Die Verschwörung
er sprach, schossen ihm die ersten Ideen durch den Kopf. Er könnte die Situation zu seinem Vorteil nutzen. Die technischen Möglichkeiten des Erdvolks wären wertvolle Trümpfe bei den Verhandlungen mit der russischen Mafija. In seinem Hirn sprossen bereits die ersten Keime eines Plans.
Root nickte widerstrebend. »Genau. Ich kann es nicht riskieren, Leute von der ZUP-Aufklärung nach oben zu schicken. Wer weiß, welche Technik die Kobolde den Oberirdischen verkauft haben. Womöglich laufen meine Männer direkt in eine Falle. Sie als Menschen hingegen könnten sich unauffällig umsehen.«
»Butler, unauffällig?« Artemis lächelte amüsiert. »Das bezweifle ich.«
»Zumindest hat er nicht vier Beine und einen Schweif«, bemerkte Foaly.
»Gut, der Punkt geht an Sie. Und wenn es jemanden gibt, der Ihre Schmuggler dingfest machen kann, dann ist es zweifellos Butler. Aber...«
Na bitte, dachte Holly. Artemis Fowl macht nichts umsonst.
»Aber?«, hakte Root nach.
»Wenn Sie wollen, dass ich Ihnen helfe, verlange ich etwas im Gegenzug.«
»Und das wäre?«, fragte Root argwöhnisch.
»Ich brauche eine Transportmöglichkeit nach Russland«, sagte Artemis. »An den Polarkreis, um genau zu sein. Und ich brauche Hilfe bei einem Rettungsversuch.«
Root runzelte die Stirn. »Nordrussland ist keine gute Gegend für uns. Der Sichtschild funktioniert dort nicht, wegen der Strahlung.«
»Nun, das sind meine Bedingungen«, sagte Artemis. »Der Mann, den ich retten will, ist mein Vater. Nach allem, was ich weiß, ist es vielleicht sogar schon zu spät. Ich habe also keine Zeit für lange Verhandlungen.«
Der Menschenjunge klang, als ob er es ernst meinte. Selbst Holly empfand für einen Moment so etwas wie Mitgefühl. Aber bei Artemis Fowl konnte man nie wissen, vielleicht war das Ganze nur Teil eines neuen hinterhältigen Plans.
Root traf schließlich die Entscheidung. »Einverstanden«, sagte er und streckte die Hand aus.
Artemis schlug ein. Elf und Mensch - ein historischer Augenblick.
»Gut«, sagte Root. »Foaly, wecken Sie den Großen auf und machen Sie einen kurzen Systemcheck bei dem Kobold-Shuttle.«
»Was ist mit mir?«, fragte Holly. »Zurück auf den Beobachtungsposten?«
Wäre Root nicht Commander gewesen, er hätte vermutlich laut gelacht. »Oh nein, Captain. Sie sind unsere beste Shuttlepilotin. Sie fliegen mit nach Paris.«
Kapitel 5
Papas Liebling
Koboi Laboratorien, Ostviertel, Haven City
Die Anlagen der Firma Koboi Laboratorien waren direkt in den Felsen von Havens Ostviertel gebaut. Das Gebäude war acht Stockwerke hoch und auf fünf Seiten von kilometerdickem Granit umgeben, so dass der Zugang nur von der Vorderseite möglich war. Die Geschäftsleitung hatte die Sicherheitsmaßnahmen verschärft, und wer wollte es ihr verübeln? Schließlich hatte es die B'wa Kell mit ihren Bandenanschlägen offenbar speziell auf Koboi abgesehen. Der Rat war sogar so weit gegangen, der Firma eine Genehmigung für den Einsatz von Spezialwaffen auszustellen, denn wenn Koboi stürzte, würde sie die gesamte Verteidigungsstruktur von Haven City mit sich reißen.
Ein B'wa-Kell-Kobold, der versuchte, den Hauptsitz der Firma Koboi Laboratorien zu stürmen, würde sofort von DNS-kodierten Betäubungskanonen attackiert, die jeden Eindringling durchleuchteten, bevor sie schossen. Im gesamten Gebäude gab es keinen toten Winkel, keine Möglichkeit, sich zu verstecken. Das System war absolut sicher.
Allerdings brauchten die Kobolde sich deswegen keine Sorgen zu machen. In Wirklichkeit war das Verteidigungssystem nämlich dazu gedacht, ZUP-Officer abzuwehren, die möglicherweise im falschen Augenblick herumschnüffelten. Denn Opal Koboi selbst finanzierte die Kobold-Bande und die Angriffe auf Koboi waren nichts als ein Ablenkungsmanöver, damit sich niemand allzu genau mit ihren Geschäften befasste. Die zierliche Wichtelin war das Superhirn, das hinter dem Batterieschmuggel und den gesteigerten kriminellen Aktivitäten der B'wa Kell steckte. Nun, zumindest eines der Superhirne. Aber warum tat sich ein Wesen von nahezu grenzenlosem Reichtum mit einer Bande verbrecherischer Kobolde zusammen?
* * *
Vom Tag ihrer Geburt an hatte niemand viel von Opal Koboi erwartet. Als Tochter einer Familie alteingesessener, reicher Wichtel am Principality Hill hätte sie, wenn es nach ihren Eltern ging, lediglich eine Privatschule besuchen, etwas Dekoratives im Kunstbereich studieren und einen passenden
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