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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Halbkreis Stühle säumte den hinteren Rand des Podiums. Mehrere alte Männer saßen dort, in der Mehrzahl erfahrene Kommandanten, die aus dem Dienst ausgeschieden waren und nun in der Collegia als Maestros lehrten. Auf dem vorletzten Stuhl der einen Seite saß Zenturio Giraldi, der Unteroffizier, der in Alera möglicherweise die meisten Orden verliehen bekommen hatte, denn er trug nicht nur einen, sondern zwei rote Streifen des Löwenordens am Saum seiner Uniformhose. Der grauhaarige, stämmige alte Soldat hinkte, seit er im Kampf gegen diese Ungeheuerwesen namens »Vord« schwere Verletzungen erlitten hatte. Giraldi hatte das graue Haar nach Art der Legionares kurz geschnitten. Seine Rüstung zeigte die Beulen und Dellen eines Lebens im Kampf, und trotzdem schien er sich einem so großen Publikum gegenüber unbehaglich zu fühlen.

    Neben Giraldi saß Senator Guntus Arnos, Generalkonsul der Collegia. Er war ein kleiner Mann, kaum größer als fünf Fuß, und er trug die tiefblaue Toga eines Senators. Das graue Haar hatte er mit Öl eingestrichen und zum Pferdeschwanz gebunden, die Hände hielt er vor dem Mund gefaltet, und seine düstere Miene drückte Nüchternheit aus. Vermutlich übte er die Pose insgeheim vor einem Spiegel ein, dachte Amara.
    Bernard trug seine grün-braune Kleidung, und seine grobe Tunika bildete einen scharfen Gegensatz zu dem kostbaren Gewand von Senator Arnos. Er stand vor dem Rednerpult in der Mitte des Podiums und sprach ruhig und gewandt zu den Anwesenden.
    »Um mich kurzzufassen«, sagte er gerade, »ich glaube, dass diese Vord die größte Bedrohung sind, die das Reich je erlebt hat.« Seine Stimme drang laut und deutlich bis zu den letzten Plätzen im Saal, was den Windelementaren zu verdanken war, die in das Gemäuer eingesetzt waren. Solche windgewirkte Akustik war notwendig. Im Saal machte sich leises Gemurmel breit.
    »Eine einzige Vord-Königin ist in meine Ländereien eingedrungen«, fuhr Bernard fort. »Binnen eines Monats waren die Vord zu einer Streitmacht angewachsen, die zwei Drittel meiner Leute töten konnte, darunter eine halbe Zenturie Ritter und die gesamte Einwohnerschaft eines Wehrhofes. Sie verfügen über gute taktische Fähigkeiten, wie Zenturio Giraldi und ich soeben geschildert haben, und das deutet darauf hin, dass wir es nicht mit Tieren zu tun haben. Sie handeln besonnen und einträchtig und stellen eine große Bedrohung für die Menschheit dar. Wenn wir nicht sofort reagieren, sobald sie sich wieder zeigen, wird ihre Zahl so rasch anwachsen, dass wir sie nicht mehr aufhalten können.« Bernard atmete durch, und Amara bemerkte die Erleichterung auf dem Gesicht ihres Mannes, was sicherlich wohl kaum jemandem aufgefallen wäre, der ihn weniger gut kannte als sie. Bernard war froh, seinen Vortrag beenden zu können. »Und nun möchte ich Gelegenheit zu Fragen geben.«

    Einige Dutzend Hände gingen in die Höhe, wurden jedoch wieder zurückgezogen, als Senator Arnos gemächlich die Hand hob.
    Bernard betrachtete den Saal mit gerunzelter Stirn, bis Giraldi ihm mit dem Stock ans Bein stieß. Bernard sah erst ihn, dann Arnos an.
    »Ach so, Senator«, sagte er. »Bitte.«
    Arnos erhob sich und wandte sich an den Saal. »Graf Bernard«, begann er. »Ich habe schon mehrere Fassungen der Ereignisse in Calderon gehört, und jede erscheint mir weniger einleuchtend als die vorherige. Und ich muss gestehen, deine Geschichte klingt sogar noch fantastischer als die anderen.«
    Überall im Saal wurde gelacht.
    Bernard kniff die Augen leicht zusammen, und Amara sah ihm an, dass er verärgert war. »Mag schon sein, verehrter Senator«, erwiderte er. »Doch fürchte ich, außer der Wahrheit habe ich nichts anderes anzubieten.«
    »Außer der Wahrheit«, meinte Arnos und nickte. »Gewiss. Aber wir wissen doch alle, wie … anpassungsfähig die Wahrheit sein kann.«
    »Bitte um Verzeihung«, sagte Bernard. »Ich wollte dich nicht verwirren, Senator. Ich muss mich wohl berichtigen. Was ich gerade geschildert habe, sind reine Tatsachen.«
    »Tatsachen«, wiederholte Arnos und nickte abermals. »Hervorragend. Ich hätte da einige Fragen zu den Tatsachen, die du uns heute vorgetragen hast.«
    Amara bekam ein mulmiges Gefühl im Bauch.
    »Ich bitte darum«, sagte Bernard.
    »Habe ich dich recht verstanden: Von der Existenz dieser Wesen hast du erst durch einen barbarischen Marat erfahren?«
    »Durch Doroga von den Sabot-Ha«, antwortete Bernard. »Ihren mächtigsten und

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