Die Verschwörung
schlitzte das Klebeband auf. In der Verpackung befand sich, gut gepolstert von Hundert-D-Mark-Scheinen, ein kleines, flaches Gerät, wie ein tragbarer CD-Player, aber aus einem sonderbaren schwarzen Metall, das das Licht aufzusaugen schien. Luc hätte jetzt zum Empfang durchgeschaltet und seine Sekretärin angewiesen, keine Anrufe durchzustellen - wenn er einen Empfang und eine Sekretärin gehabt hätte. So jedoch stopfte er hastig einen Geldschein nach dem anderen in sein speckiges Hemd, als hätte er Angst, sie könnten sich in Luft auflösen.
Plötzlich klappte das Gerät auf wie eine Muschel, und ein winziger Bildschirm mit Lautsprechern kam zum Vorschein. Auf dem Display erschien ein Gesicht, in den Schatten verborgen. Außer einem Paar rot geränderter Augen konnte Luc nichts erkennen, aber das genügte bereits, um ihm eine Gänsehaut über den Rücken zu jagen.
Als das Gesicht jedoch zu sprechen begann, schwand Lucs Furcht wie von Zauberhand. Wovor hatte er nur Angst gehabt? Dieses Wesen war doch eindeutig ein Freund. Was für eine schöne Stimme, fast wie von einem Engelschor, allerdings aus nur einem Mund.
» Luc Carrère? «
Luc hätte fast geweint. Welche Poesie! »Oui. Der bin ich.«
» Bonsoir. Siehst du das Geld, Luc? Das gehört alles dir. « Cudgeon, der hundert Kilometer unter der Erdoberfläche saß, hätte fast die Mundwinkel zu einem Lächeln verzogen. Das war ja einfacher, als er gedacht hatte. Er war sich nicht sicher gewesen, ob die paar Funken Magie, die noch in seinem Hirn waren, ausreichen würden, um den Oberirdischen unter den Einfluss des Blicks zu bringen. Aber dieser Menschenmann schien ungefähr so viel Willenskraft zu haben wie ein hungriger Troll angesichts einer Pfütze voller Fluchkröten.
Luc hatte beide Hände voller Scheine. »Das ganze Geld? Für mich? Was muss ich denn dafür tun?«
» Nichts. Nimm es einfach und mach damit, was du willst. «
Luc Carrère wusste natürlich, dass man im Leben nichts umsonst bekam, aber diese Stimme... Sie klang so überirdisch, dass sie nur die Wahrheit sagen konnte.
» Und wo dies herkommt, gibt es noch mehr. Viel mehr. «
Luc, der gerade einen Hundert-D-Mark-Schein küssen wollte, hielt inne. »Noch mehr? Wieviel?«
Die roten Augen schienen zu glühen. » So viel du willst, Luc. Aber bevor ich es dir gebe, musst du mir einen Gefallen tun. «
Luc packte die Gier. »Kein Problem. Was denn für einen Gefallen?«
Die Stimme perlte so klar wie Quellwasser aus dem Lautsprecher. » Es ist ganz einfach und noch nicht mal illegal. Ich brauche Batterien, Luc. Tausende von Babybatterien, vielleicht sogar Millionen. Meinst du, du kannst sie mir besorgen? «
Luc überlegte kurz. Die Geldscheine kitzelten ihn am Kinn. Zufällig kannte er jemanden, der über die Seine regelmäßig ganze Schiffsladungen elektronischer Geräte in den Nahen Osten lieferte, darunter auch einen Haufen Batterien. Ein paar Schiffsladungen ließen sich bestimmt abzweigen.
»Batterien. Oui, certainement , die kann ich beschaffen.«
* * *
Und so ging es monatelang. Luc kontaktierte seinen Auftraggeber, sobald er die Ware hatte. Die Übergabe lief wie von selbst: Er stellte die Kisten mit den Batterien in seine Wohnung, und am nächsten Morgen waren sie verschwunden. An ihrer Stelle lag ein Bündel neuer Geldscheine. Natürlich waren es Blüten, hergestellt mit einem alten Koboi-Drucker, doch Luc bemerkte es nicht. Niemand außerhalb des Finanzministeriums würde es bemerken.
Ab und zu äußerte die Stimme aus dem Lautsprecher einen speziellen Wunsch, zum Beispiel ein paar Feuerwehranzüge. Aber Luc war jetzt schließlich ein Profi. Es gab nichts, was sich nicht mit einem Anruf erledigen ließ. Innerhalb von sechs Monaten war er aus seinem Einzimmer-Apartment in einen luxuriösen Loft in Saint Germain umgezogen, was natürlich die Sûreté und Interpol misstrauisch gemacht hatte, aber davon wusste Luc nichts. Er wusste nur, dass er zum ersten Mal in seinem korrupten Leben richtig Kohle scheffelte.
Eines Morgens lag wieder ein Päckchen auf der Marmorplatte seines neuen Schreibtischs. Diesmal war es größer, unförmiger. Luc machte sich jedoch keine Gedanken. Wahrscheinlich winkte noch mehr Geld.
Als er den Karton aufriss, fand er darin einen Kasten aus Aluminium und eine Sprechbox wie beim ersten Mal.
Die Augen warteten schon auf ihn. » Bonjour, Luc. Ca va? «
»Oui, merci«, antwortete Luc, von der ersten Silbe an im Bann des Blicks .
» Heute habe
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