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Die Verschwörung

Die Verschwörung

Titel: Die Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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verfolgen. Warum auch? Schließlich kohnte er ja nirgends hin.
    Der Zwerg gönnte sich eine Sekunde, um einen Abschiedsspruch loszulassen. »Lebend kriegst du mich nie, Menschenjunge. Sag Foaly, er soll keinen Oberirdischen schicken, um einen Unterirdischen zu fangen.«
    Du meine Güte, dachte Artemis und massierte sich die Stirn. Immer diese Hollywoodsprüche.
    Mulch Diggums riss einen Korb mit Trockenblumen vom Kamin, hakte seinen Unterkiefer aus und tauchte direkt in die jahrzehntealte Erde. Sie war nicht gerade nach seinem Geschmack. Die Mineralien und Nährstoffe waren seit langem verbraucht, und alles schmeckte nach Ruß und Asche. Aber immerhin war es Erde, und dies war, wofür Zwerge geboren waren. Mulch spürte, wie die Angst von ihm abfiel. Hier konnte ihn kein lebendes Wesen fangen. Er war in seinem Reich.
    In rasender Geschwindigkeit fraß sich der Zwerg durch die Stockwerke nach unten, wobei unterwegs die eine oder andere Wand nachgab. Mulch hatte so eine Ahnung, dass er seine Mietkaution nicht wiedersehen würde, selbst wenn er noch da wäre, um sie in Empfang zu nehmen.
    In etwas mehr als einer Minute hatte er die Garage im Untergeschoss erreicht. Er hakte den Kiefer wieder ein, schüttelte sein Hinterteil, um eventuelle Gasblasen zu lösen, und taumelte dann durch das Gitter. Der speziell für ihn umgebaute Geländewagen stand bereit, voll getankt, verdunkelt und startklar.
    »Und tschüss«, sagte der Zwerg voller Schadenfreude und griff nach den Schlüsseln, die ihm an einer Kette um den Hals hingen.
    Da tauchte plötzlich Holly aus dem Nichts direkt vor seiner Nase auf. »Wie war das?«, fragte sie und schaltete ihren Elektrostock auf höchste Stufe.
    Mulch Diggums erwog seine Fluchtmöglichkeiten. Der Kellerboden war aus Asphalt, und der war tödlich für Zwerge, verschloss ihre Eingeweide wie Klebstoff. Die Ausfahrt wurde blockiert von einem riesigen Oberirdischen. Den hatte Mulch schon mal gesehen, und zwar in Fowl Manor. Dann musste der Junge oben in seinem Penthouse der berüchtigte Artemis Fowl sein. Direkt vor ihm stand Captain Short, und sie sah nicht besonders friedfertig aus. Also blieb ihm nur ein Weg: zurück in den Kaminschacht, ein paar Stockwerke hinauf um sich in einer der anderen Wohnungen zu verstecken.
    Holly grinste. »Nur zu, Mulch, wenn du dich traust.« Mulch machte kehrt und sprang erneut in den Schacht, auf einen heftigen Schmerz im Hinterteil gefasst. Er wurde nicht enttäuscht. Wie hätte Holly ein solches Ziel auch verfehlen können?
     
     
    Schacht E116, Los Angeles
     
    Der Shuttlehafen von Los Angeles lag zehn Kilometer außerhalb der Stadt, verborgen hinter der holographischen Projektion einer Sanddüne. Commander Root wartete im Shuttle auf sie. Er hatte sich immerhin genug erholt, um spöttisch zu grinsen.
    »Na, sieh mal einer an«, grunzte er und hievte sich von der Liege, ein frisches Medi-Pac vor die Brust geschnallt. »Wenn das nicht mein Lieblingsgefangener ist, auferstanden von den Toten.«
     
    Mulch Diggums nahm sich ein Glas Tintenfischpastete aus dem persönlichen Kühlschrank des Botschafters.
    »Wie kommt es eigentlich, dass Sie mir nie einen privaten Besuch abstatten, Julius? Immerhin habe ich Ihnen damals in Irland die Karriere gerettet. Ohne mich hätten Sie nie erfahren, dass Fowl eine Kopie des Buchs besitzt.«
    Wenn Root kochte, wie es jetzt der Fall war, hätte man an seinen Wangen Marshmallows rösten können.
    »Wir hatten eine Vereinbarung, Gefangener. Die haben Sie nicht eingehalten. Und deshalb hole ich Sie mir jetzt.«
    Mit seinen Stummelfingern schöpfte Mulch die Pastete aus dem Glas.
    »'n bisschen Käfersauce wär nicht schlecht«, bemerkte er.
    »Genießen Sie's, solange Sie können, Diggums, denn Ihre nächste Mahlzeit wird Ihnen durch eine Türklappe geschoben.«
    Der Zwerg lehnte sich im gepolsterten Sessel zurück. »Gemütlich.«
    »Finde ich auch«, stimmte Artemis ihm zu. »Muss eine Art Gelfüllung sein. Wahrscheinlich ziemlich teuer.«
    »Auf jeden Fall bequemer als ein Knastshuttle. Ich weiß noch, wie sie mich geschnappt haben, als ich 'nem Texaner einen Van Gogh verkaufen wollte. Das Shuttle, in dem sie mich nach unten gebracht haben, war nicht größer als ein Mauseloch. Und in der Nachbarzelle saß ein Troll. Da stank's vielleicht!«
    Holly grinste. »Das hat der Troll auch gesagt.«
    Root wusste, dass Mulch Diggums ihn absichtlich reizte, aber ihm platzte trotzdem der Kragen. »Passen Sie auf, Gefangener, ich bin nicht

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