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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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handelt?«
    »Dann glaubt Ihr also, jemand aus dem Gefolge des Königs hätte den Erzbischof von Bremen angegriffen?«
    Bandolf zuckte mit den Schultern. »Bruder Goswin sagte, es gehe auch das Gerücht, dass Adalbert vom König die Reichsabteien Lorsch und Corvey für sein Erzbistum gefordert hat. Und wie es scheint, ist Heinrich drauf und dran, ihm diese Gunst zu gewähren. Die beiden Klöster sind reich und mächtig und wollen ihre Unabhängigkeit als Reichsabteien natürlich behalten. Wer weiß schon, mit welchen Mitteln?«, antwortete er und fügte kopfschüttelnd hinzu: »Dieser Mann hat mehr Feinde als ich Ratten im Keller.«
    Matthäa raffte ihr Nähzeug zusammen und stand auf. »Ich bin mir ganz sicher, dass Ihr den Täter finden werdet«, sagte sie und strich ihm liebevoll über die stoppelige Wange.
    Der Burggraf warf ihr einen zärtlichen Blick zu. Eine rotblonde Strähne hatte sich aus ihrem aufgesteckten Haar gelöst und umschmeichelte ihr Gesicht. Sie schien viel heiterer zu sein als in den vergangenen Tagen, fand Bandolf und beglückwünschte sich, dass er Prosperius‘Rat befolgt und
auf dem Markt einen Pfau anstelle der Gans für sie erstanden hatte. Ihre Freude darüber war offenkundig gewesen. Für einen Moment erwog er, sie zu fragen, wohin sie am Morgen in dem merkwürdigen Aufzug unterwegs gewesen war, entschied dann aber, dass es im Grunde unwichtig war. Sicher hatte sie sich den schäbigen Mantel geborgt, weil ihr eigener schmutzig gewesen war. Matthäa war ihm eine gute Frau und gab ihm nicht oft Anlass, sich über sie zu ärgern, doch konnte sie auch hin und wieder recht starrköpfig sein, wenn sie sich beleidigt fühlte oder meinte, dass er sich in ihre Belange einmischte. Und er verabscheute es, wenn sie tagelang mit hochgerecktem Näschen durchs Haus spazierte und ihn in aller Höflichkeit ignorierte.
    Matthäa streckte sich und blinzelte ihn an. »Was werdet Ihr als Nächstes tun?«, unterbrach sie seine Gedanken.
    Ein verwegenes Grinsen breitete sich über Bandolfs Gesicht. »Das werde ich Euch oben in der Schlafkammer zeigen.«
    Matthäa lachte.
     
    Hinreichend gestärkt durch etliche Humpen Bier und voller Befriedigung über seine eigene Schlauheit, schlurfte Schnorr, der Gerber, die Cappelgasse entlang. Eine halbe Mondscheibe am Nachthimmel begleitete seine unsicheren Schritte und den Gassenhauer, den er misstönend vor sich hin summte.
    Was für ein Glück, dass es heute Mondlicht gibt, dachte er.
    In der Zwerchgasse war er über einen Hundekadaver gestolpert und in einen Abfallhaufen gefallen, und dabei hatte er seine Lampe verloren. Er hatte den ganzen Müll danach durchwühlt, sie aber nicht wiederfinden können. Zunächst hatte er seinen Verlust mit wüsten Flüchen bedacht, bis ihm eingefallen war, dass er heuer auf dem Markt einfach
eine neue Lampe erstehen konnte; eine gute Lampe und feines Öl dazu, zusammen mit dem besten Friesenstoff für einen neuen Kittel und Beinlinge.
    Schnorr strauchelte erneut und fing seinen Sturz am Holzpfosten einer Hauswand ab. Er kicherte über sein Missgeschick. »Und falls mein altes Weib mich morgen früh nicht angeifert, dann soll sie auch ein neues Tuch kriegen«, raunte er dem Pfosten vertraulich zu, während er sich wieder aufrappelte. »Oder vielleicht sage ich ihr besser nichts davon. Die Weiber können den Hals doch nicht voll genug bekommen, wenn sie irgendwo ein gefülltes Säckel vermuten.«
    Unwillkürlich tastete er nach seinem schäbigen Beutel, der an der Schnur um seine Hüfte hing. Das leise Klimpern darin entlockte ihm ein zufriedenes Lächeln, das urplötzlich wieder verschwand. Er umklammerte seinen kostbaren Beutel und sah sich hastig um. Ob außer ihm sonst noch jemand den anheimelnden Klang gehört hatte? Womöglich ein Beutelschneider, der ihm an der nächsten Ecke auflauern würde? Und war da nicht ein verdächtiges Kratzen gewesen, direkt hinter ihm? Gut, dass er nicht alles mitgenommen, sondern einen Teil seines kleinen Schatzes im Boden unter seiner Bettstatt vergraben hatte. Er lauschte, doch die Nacht war still, und auf der Gasse war niemand zu sehen.
    Schnorr seufzte erleichtert auf und setzte seinen Weg fort. Er hatte es nicht mehr weit. Hinter dem Saugässchen begann das Gerberviertel, und dann noch ein paar Schritte weiter und er war dort, wo er hinwollte.
    Als er an seiner Hütte vorbeischlurfte, den Gerbgruben zu, warf Schnorr einen abfälligen Blick auf den morschen Holzverschlag, hinter dem seine

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