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Die Verschwörung

Die Verschwörung

Titel: Die Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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sind's, Mister Digger«, sagte er leicht verwirrt. »Ich dachte, ich hätte Sie gerade eben erst hier unten vorbeigehen hören.«
    »Nein«, sagte Mulch grinsend, »das ist heute Nacht das erste Mal.«
    »Nein. War vielleicht der Wind.«
    »Schon möglich. Allerdings sollte die Direktion bei der Miete dafür sorgen, dass es hier drinnen nicht zieht.«
    »Sehr wohl, Sir«, sagte Art. Immer den Gästen zustimmen, lautete die Geschäftsphilosophie.
    Im verspiegelten Fahrstuhl zog Mulch Diggums einen Teleskopstab aus der Tasche, um auf P für Penthouse zu drücken. Während der ersten Monate war er gesprungen, um an den Knopf zu kommen, aber das war eines Millionärs nicht würdig und er konnte nicht ausschließen, dass das Rumpeln bis zu Art an der Rezeption zu hören war.
    Lautlos glitt der Aufzug nach oben. Mulch widerstand dem Drang, den Oscar hervorzuholen. Es konnte schließlich jederzeit jemand zusteigen. So begnügte er sich mit einem ausgiebigen Schluck aus seiner Flasche mit irischem Quellwasser, das der Reinheit des unterirdischen Wassers noch am nächsten kam. Sobald er die Statue verstaut hatte, würde er sich ein kaltes Bad einlaufen lassen und seinen Poren etwas zu trinken geben. Sonst würde er am nächsten Morgen beim Aufwachen womöglich im Bett festkleben.
    Die Tür des Apartments war mit einem Zahlencode gesichert, einer Sequenz aus vierzehn Ziffern. Ein bisschen Verfolgungswahn schadet nie, wenn man dem Gefängnis entgehen will. Obwohl die ZUP ihn für tot hielt, wurde er nie so ganz das Gefühl los, dass Commander Julius Root ihm eines Tages auf die Schliche kommen und nach ihm suchen würde.
    Für eine menschliche Behausung war das Dekor seiner Wohnung recht ungewöhnlich: jede Menge Lehm, Felsbrocken und Wasserspiele. Eher wie das Innere einer Höhle als eine exklusive Residenz in Beverly Hills.
    Die nördliche Wand schien aus einer einzigen schwarzen Marmorplatte zu bestehen. Schien, wohlgemerkt. Bei näherem Hinsehen entdeckte man einen Ein-Meter-Flachbildschirmfernseher, einen DVD-Spieler und eine getönte Glasscheibe. Mulch wuchtete eine Fernbedienung hoch, die größer war als sein Bein, und öffnete mit einem weiteren komplizierten Zahlencode die verborgene Vitrine. Darin standen drei Reihen Oscars. Er platzierte den von Maggie V. auf dem bereit liegenden Samtuntersetzer und wischte sich eine imaginäre Träne aus dem Augenwinkel.
    »Ich danke der Academy für diese Auszeichnung«, kicherte er.
    »Sehr rührend«, sagte eine Stimme hinter ihm. Mulch knallte die Vitrinentür so heftig zu, dass das Glas einen Sprung bekam.
    Da stand ein Menschenjunge neben dem Steingarten. In seinem Penthouse! Der Junge sah seltsam aus, selbst für einen Oberirdischen. Er war ungewöhnlich blass und schmal, hatte rabenschwarzes Haar und trug eine Schuluniform, die wirkte, als hätte man sie über zwei Kontinente geschleift.
    Die Haare auf Mulchs Kinn versteiften sich. Der Junge bedeutete Ärger. Zwergenhaar irrte sich nie.
    »Ihr Sicherheitssystem ist ja ganz nett«, fuhr der Junge fort. »Ich habe tatsächlich mehrere Sekunden gebraucht, um es zu überlisten.«
    Da wusste Mulch, dass er in Schwierigkeiten war. Die Menschenpolizei brach schließlich nicht in anderer Leute Wohnungen ein.
    »Wer bist du, Menschenjunge?«
    »Ich glaube, die Frage ist eher, wer Sie sind? Der eigenbrötlerische Millionär Lance Digger? Der berüchtigte Goldfinger? Oder sind Sie, wie Foaly annimmt, der entflohene Gefangene Mulch Diggums?«
    Der Zwerg rannte los, angetrieben von einem letzten Rest Gas aus seinen Gedärmen. Er hatte keine Ahnung, wer dieser Menschenjunge war, aber wenn Foaly ihn geschickt hatte, war er ein Kopfgeldjäger der einen oder anderen Art.
    Mulch schoss durch den abgesenkten Salon auf seinen Fluchtweg zu. Er war der Grund dafür gewesen, dass er dieses Haus als Wohnort gewählt hatte. Das Gebäude, das Anfang des neunzehnten Jahrhunderts gebaut worden war, hatte einen mächtigen Schornstein, der sich mitten durch sämtliche Stockwerke zog. Als in den fünfziger Jahren eine Zentralheizung eingebaut worden war, hatte der Bauunternehmer den Schacht einfach mit Erde gefüllt und mit einer Betonplatte verschlossen. Der Zwerg hatte die Erdader sofort gerochen, als sein Immobilienmakler die Tür geöffnet hatte. Im Handumdrehen hatte er den alten Kamin freigelegt und den Beton entfernt, und fertig war der Fluchttunnel.
    Im Laufen knöpfte er seine Poklappe auf. Der seltsame Junge machte keinerlei Anstalten, ihn zu

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