheint also, durch den gemeinsamen Kampf gegen diese Wesen, von denen die Barbaren schon wussten, ist bei dir ein Gefühl des Vertrauens entstanden.« Er zögerte kurz und setzte noch hinzu: »Oder leidest du unter Leichtgläubigkeit?«
    Bernard starrte Arnos lange unverwandt an. Dann holte er tief Luft und sagte geduldig: »Senator, selbst wenn ich alles außer Acht lasse, was mir nur erzählt wurde, wenn ich lediglich berücksichtige, was ich mit eigenen Augen gesehen habe: Die Vord sind ein intelligenter, mächtiger und vor allem gnadenloser Feind, der nicht zwischen bewaffneter Streitmacht und übriger wehrloser Bevölkerung unterscheidet. Sie verfügen eindeutig über die Mittel, jedem erheblichen Schaden zuzufügen, der ihnen unglücklicherweise zu nahe kommt.«
    Arnos zuckte mit den Schultern und lächelte weiterhin überlegen. »Vielleicht. Doch ihre am meisten zu fürchtende Eigenschaft ist wohl ihre Fähigkeit, sich so überaus schnell fortzupflanzen. Eine einzige Königin genügt, um in kürzester Zeit ein neues Volk entstehen zu lassen.« Er legte den Kopf schief. »Und trotzdem sind drei Jahre vergangen, seit du sie besiegt hast, Graf, und niemand hat sie seitdem gesehen. Da stellt sich doch unweigerlich irgendwann die Frage, ob du vielleicht einer Lüge der Marat aufgesessen bist, die diesen Feind gefährlicher dargestellt haben, als er ist, um dein Vertrauen zu erschleichen.«
    »Du willst damit andeuten, Doroga hätte mich angelogen?«
    »Schließlich ist er nur ein Barbar, Graf.«
    Bernard schenkte dem Senator ein kaltes Lächeln. »Die Sprache der Marat hatte nicht einmal ein Wort für ›Lüge‹, bis sie
mit uns in Berührung kamen, Senator. Der Gedanke, andere mit Worten zu täuschen, ist bei ihnen erst vor wenigen Generationen aufgetaucht, ein Verhalten, das noch immer ungewohnt für sie ist. Wenn ein Marat einen anderen Lügner nennt, entspricht das einer Aufforderung zu einem Zweikampf auf Leben und Tod, der sich niemand entziehen darf. Doroga ist kein Lügner.«
    »Dessen wäre ich mir nicht so sicher.«
    »Ich aber schon, Senator«, hielt Bernard dagegen.

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