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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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und ihm wütende Flüche hinterherriefen.
    Als er sein Pferd in Richtung Südosten auf dem Weg nach Roxheim durch den Wald lenkte, der Worms von den sumpfigen Auen des Rheins trennte, begann sein Zorn langsam zu verrauchen. Zurück blieb die Furcht, die ihn jäh bei der Vorstellung überfallen hatte, dass seine Frau sich den quacksalbernden Händen einer Kräuterdrude ausgeliefert hatte. In seiner Jugend hatte er grausige Bekanntschaft mit einer solchen Vettel gemacht. Das entsetzliche Sterben ihres Opfers stand noch immer deutlich vor seinen Augen, und er schauderte bei der Vorstellung, was der Trank, den sein Weib zu sich genommen hatte, anrichten mochte.
    Ich hätte sie prügeln sollen, dachte er verdrossen und schalt sich einen weichherzigen Narren. Unwillkürlich gab er seinem Braunen die Sporen.
    Wie Hildrun es beschrieben hatte, fand der Burggraf die Hütte der Kräuterdrude auf einer sanften Anhöhe inmitten einer Waldlichtung. Rauch stieg aus einer Öffnung im Dach
auf. Die Kräuterdrude war also zuhause. Bandolf saß in einiger Entfernung ab und band sein Pferd an einen Baum. Dann stürmte er mit grimmigem Gesicht den Pfad hinauf zur Hütte und riss die niedrige Holztür so heftig auf, dass die Angeln protestierend quietschten.
    Was jedoch als gebieterischer Auftritt gedacht gewesen war, schlug fehl. Bei seinem ungestümen Eintritt stolperte der Burggraf über einen Tonkrug, ruderte wild mit den Armen, um nicht zu stürzen, und riss dabei noch eines der Kräuterbündel herunter, die vom Dachgebälk baumelten. Knapp vor der Kräuterfrau kam er endlich zum Stehen, rot im Gesicht vor Zorn und Verlegenheit.
    »Willkommen, Burggraf«, sagte Garsende mit einem Lachen in der Stimme.
    Auf den ersten Blick herrschte das Durcheinander in der Hütte vor. Überall standen Töpfe und Krüge in allen Grö ßen zwischen Flechtkörben und Kästchen aus Holz, und die aufgebockte Holzplatte zwischen Bank und Schemel verschwand unter der Last von Schüsseln, Schneidbrett und Utensilien zum Hacken, Rühren und Zerstoßen. Federn eines halb gerupften Huhnes, die bei Bandolfs Eintritt aufgestoben waren, schwebten in der Luft und hefteten sich an die Kräutersträuße und Pflanzenbündel, die von der Decke hingen. Dennoch wirkte die kleine Kammer sauber, und sie roch auch nicht nach Moder und Fäulnis, wie Bandolf erwartet hatte.
    »Womit kann ich Euch wohl dienlich sein?«, fragte Garsende, während sie die Scherben des Krugs aufhob, über den Bandolf gestolpert war.
    Sie mochte um wenige Jahre älter sein als Matthäa, und ihre schlanke Gestalt reichte beinahe an seine heran. Braunes Haar, ordentlich zu einem langen Zopf geflochten, umrahmte ihr schmales Gesicht. Nur die großen dunklen Augen und ein schön geschwungener Mund verliehen ihren
herben Zügen einen gewissen Reiz. Hätte sie nicht ein so schlichtes, an etlichen Stellen schon geflicktes Gewand getragen, so hätte sie mit ihrer gepflegten Rede sogar für eine Frau von Stand gelten können.
    Bandolf, der hier die Vorhölle und die schmutzige Vettel seiner Erinnerung vorzufinden erwartet hatte, blinzelte verunsichert und klaubte seinen Zorn zusammen.
    »Du kannst mir sagen, womit du mein Weib vergiftet hast«, knurrte er.
    Garsende schaute auf. »Ich habe nichts dergleichen getan. Ich bin Heilerin und keine Giftmischerin«, sagte sie ärgerlich. »Die Kräuter, die ich Eurer Gattin mitgegeben habe, sind völlig harmlos.«
    »Völlig harmlos, wie?«, höhnte Bandolf. »Und ehe ich mich versehe, spuckt mein Weib Schleim und Galle.«
    Garsende stand auf und legte die Scherben auf den Tisch. »Das ist doch Unsinn«, beteuerte sie, doch Bandolf ließ sie nicht ausreden. »Ich werde nicht dulden, dass du hier noch länger dein Unwesen treibst. Du wirst von hier verschwinden. Und wenn ich dich noch einmal hier antreffe, dann wirst du es bereuen!«, drohte er.
    »Hat sich nun plötzlich jedermann mit Rang und Namen gegen mich verschworen?«, rief sie aufgebracht.
    »Was soll das heißen?«
    Garsende biss sich auf die Lippen. »Ach, nichts weiter«, winkte sie ab. Entschieden fügte sie hinzu: »Die Hütte und das Waldstück, auf dem sie steht, ist mein Eigen, und dafür gibt es Schrift und Siegel. Ihr seid der Burggraf von Worms, doch außerhalb der Stadtmauer habt Ihr keine Befugnis, mich von hier zu vertreiben. Oder wollt Ihr den Landgrafen bemühen? Oder gar den Bischof?«
    Bandolf setzte zu einer scharfen Erwiderung an, doch jetzt ließ sie ihn nicht zu Wort kommen.

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