Die Verschwörer von Kalare
Verbrechern fand selten andere, die sich mit ihnen auf Geschäfte
einlassen wollten. Aber der Verrat musste ihn geärgert haben, jedenfalls genug, um Ehren mehr oder weniger offen mitzuteilen, wer ihn angeheuert hatte und was vor sich ging.
»Du weißt, was das bedeutet«, meinte Ehren. »Ein Bote. Diese Armada. Es herrscht Krieg, Kapitän. Und du bist nicht der Einzige, der betrogen wurde.«
Demos starrte nach achtern und erwiderte nichts. Die Dunkelheit des Sturmes, der die Canim-Schiffe vorantrieb, verschluckte die Insel.
Ehren wandte sich Demos zu. »Ich werde den Betrag verdreifachen, den ich dir für die Überfahrt zahle, wenn du uns rechtzeitig nach Alera bringst, damit ich die Legionen warnen kann. Und niemand wird irgendwelche Fragen stellen.«
Der Söldner blickte ihn einen Moment lang schweigend an. Dann zeigte er die Zähne wieder und nickte Ehren kaum merklich zu. »Bootsmann!«
»Aye, Käpt’n?«
»Verstärke den Hauptmast, lass jedes Fitzelchen Segel setzen, das wir an Bord haben, und warne unsere Hexer! Wir wollen unser altes Weib ein bisschen fliegen lassen!«
19
Isana schlug die Augen auf und glaubte, ohnmächtig zu werden. Septimus hatte ihr mit seinen sanften Händen einen Ring auf den Finger geschoben, so vorsichtig, dass sie es überhaupt nicht bemerkt hatte.
Das Metall sah aus wie Silber, war aber unglaublich zierlich geschmiedet, und sie konnte das Gewicht kaum spüren. Der Ring stellte zwei
Adler dar, die einander anschauten und einen Edelstein auf ihren nach vorn gerichteten Flügeln trugen. Der Stein war in Rautenform geschliffen, doch hatte Isana bisher keinen gesehen, der ihm ähnelte, leuchtendes Rot und Azur trafen sich genau in der Mitte, und doch ließ sich keinerlei Naht erkennen.
»Oh«, hauchte sie leise. Sie spürte, wie sie große Augen machte, und errötete. »Oh. Oh, nein.«
Septimus lachte leise, und sie spürte seine Freude über ihre Reaktion, eine Freude, die auch in ihr aufstieg wie beim ersten Mal, als sie dieses Lachen gehört hatte. Ihr Mund gehorchte ihr nicht mehr, und sie saß einfach da und starrte Septimus an und sog sein Gesicht in sich auf. Dunkles Haar, eindringliche grüne Augen, groß, kräftig. Er sah gut aus, und seine Miene konnte ganze Bände sprechen, ohne dass er auch nur ein einziges Wort sagte. Seine Stimme klang voll und tief und stark.
Sie saßen auf einer ausgebreiteten Decke am Ufer eines kleinen Sees nahe der Legionskaserne im Calderon-Tal unter dem herbstlichen Vollmond. Sie hatten dort zusammen gegessen, wie schon so oft seit dem Frühjahr, sie hatten sich gegenseitig die Bissen in den Mund gesteckt, sich leise unterhalten, gelacht und geküsst.
Er hatte sie gebeten, die Augen zu schließen, und Isana hatte ihm den Gefallen getan in dem Glauben, er habe wieder einen neuen Scherz ausgeheckt.
Stattdessen hatte er ihr den Ring mit dem Zeichen des Hauses Gaius auf den linken Ringfinger geschoben.
»Oh, Septimus«, hauchte sie, »sag es nicht.«
Er lachte erneut. »Meine Liebste, wie könnte ich es für mich behalten?« Er nahm ihre beiden Hände. »Ich habe meinen Vater auf dem ganzen Weg hier heraus verflucht, weil er mich in die Legion geschickt hat«, erzählte er leise. »Aber ich hatte nie geglaubt, ich würde jemanden wie dich kennen lernen. Jemanden, der so stark und so klug und so wunderschön ist. Jemanden …« Er lächelte wie ein kleiner Junge. »Jemanden, dem ich vertrauen kann. Jemanden, den ich mir für immer an meiner Seite wünsche. Ich kann nicht das Risiko eingehen, dich zu verlieren, wenn die Legion von hier fortgeschickt wird, meine Liebste.«
Er hob eine ihrer Hände und küsste die Finger. »Heirate mich, Isana. Bitte.«
Die Welt begann sich in wilden Kreisen zu drehen, doch Isana konnte den Blick nicht von dem einzigen festen Punkt abwenden - Septimus, dessen Augen im Mondschein hell strahlten.
»Dein Vater«, sagte Isana. »Ich gehöre nicht einmal der Civitas an. Er würde niemals zustimmen.«
Septimus sah kurz in die Richtung, in der die Hauptstadt ungefähr liegen musste. »Deswegen mach dir keine Sorgen. Ich werde das mit meinem Vater klären. Heirate mich.«
»Aber er würde niemals zustimmen!«, wiederholte Isana.
Septimus zuckte mit den Schultern und lächelte. »Der Schreck wird ihm guttun, und er wird es schon verwinden. Heirate mich.«
Isana blinzelte schockiert. »Er ist der Erste Fürst.« »Und ich bin der Princeps«, sagte Septimus. »Doch welche Rolle spielen Titel schon? Mag er der
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