Die Verschwörung
zukünftigen Geschäftsführer heiraten sollen.
Aus der Sicht ihres Vaters, Ferall Koboi, war die ideale Tochter mittelmäßig intelligent, einigermaßen vorzeigbar und natürlich gehorsam. Nicht wirklich Eigenschaften, die Opal auszeichneten. In Menschenjahren gerechnet, lief sie bereits im Alter von zehn Monaten ohne Stütze, und mit anderthalb Jahren verfügte sie über ein Vokabular von mehr als fünfhundert Wörtern. Noch vor ihrem zweiten Geburtstag hatte sie ihre erste Festplatte auseinander gebaut.
Wie sich bald zeigte, war Opal frühreif, eigensinnig und eine Schönheit. Eine gefährliche Kombination. Ferall hatte längst den Überblick verloren, wie oft er seine Tochter zurechtgewiesen und ihr gesagt hatte, sie solle das Geschäft den männlichen Wichteln überlassen. Irgendwann brach sie dann den Kontakt zu ihm ganz ab. Ihre offenkundige Feindseligkeit war besorgniserregend.
Und Ferall hatte Recht, sich Gedanken zu machen. Sie war gerade auf dem College, da hatte sie nichts Dringenderes zu tun, als ihr Studium der Kunstgeschichte fallen zu lassen und sich für den fast ausschließlich von männlichen Unterirdischen besuchten Studiengang Maschinenbau einzuschreiben. Kaum hatte sie ihr Diplom in der Hand, gründete Opal ihre eigene Firma, in direkter Konkurrenz zu der ihres Vaters. Bald hatte sie ihre ersten Erfindungen patentieren lassen: einen Schalldämpfer, der zugleich als Energieverstärker funktionierte, ein 3D-Unterhaltungssystem und natürlich ihr Meisterwerk, die Double-Dex-Flügelserie.
Sobald Opal das Unternehmen ihres Vaters in den Konkurs getrieben hatte, kaufte sie die Aktien zum Spottpreis auf und führte die beiden Firmen unter dem Namen Koboi Laboratorien zusammen. Nach nur fünf Jahren verfügte Koboi über mehr Aufträge seitens der Sicherheitsbehörden als jede andere Firma. Und nach zehn Jahren hatte sie bereits mehr Patente auf ihren Namen angemeldet als irgendein anderes unterirdisches Wesen - von Foaly, dem Zentauren, einmal abgesehen.
Doch das genügte ihr nicht. Opal Koboi gierte nach der Art Macht, die seit den Tagen der Monarchie kein einzelner Unterirdischer mehr besessen hatte. Zum Glück wusste sie jemanden, der ihr helfen konnte, dieses besondere Ziel zu erreichen. Ein desillusionierter Officer der ZUP, den sie noch aus College-Zeiten kannte. Ein gewisser Briar Cudgeon...
Briar hatte gute Gründe, die ZUP zu hassen; schließlich hatte man es zugelassen, dass Julius Root ihn in aller Öffentlichkeit ungestraft demütigte. Und obendrein hatte man ihm nach seinem misslungenen Einsatz in der Artemis-Fowl-Affäre seinen Rang als Commander aberkannt.
Für Opal war es eine Kleinigkeit gewesen, Cudgeon bei einem Essen in einem von Haven Citys feineren Restaurants eine Wahrheitspille in den Drink zu schmuggeln. Zu ihrer Freude erfuhr sie, dass der herrlich verdrehte Cudgeon bereits einen Plan entwickelt hatte, um die ZUP stürzen. Einen ziemlich genialen Plan sogar. Das Einzige, was er brauchte, war ein Partner mit reichlich Gold und einer sicheren Basis. Opal war nur zu gern bereit, ihm beides zur Verfügung zu stellen.
Zusammengerollt wie eine Katze saß Opal auf ihrem Schwebesessel und verfolgte die Geschehnisse im Polizeipräsidium. Bei der Modernisierung des ZUP-Sicherheitssystems hatte sie von ihren Technikern überall versteckte Kameras einbauen lassen. Sie sendeten auf der gleichen Frequenz wie die Überwachungskameras des Polizeipräsidiums und bezogen ihren Strom aus der Wärmestrahlung der dort verlegten Glasfaserkabel - perfekt getarnt.
Da ging die Tür auf, und eine Stimme fragte ohne Einleitung: »Nun?«
Opal drehte sich nicht einmal um. Es konnte niemand anders sein als Briar Cudgeon. Nur er besaß den nötigen Zugangschip für ihr Allerheiligstes, implantiert im Fingerknochen.
»Die letzte Batterielieferung ist geplatzt. Ein Zufallstreffer der ZUP. Pech für uns.«
» D'Arvit! «, fluchte Cudgeon. »Aber was soll's. Wir haben genug auf Lager. Und die von der ZUP haben ja keine Ahnung, wofür wir sie brauchen.«
Opal seufzte. »Die Kobolde waren bewaffnet.«
»Sag bloß nicht...«
»Doch. Mit Softnose-Gewehren.«
Cudgeon schlug mit der Faust auf die Arbeitsfläche. »Diese Idioten! Dabei habe ich ihnen extra gesagt, sie sollen die Dinger nicht benutzen. Jetzt wird Julius natürlich ahnen, dass da was im Busch ist.«
»Und wenn schon« sagte Opal beschwichtigend. »Er kann uns nicht mehr aufhalten. Bis er kapiert hat, was wir vorhaben, ist es längst zu
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