Die Verschwoerung der Fuersten
Matthäa rührte sich, kuschelte sich fröstelnd in die Pelze und schaute ihrem Gatten zu, wie er die Katze am Genick packte und vor die Tür setzte. »Ihr seid schon wach?«, fragte sie träge blinzelnd.
»Die Katze hat mich geweckt«, antwortete er, schloss den Fensterladen und kehrte zur Schlafstatt zurück.
»Das geschieht Euch nur recht«, sagte Matthäa. »Wie oft habe ich Euch schon gesagt, Ihr sollt nachts den Laden zumachen, damit …« Bandolf beugte sich über sie und verschloss ihren Mund mit einem Kuss. Als er ihre Lippen wieder freigab, japste sie nach Luft und lachte. »Am frühen Morgen schon so stürmisch?« Sie streckte die Arme aus, und Bandolf warf sich neben sie auf die Bettstatt. Ein Becher, der neben Matthäas Seite auf dem Boden gestanden hatte, fiel um, als Bandolf seine Arme um seine Frau schlang. Der Inhalt sickerte in die Binsen und verströmte einen merkwürdigen Duft.
»Was ist das für ein Geruch?«, fragte Bandolf, während er
sich mühte, die Felle, in die sich Matthäa gewickelt hatte, von ihrem Körper zu streifen.
»Nur ein Trank, den mir die Kräuterfrau gegeben hat«, murmelte Matthäa und drängte ihm entgegen.
Bandolf stieß sie schroff zurück und richtete sich auf. Sein Gesicht war plötzlich weiß vor Zorn, und seine winterblauen Augen schossen Blitze, als er sie anbrüllte: »Ihr seid bei einer dieser gottverdammten Zauberdruden gewesen?«
Matthäa, erschrocken von dem heftigen Ausbruch, konnte nur nicken.
»Herrgott, Weib! Seid Ihr von allen guten Geistern verlassen?«, schrie Bandolf, und seine Stimme überschlug sich. »Wollt Ihr Euch umbringen?« Er griff nach dem Becher, roch daran und schleuderte ihn mit angewidertem Gesicht an die Wand. Dann sprang er auf.
Matthäas Augen füllten sich mit Tränen, und sie schüttelte den Kopf. Bandolf packte ihr Handgelenk. »Heraus damit! Wie lange schleicht Ihr Euch schon heimlich davon?« Sein barscher Ton und die unsanfte Behandlung entfachten nun auch in Matthäa den Zorn. Sie riss ihre Hand aus seinem festen Griff. »Was fällt Euch ein, mich so grob zu behandeln?«, schrie sie aufgebracht zurück und rieb ihr Gelenk. »Ich bin dort gewesen, weil ich es leid bin, dass mein Schoß leer bleibt, wo andere Frauen gesegnet sind.«
»Ihr könnt doch nicht ernsthaft glauben, das Teufelszeug dieser Kräuterdirnen würde dabei helfen?«, donnerte Bandolf.
Matthäa rang um Fassung und versuchte, ihren Ton zu mäßigen. »Ich weiß, warum Ihr so aufgebracht seid, aber glaubt mir, Ihr irrt Euch. Garsende ist Heilerin und tut nichts Verwerfliches.«
Aber Bandolf schenkte seiner Gattin keinen Blick mehr und warf sich stattdessen in seine Gewänder. Argwöhnisch
schaute Matthäa zu, wie er sich auch den Schwertgürtel umschnallte. »Was habt Ihr vor?«, fragte sie.
»Ich werde der Quacksalberei ein Ende bereiten und das Drudennest ausräuchern!«
Matthäa sprang von ihrer Bettstatt, schlang eines der Felle um ihren nackten Körper und versuchte, ihn am Arm festzuhalten. »Nein, das dürft Ihr nicht tun«, rief sie erschrocken.
»Und ob ich das tue!« Bandolf rauschte aus der Kammer und warf donnernd die Tür hinter sich zu.
Als der Burggraf die Treppe hinunterstapfte, sah er Filiberta in der Diele stehen. Die Magd bedachte ihren Herrn mit einem vorwurfsvollen Blick, drehte ihm dann ostentativ den Rücken zu und verschwand in der Halle. Hildrun lugte um die Ecke und zog rasch den Kopf zurück, als Bandolf ihrer ansichtig wurde. Der Burggraf stürmte in die Halle und packte Hildrun unsanft am Arm. »Wo bist du gestern Morgen mit deiner Herrin hingegangen?«, herrschte er sie an.
»Wir gingen gar nicht weit … Nur zu Garsende, zur Heilerin …«, stammelte Hildrun eilig.
»Und wo finde ich dieses Weib?«
Hildrun rollte ängstlich mit den Augen und tat dann ihr Bestes, um den Weg zu beschreiben.
Betreten sahen die beiden Mägde zu, wie Bandolf zornig aus der Halle stürzte und nach Jacob um sein Pferd brüllte.
KAPITEL 4
Als der Burggraf durch die Brotpforte hinaus aufs Land ritt, hatte sich bereits eine kleine Gruppe von Bauern der Umgebung vor dem Tor versammelt, die jeden Tag bei Sonnenaufgang, wenn die Pforten geöffnet wurden, in die Stadt drängten, um Eier, Kohl, Rüben und andere Feldfrüchte anzubieten. Bandolf, der es kaum erwarten konnte, die Quacksalberin, die sein häusliches Wohl bedrohte, in die Finger zu bekommen, preschte ungeduldig durch die wartende Menge hindurch, sodass die Bauersleute auseinanderstoben
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