Die Verschwoerung der Fuersten
der Name meines Hauses auf derartige Weise beschmutzt wird. Gebt mir Genugtuung! Gestattet mir …«
Zu Bandolfs Erleichterung brachte ihn Heinrich mit einer Geste zum Schweigen. »Wir wollen den Burggrafen zu Ende anhören. Dann werden Wir entscheiden.«
Detmar erhob sich und warf Bandolf einen Blick zu, der nichts Gutes verhieß, als er zurück an seinen Platz trat.
»Welchen Grund habt Ihr für diese Anschuldigung?«, wollte der König von Bandolf wissen.
»Das ergibt sich aus der Wesensart der beiden Männer«, erklärte Bandolf. »Wie der Gerber frönte auch Ludger dem Glücksspiel und der Zecherei, und anstatt sich an seinesgleichen zu halten, suchte er sein Vergnügen unter dem Gesindel der Stadt. Ihr habt mir davon erzählt, erinnert Ihr Euch?«, wandte er sich an Sigurt, der nur mit einem Achselzucken antwortete. Befriedigt nahm Bandolf es zur Kenntnis und fuhr fort. »Bei den verbotenen Gelagen auf dem Friedhof
sind sich Ludger und Schnorr begegnet. Als der Gerber dann in jener Nacht auf dem Pfalzhof Ludger erkannte, hielt er das für eine günstige Gelegenheit, seine misslichen Verhältnisse aufzubessern.«
»Ach, das ist doch blanker Unsinn«, sagte Sigurt verächtlich. »Mein törichter Neffe wäre zu so einem Unterfangen niemals in der Lage gewesen. Dazu war er viel zu schwach.«
»Mein Sohn war nicht schwach«, fuhr Elgard ihn an. Für einen Moment starrte Sigurt sie wütend an, und Elgard senkte den Kopf.
Bandolf lächelte schmal. »Am Tag nach dem Überfall auf Adalbert von Bremen«, berichtete er weiter, »verließ Schnorr seine Gerbgrube nach der Sext und begab sich schnurstracks in die Hafergasse. Er sagte Ludger auf den Kopf zu, dass er ihn in der Nacht erkannt hatte, und hielt ihm den Stofffetzen als Beweis dafür unter die Nase. Dann forderte er eine Entlohnung für sein Schweigen. Ludger muss zu Tode erschrocken gewesen sein, dass ihn jemand beobachtet hatte. Er versuchte, den Gerber einstweilen zu beschwichtigen, und gab ihm ein paar Münzen. Dafür wollte er das Stoffstück haben. Aber Schnorr war gierig und wollte mehr. Er behielt das Pfand für sich. Und so beschloss Ludger, sich des unbequemen Mitwissers zu entledigen.«
»Alles nur Vermutungen«, hielt Detmar ihm zornig vor. »Wirre Spekulationen, die Ihr Euch da zusammengereimt habt.«
»Keineswegs. Alfrad, Euer Knecht, hat Teile dieses Gespräches belauscht und davon berichtet.«
»Ihr wollt einen altersschwachen Knecht anführen, der seine eigenen Fürze nicht mehr hören kann?«, spottete Sigurt.
Bevor Bandolf antworten konnte, hörte er Richenza murmeln: »Ich habe den Gerber doch an jenem Tag auch vor
dem Haus gesehen.« Sie warf Elgard einen entschuldigenden Blick zu, den Ludgers Mutter kalt erwiderte. Das Mädchen wurde blass und senkte den Kopf.
Erstaunt wollte Bandolf wissen, ob sie das Gespräch gehört hätte, aber Richenza presste schweigend die Lippen aufeinander.
»Sprecht laut, Mädchen«, forderte der junge König.
Richenza starrte auf ihre Hände, die sie in ihrem Schoß miteinander verkreuzte. »Ich kam von der Messe zurück, und da sah ich, dass Ludger mit diesem Mann zusammenstand«, erzählte sie mit dünner Stimme. »Ich hörte, wie der Mann zu Ludger sagte, er hätte ihn in der vergangenen Nacht bei seinem schändlichen Treiben erkannt. Ich versteckte mich schnell hinter der Hausecke, damit er mich nicht sehen konnte.« Ihre blassen Wangen färbten sich rot. »Ich war neugierig«, gestand sie. »Ich dachte … Nun ja, ich dachte, Ludger wäre vielleicht bei einem Frauenzimmer gewesen, und ich …« Hilflos zuckte sie mit den Schultern.
»Sprecht weiter.«
Richenza seufzte. »Ludger lachte, aber ich sah, dass er zornig war. Er sagte, der Gerber solle den Mund halten und sich nicht in Dinge einmischen, von denen er nichts verstünde. Dann flüsterten die beiden miteinander, und ich hörte nur noch, wie Ludger zu dem Gerber sagte, er solle sich nicht verspäten. Dann ging der widerliche alte Mann weg, und Ludger kehrte ins Haus zurück.«
»Warum habt Ihr mir das nicht schon früher gesagt?«, fragte Bandolf ärgerlich.
»Es erschien mir nicht wichtig. Ich hatte es einfach vergessen.«
Elgard hob die Brauen und schaute Bandolf hochmütig ins Gesicht. »Sind diese mageren Worte Euer einziger Beweis für eine Schuld meines Sohnes?«, höhnte sie.
»Durchaus nicht. Denn wenn ich mich nicht sehr irre,
dann gibt es da noch etwas, das Ludger als Angreifer auf Seine Eminenz überführt. Habe ich Recht,
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