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Die Verschwörung

Die Verschwörung

Titel: Die Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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die Startrampe zu bringen. Also musst du wohl oder übel mit der alten Klapperkiste vorlieb nehmen.«
    Holly schnallte sich im schalenförmigen Pilotensitz an. Die automatischen Gurte surrten ihr wie von selbst in die Hände. Für den Bruchteil einer Sekunde kehrte Captain Shorts gute Laune zurück. Sie war eine erstklassige Pilotin, die Beste ihres Jahrgangs. Auf ihrem Abschlusszeugnis hatte Commander Vinyäya vermerkt, Cadet Short könne eine Expresskapsel sogar durch eine Zahnlücke hindurch steuern. Das war allerdings nicht nur als Kompliment gemeint. Bei ihrem ersten Flugversuch hatte Holly nämlich die Kontrolle über die Kapsel verloren und direkt vor Vinyäyas Nase eine Bruchlandung hingelegt.
    Doch Hollys gute Laune verpuffte sofort wieder, als sie daran erinnert wurde, wer ihre Passagiere waren.
    »Ach, Captain Short«, riss Artemis sie aus ihren Gedanken und ließ sich auf dem Sitz des Copiloten nieder, »wissen Sie zufällig, wie weit das russische Terminal von Murmansk entfernt ist?«
    »Zivilisten hinter die gelbe Linie«, knurrte Holly, ohne auf seine Frage einzugehen.
    Doch Artemis ließ nicht locker. »Es ist sehr wichtig für mich. Ich plane schließlich einen Rettungsversuch.«
    Holly lächelte grimmig. »Das nenne ich Ironie - mein eigener Entführer bittet mich um Hilfe wegen einer Entführung.«
    Artemis rieb sich die Schläfen. »Holly, ich bin ein Verbrecher. Das ist nun mal das, was ich am besten kann. Und als ich Sie entführt habe, ging es mir nur um das Lösegeld. Ich hatte nie die Absicht, Sie in Gefahr zu bringen.«
    »Ach, tatsächlich?«, sagte Holly. »Und was war mit dem Troll und der Biobombe?«
    »Stimmt«, lenkte Artemis ein. »Manchmal lassen sich Pläne nicht so glatt vom Papier auf das Leben übertragen.« Er hielt inne und säuberte seine ohnehin perfekt manikürten Nägel. »Ich bin erwachsener geworden, Captain. Hier geht es um meinen Vater. Ich brauche so viele Informationen wie nur möglich, bevor ich der Mafija gegenübertrete.«
    Holly gab nach. Sie wusste, wie schwer es war, ohne Vater aufzuwachsen. Ihr eigener war gestorben, als sie gerade erst sechzig gewesen war. Vor mehr als zwanzig Jahren also. »Na gut, Menschenjunge, dann sperr mal die Ohren auf. Ich sage das nur einmal.«
    Artemis setzte sich auf. Butler reckte den Kopf ins Cockpit; er witterte eine Soldatengeschichte.
    »Im Verlauf der letzten zweihundert Jahre musste die ZUP wegen der technischen Fortschritte der Menschen über sechzig Terminals schließen. In den sechziger Jahren haben wir uns aus dem nordwestlichen Russland zurückgezogen, nachdem die ganze Kola-Halbinsel radioaktiv verseucht war. Wir Unterirdischen vertragen die Strahlung nicht, weil wir nie Abwehrkräfte dagegen entwickelt haben. Genau genommen war da gar nicht viel zu schließen, nur ein C-Klasse-Terminal und ein paar Tarnprojektoren. Das Erdvolk war ohnehin nicht besonders scharf auf die Arktis, so kalt, wie es da ist. Alle waren froh, dass sie von dort verschwinden konnten. Um also deine Frage zu beantworten: Es gibt ein verlassenes Terminal mit minimaler Oberflächenausstattung, nur etwa zwanzig Kilometer von Murmansk entfernt -«
    In dem Moment tönte Foalys Stimme aus der Funkanlage und unterbrach die ungewöhnlich friedliche Unterhaltung. »Okay, Holly, der Schacht ist jetzt freigegeben für den Start. Die Luft ist allerdings noch ziemlich heiß von der letzten Magmawoge, also lass es locker angehen.«
    Holly zog ihr Mikro zu sich heran. »Verstanden, Foaly. Halte die Strahlenschutzanzüge bei unserer Rückkehr bereit. Wir stehen ganz schön unter Zeitdruck.«
    »Dann drück nicht zu sehr auf die Tube, Holly«, gluckste Foaly. »Schließlich ist das Artemis' erster Schachtflug, da er und Butler auf dem Hinweg ja durch den Blick betäubt waren. Wir wollen ihm doch keine Angst machen.«
    Holly gab ein wenig mehr Gas als unbedingt notwendig. »Nein«, sagte sie boshaft, »das wollen wir nicht.«
    Artemis beschloss, die Sicherheitsgurte anzulegen. Eine gute Idee, wie sich bald zeigen sollte.
    Captain Holly Short jagte das klapprige Shuttle mit Vollgas über das Schwebegleis, das zur Startrampe führte. Die Steuerflossen bebten, und ein Funkenregen sprühte an den seitlichen Sichtluken vorbei. Holly schaltete die Kreiselstabilisatoren ein, damit die beiden Oberirdischen ihr nicht das Cockpit vollkotzten.
    Ihre Daumen legten sich auf die Turboschalter. »Na, dann wollen wir mal sehen, was die Kiste draufhat.«
    »Versuch nicht, einen

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