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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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kommen sollte. Er spürte, wie sich der Wind urplötzlich veränderte. Die rastlosen Brisen, die den ganzen Tag über die Insel getanzt waren, hörten auf. Und stattdessen fuhr etwas, das sich anfühlte wie der Atem eines riesigen Tieres, in einem nicht enden wollenden Schnaufen über sie hinweg. Der Wind kam so unvermittelt auf, dass die Wimpel an den Fahnenmasten im Hafen zu knattern begannen und ihre Spitzen wie Peitschen im Wind knallten, heiß und feucht.
    Demos drehte sich zu den Fahnen um und kniff die Augen zusammen.
    Einer plötzlichen Eingebung folgend drehte sich Ehren zu Demos um. »Kapitän«, sagte er. »Um keine weitere Zeit zu vergeuden, möchte ich dir ein Angebot machen.«
    »Halt den Mund, Sklave«, knurrte Ullus.
    Demos warf Ehren einen kalten Blick zu.
    »Ich weiß, wo er das Geld versteckt«, erklärte Ehren. »Wenn du mich zum Festland mitnimmst, würde ich es dir zeigen.«

    Ullus fuhr wütend zu Ehren herum. »Was bildest du dir eigentlich ein, du schmieriger kleiner Trunkenbold? Halt gefälligst den Mund.« Er schwang sein rostiges Schwert. »Sonst werd ich ihn dir stopfen.«
    »Kapitän?«, drängte Ehren. »Abgemacht?«
    Ullus stieß einen Wutschrei aus, stürzte sich auf Ehren und hob das Schwert.
    Ehrens kleines Messer tauchte aus dem Versteck im Ärmel seiner weiten Tunika auf. Er wartete bis zum letzten Moment, bis Ullus zuschlug, und dann trat er zur Seite, so dass ihn die Klinge um Haaresbreite verfehlte. Daraufhin stach er selbst zu, ein einziges Mal, und fügte Ullus einen Schnitt zu, der zwei Zoll breit und ebenso tief war.
    Aus der Kehle seines Herrn spritzte Blut. Der zerlumpte Hehler ging zu Boden wie ein Betrunkener, der glaubt, es sei Zeit für ein Nickerchen.
    Ehren betrachtete den Mann einen Augenblick lang und verspürte leises Bedauern. Ullus war ein Dummkopf, ein Lügner, ein Verbrecher und ohne Zweifel hatte er im Laufe seines Lebens genug Schandtaten begangen - und trotzdem hatte Ehren ihn nicht töten wollen. Aber sein Instinkt sagte ihm, dass ihm keine andere Wahl blieb. Er musste die Insel um jeden Preis verlassen, und Demos war seine einzige Chance.
    Er wandte sich dem Kapitän zu und bückte sich, um die Klinge an Ullus’ Tunika sauber zu wischen. »Ich denke, deine Abmachung mit Ullus ist leider hinfällig. Aber vielleicht möchtest du ja eine neue mit mir treffen, Kapitän.«
    Demos starrte Ehren an, und seine Miene gab nicht mehr Gefühle preis als zuvor. Kurz betrachtete er Ullus’ Leiche. »Mir scheint, das kann ich wohl kaum ablehnen, wenn ich an mein Geld kommen möchte.«
    »Das ist allerdings wahr«, stimmte Ehren zu. »Kapitän, bitte. Ich habe so das Gefühl, wir sollten hier nicht den ganzen Tag herumstehen und plaudern.«

    Demos zeigte die Zähne, aber nicht zum Lächeln. »Deine Technik ist brauchbar, Kursor.«
    »Ich habe keine Ahnung, was du meinst, Herr.«
    Demos grunzte. »Ja, ja, immer diese Ahnungslosen. Die Überfahrt ist eine Sache. Mich in die Politik einzumischen eine andere.«
    »Und teurer?«, fragte Ehren.
    »Dem Risiko entsprechend. Tote Männer geben kein Geld aus.«
    Ehren nickte knapp. »Und wem gilt deine Treue, Herr?«
    »Dem, der den höchsten Preis zahlt.«
    »Ullus’ Geld«, sagte Ehren. »Und der gleiche Betrag noch einmal, sobald wir in Alera angekommen sind.«
    »Der doppelte Betrag bei der Ankunft«, entgegnete Demos. »In bar. Keine Gutscheine oder Kaperbriefe. Du bezahlst für die Überfahrt, nicht für den Befehl auf meinem Schiff. Und ich habe dein Wort, dass du nicht eher verschwindest, als bis deine Schulden beglichen sind.«
    Ehren legte den Kopf schief. »Mein Wort? Dem würdest du trauen?«
    »Brich es nur«, meinte Demos, »und du hast sämtliche Kursoren am Hals, weil du ihren Ruf verdorben hast.«
    »Stimmt auch wieder«, erwiderte Ehren, »wenn ich denn einer von ihnen wäre. Abgemacht.«
    Demos nickte ruckartig. »Abgemacht. Wie soll ich dich nennen?«
    »Schreiberling.«
    »Bring mich zu dem Geld, Schreiberling.« Er wandte sich an einen der Männer. »Wir stechen sofort in See. Nimm dir einen Trupp Sklaven, und schnapp dir alle Frauen und Kinder, die du auf dem Rückweg siehst.«
    Die Männer nickten und machten sich auf den Rückweg zum Hafen. Demos wandte sich Ehren zu, der ihn stirnrunzelnd ansah. »Wir sollten uns lieber beeilen.«

    Ehren nickte und führte ihn hinter die Hütte, wo Ullus geglaubt hatte, ein schlaues Versteck in einem Holzstapel gefunden zu haben. Ehren holte Ullus’ Vermögen

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