Die Verschwörung
Schutzschild. Sie freuen sich bestimmt über die Ehre, den Prototyp hier testen zu dürfen. Sobald Sie das Display berühren, erzeugt der Mikroreaktor im Umfeld von einem Meter eine Schutzhülle aus dreiphasigem Licht. Nutzlos bei Projektilen, aber Lasergeschosse und Schlagwellen hält sie ab.«
»Hmm«, sagte Butler zweifelnd. »Lasergeschosse haben wir oben auf der Erde eher selten.«
»Dann benutzen Sie's halt nicht. Ist mir doch egal.«
Butler betrachtete das winzige Gerät eingehend. »Nur einen Meter Radius? Und was ist, wenn etwas herausragt?«
Holly versetzte dem Diener einen spielerischen Schlag in den Bauch. »Dann, großer Mann, rate ich Ihnen, sich zu einer Kugel zusammenzurollen.«
»Ich werde versuchen, daran zu denken«, sagte Butler und schnallte sich das Instrument um das Handgelenk. »Und Sie beide versuchen, sich nicht gegenseitig umzubringen, während ich weg bin.«
Artemis war überrascht, was nicht oft vorkam. »Während Sie weg sind? Sie erwarten doch wohl nicht im Ernst, dass ich hierbleibe!«
»Keine Sorge«, erwiderte Butler und deutete auf sein Auge. »Sie können alles über die Iriskamera verfolgen.«
Artemis schmollte nur kurz, dann setzte er sich wieder auf den Platz des Copiloten. »Ich verstehe schon. Ich würde Sie nur aufhalten, und das würde wiederum die Suche nach meinem Vater verzögern.«
»Wenn Sie darauf bestehen, können wir natürlich...«
»Nein. Jetzt ist nicht der passende Moment für kindisches Benehmen.«
Butler lächelte leise. Kindisches Benehmen war etwas, das man Master Artemis nun wirklich nicht vorwerfen konnte. »Wie viel Zeit habe ich?«, fragte er.
Holly zuckte die Achseln. »So lange, wie Sie brauchen. Aber je schneller Sie zurück sind, umso besser für alle Beteiligten.« Sie warf Artemis einen Blick zu. »Vor allem für seinen Vater.«
* * *
Trotz der schwierigen Situation war Butler in seinem Element. Das hier war das wahre Leben. Die Jagd. Mit seiner Halbautomatik unterm Arm nicht gerade wie in der Steinzeit, aber das Prinzip war dasselbe: Der Stärkere kommt durch. Und für Butler gab es keinen Zweifel daran, wer der Stärkere war.
Er folgte Hollys Wegbeschreibung, bis er zu einer Monteurleiter gelangte, und kletterte sie behände hinauf. Oben angelangt, stand er vor einer Metalltür, dem Ausgang des Terminals. Er wartete, bis das Licht darüber von Rot auf Grün wechselte und die Tarntür lautlos zur Seite glitt. Vorsichtig trat er nach draußen. Es war unwahrscheinlich, dass sich jemand unter der Brücke aufhielt, aber falls doch, würde es ihm angesichts seines dunklen Designeranzugs wohl schwer fallen, sich als Obdachloser auszugeben.
Eine leichte Brise strich ihm über den kahlgeschorenen Schädel. Die Morgenluft war eine Wohltat, vor allem nach den Stunden unter der Erde. Butler konnte gut nachvollziehen, wie sich die Unterirdischen fühlen mussten, nachdem die Menschen sie aus ihrer natürlichen Umgebung verdrängt hatten. Falls das Erdvolk je beschließen sollte, sein Reich zurückzuerobern, würde der Kampf nach allem, was er gesehen hatte, nicht lange dauern. Doch zum Glück für die Menschheit waren die Unterirdischen ein friedliebendes Volk, das keinen Krieg um Landbesitzrechte anzetteln würde.
Die Luft war rein. Butler betrat unauffällig den Uferweg und machte sich flussabwärts auf nach Saint Germain.
Zu seiner Rechten glitt ein Aussichtsboot vorbei, das eine Schar Touristen durch die Stadt schipperte. Butler schirmte automatisch sein Gesicht mit der Hand ab, für den Fall, dass einige der Touristen in seine Richtung fotografierten.
Der Leibwächter erklomm eine Steintreppe, die zur Straße hinaufführte. Hinter ihm ragten die beiden Türme von Notre-Dame in den Himmel, und zu seiner Linken kitzelte die berühmte Silhouette des Eiffelturms die Wolken. Zielstrebig ging Butler die breite Straße entlang und nickte unterwegs ein paar Französinnen zu, die stehen blieben und ihm nachblickten. In diesem Teil von Paris kannte Butler sich aus, da er hier einmal einen einmonatigen Urlaub verbracht hatte, um sich von einem besonders gefährlichen Einsatz für den französischen Geheimdienst zu erholen.
Er schlenderte die Rue Jacob entlang. Selbst zu dieser frühen Stunde war die schmale Straße bereits voll gestopft mit Autos und Lieferwagen. Fahrer drückten auf die Hupe, lehnten sich aus dem Fenster und ließen ihrem gallischen Temperament freien Lauf. Zwischen den Stoßstangen kurvten Mopeds hindurch, und hübsche
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