Die Verschwörung
quer durch die halbe Erde gereist, um mir Ihre Abenteuergeschichten anzuhören. Also halten Sie die Klappe, bevor ich Sie zutackere.«
Doch so leicht war der Zwerg nicht zu beeindrucken. »Nur aus Neugier, Julius, warum sind Sie denn überhaupt so weit gereist? Der große Commander Root kommt mit einem Botschaftershuttle angeflogen, um mich kleinen Ganoven einzusammeln? Das nehme ich Ihnen nun wirklich nicht ab. Also, was ist los? Und was haben die Oberirdischen hier zu suchen?« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf Butler »Vor allem der da.«
Der Diener grinste. »Sie erinnern sich also an mich? Mir scheint, Sie schulden mir noch was.«
Mulch schluckte. Butler und er waren sich schon begegnet, und das war für den Menschenmann nicht gut ausgegangen. Mulch hatte ihm eine volle Ladung Zwergengas entgegengeschleudert, was für einen Leibwächter von Butlers Format ziemlich peinlich war, von den Schmerzen ganz zu schweigen.
Commander Root musste lächeln, obwohl ihm eigentlich gar nicht danach zumute war. »Okay, Mulch, Sie haben Recht. Es ist etwas im Gange. Etwas Wichtiges.«
»Dachte ich's mir doch. Und wie üblich brauchen Sie mich, um Ihnen die Drecksarbeit abzunehmen.« Mulch rieb sich das Hinterteil. »Mich anzugreifen ist allerdings nicht gerade die richtige Taktik. Ein bisschen weniger hätte gereicht, Captain Short. Das gibt 'ne Narbe.«
Holly legte die Hand hinter ihr spitzes Ohr und blickte sich in der Runde um. »Hat jemand was gehört? Ich nicht. Interessiert ja auch nicht die Bohne. Und nach allem, was ich gesehen habe, haben Sie sich von dem ZUP-Gold ein verdammt schönes Leben gemacht, Mulch.«
»Wissen Sie eigentlich, was mich die Wohnung gekostet hat? Allein für die Kaution müssten Sie vier Jahre schuften. Und dieser Ausblick! In dem Schuppen hat vorher mal ein Filmregisseur gewohnt.«
Spöttisch zog Holly die Augenbraue hoch. »Freut mich, dass das Geld sinnvoll angelegt worden ist. Nicht auszudenken, wenn Sie es verschwendet hätten.«
Mulch Diggums zuckte die Achseln. »Was wollen Sie, ich bin ein Dieb. Dachten Sie vielleicht, ich mache ein Heim für Obdachlose auf?«
»Nein, Mulch, auf die Idee wäre ich komischerweise nie gekommen.«
Artemis räusperte sich. »Dieses Wiedersehen ist ja wirklich rührend. Aber während Sie hier geistreiche Konversation betreiben, sitzt mein Vater frierend in der Arktis.«
Der Zwerg zog den Reißverschluss seines Anzugs hoch. »Sein Vater? Sie wollen, dass ich Artemis Fowls Vater rette? Aus der Arktis?« In seiner Stimme lag echte Panik. Eis verabscheuten Zwerge fast genauso sehr wie Feuer.
Root schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, es wäre so einfach. Und in ein paar Minuten werden Sie sich das auch wünschen.«
Mulch Diggums' Barthaare krümmten sich in unguter Vorahnung. Und wie hatte seine Großmutter immer gesagt? Hör auf deine Haare, Mulch, hör auf deine Haare.
Kapitel 12
Zurück zum Ausgangspunkt
Kommandozentrale
Foaly dachte nach. Ununterbrochen. In seinem Gehirn sprangen die guten Ideen nur so umher wie Maiskörner in der Popcornmaschine. Aber er konnte nichts daraus machen. Er konnte nicht einmal Julius Root anrufen und ihn mit seinen hanebüchenen Plänen nerven. Die einzige »Waffe«, die dem Zentauren noch zur Verfügung stand, war Artemis Fowls Laptop. Es war, als trete er mit einem Zahnstocher in der Hand gegen einen Troll an.
Obwohl der Menschencomputer auf seine altmodische Weise durchaus brauchbar war. Das mit der E-Mail hatte ja schon mal geklappt. Vorausgesetzt, es war noch jemand am Leben, um sie zu lesen. Und in den Deckel war eine kleine Kamera für Videokonferenzen eingelassen - eine absolute Neuheit bei den Oberirdischen. Bisher hatten sie lediglich über Text oder Klangwellen kommuniziert. »Barbaren«, murmelte Foaly herablassend. Aber diese Kamera lieferte sogar eine recht hohe Qualität, mit mehreren Filtereinstellungen.
Hätte er es nicht besser gewusst, er hätte geschworen, dass da jemand Zugriff auf Elfentechnik hatte.
Mit dem Huf drehte Foaly den Laptop so, dass die Kameralinse auf die Wandmonitore gerichtet war. Komm schon, Cudgeon, dachte er. Hier ist das Vögelchen.
Er brauchte nicht lange zu warten. Nach ein paar Minuten belebte sich einer der Bildschirme, und Cudgeon erschien, eine weiße Flagge in der Hand.
»Wie rührend«, bemerkte Foaly sarkastisch.
»Ja, nicht?«, erwiderte der Elf und schwenkte die Fahne theatralisch. »Die brauche ich nachher noch.« Er drückte auf einen
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