Die Verschwörer von Kalare
»Ich glaube ihm. Ich bin ein Graf, ein Cives des Reiches, ein Veteran der Legion, der sein Blut mehrfach bei der Verteidigung von Alera vergossen hat. Ich stehe für die Richtigkeit seiner Worte ein.«
»Das habe ich nicht anders erwartet«, sagte Arnos in einem Ton, als würde ein Großvater mit seinem törichten Enkel sprechen. »Deine Lauterkeit wollte ich nicht in Frage stellen. Dennoch vermute ich, dass dieser Marat Einfluss auf dich gewonnen hat.«
Bernard starrte den Senator an und rollte mit den Schultern, eine Geste, die Amara für gewöhnlich bei ihm sah, wenn er sich auf einen Schuss mit dem Bogen vorbereitete. Plötzlich klang Bernards Stimme scharf und klar, wenn auch immer noch höflich, durch den Saal. »Senator, ich werde nicht dulden, dass du meinen Freund einen Lügner nennst.«
»Entschuldigung?«, meinte Arnos und zog die Augenbrauen hoch.
»Ich schlage vor, du suchst dir einen anderen kurzsichtigen und überaus lächerlichen Grund, um so fahrlässig und unverhohlen eine der größten Bedrohungen des Reiches zu verdrängen, bloß weil sie dir unangenehm ist. Wenn du jedoch auf Verleumdungen nicht verzichten kannst, so werde ich dir im Juris Macto gern zur Verfügung stehen und dir die gespaltene Zunge aus dem Mund reißen.«
Das Gemurmel im Saal verstummte, und tiefe Stille trat ein.
Amara war unglaublich stolz und grinste Bernard von oben zu.
Arnos’ Gesicht wurde dunkelrot, fast purpurn. Ohne ein weiteres
Wort drehte er sich um und marschierte aus dem Saal. Seine Schritte klackten böse über den Boden. Ein wenig mehr als ein Drittel der Anwesenden, darunter auch einige der Männer auf dem Podium, erhoben sich und folgten dem Senator hinaus.
Nachdem sie verschwunden waren, schüttelte Bernard den Kopf und zwinkerte Amara beinahe unmerklich zu. »Also schön«, sagte er, »die nächste Frage, bitte.«
Ein kleiner Wald aus Händen ragte in die Höhe. Die Männer, die geblieben waren, trugen Legionstuniken oder Rüstung, oder sie hatten das Haar kurz geschnitten wie in der Legion üblich. Und sie lauschten gebannt jedem Wort, das Bernard zu sagen hatte.
Amara stieg die Treppe zu Bernard hinunter, nachdem die Fragestunde beendet war. Er schüttelte gerade den wenigen Mitgliedern der Collegia, die nach Arnos’ Abgang geblieben waren, die Hand. Giraldi stand im Hintergrund auf seinen Stock gelehnt und scherzte mit einigen der Veteranen, die er offensichtlich von früher kannte.
Amara lächelte Bernard an, als der sich von den Männern abwandte und zu ihr kam. »Du willst ihm die gespaltene Zunge aus dem Munde reißen?«
Er schenkte ihr ein flüchtiges Lächeln. »Ich habe es übertrieben, oder?«
Amara imitierte den Dialekt von Arnos, der so unverkennbar nach Rhodos klang: »Schließlich bist du nur ein Barbar, Graf.«
Bernard lachte grollend, schüttelte jedoch den Kopf. »Er hat mir nicht geglaubt.«
»Weil er ein Narr ist«, sagte Amara. »Schon bei unserer Abreise wussten wir, dass wir es mit vielen Narren zu tun bekommen würden.«
»Ja. Nur hatte ich nicht damit gerechnet, dass es sich bei einem von ihnen um den Senator handelt, der gewissermaßen den Geldbeutel der Krone für die Legionen in der Hand hält.« Bernard
schüttelte den Kopf. »Und er hat viele Anhänger. Vielleicht hätte ich ihm einen kleinen Triumph gönnen sollen.«
»Das ist eben nun einmal nicht deine Art«, erwiderte Amara. »Außerdem hast du sehr vernünftig mit den Soldaten gesprochen, die im Dienst stehen. Auf deren Meinung kommt es viel mehr an.«
»Sie werden aber auch am meisten darunter zu leiden haben, wenn die Gelder gekürzt werden«, gab Bernard zurück. »Es ist schwierig, in den Kampf zu ziehen, wenn deine Ausrüstung auseinanderfällt. Vor allem, wenn es gegen die Vord geht.«
»Und glaubst du, du hättest den Senator davon überzeugt, mehr Gold für die Legionen auszugeben, damit mehr Kundschafter und weitere Auxiliartruppen aufgeboten werden, wenn du ihm die Füße geküsst hättest?«
»Nicht unbedingt«, räumte Bernard ein.
»Dann mach dir deswegen keine Gedanken. Du hast getan, was in deiner Macht stand. Und die Schüler, die hier anwesend waren, werden sicherlich noch jahrelang davon erzählen, wie du dem Senator deine Herausforderung entgegengeschleudert hast.«
»Zumindest ein Gutes habe ich also erreicht. Warum hast du das nicht gleich gesagt?«
Sie lachte und nahm seinen Arm. Gemeinsam verließen sie den Hörsaal und spazierten über den Hof der Collegia.
Er lächelte
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