Die Verschwoerung der Fuersten
Ärgerlich fuhr sie fort: »Was ist nur los mit der Welt? Unser Handwerk war
früher hoch angesehen, aber jetzt beginnt man uns scheel anzuschauen, redet schlecht gegen uns und will uns, so scheint es, allerorts vertreiben. Trüge ich einen Nonnenschleier oder wäre ich ein Mann mit Kutte und barbiertem Schädel und würde Euch ein Kraut anbieten, Ihr würdet es bedenkenlos schlucken.«
»Die Mönche und die frommen Frauen verhökern aber keine Zaubertränke, die die Menschen umbringen«, knurrte Bandolf. »Ich habe Weiber deiner Art gesehen und weiß, was sie anrichten.«
»Und wenn Ihr nun in Eurer Suppe ein paar harte Linsen findet, pickt Ihr sie dann heraus, oder schüttet Ihr gleich die ganze Suppe fort?«, konterte Garsende spitz. Sie schüttelte den Kopf und holte tief Luft. »Unter uns mag es Quacksalberinnen geben, das will ich zugeben. Aber gibt es nicht überall schwarze Schafe unter den weißen?«
Bandolf, dessen Wut langsam verebbte, brummte verdrossen etwas von Druden, die es verstanden, den Geist eines Mannes zu verwirren.
»Das sind nichts als dumme Reden«, versetzte Garsende. Ihre dunklen Augen blitzten. »Welchen Grund sollte ich denn haben, Eurer Gemahlin oder sonst jemandem Leid zuzufügen?«
»Weil du es nicht besser verstehst«, murrte Bandolf in seinen Bart, doch widerstrebend gestand er sich ein, dass in ihren Worten etwas Wahres lag.
Die Heilerin presste die Lippen aufeinander und schwieg. Einen langen Augenblick starrten sie sich an, als wollten sie aneinander Maß nehmen. Endlich senkte Garsende den Kopf und sagte: »Ich schwöre Euch bei meinem Seelenheil, dass mein Aufguss der Burggräfin nicht schadet. Der Trank wird sie des Nachts ruhiger schlafen lassen und ihren Schmerz lindern.«
Der letzte Rest von Zorn in Bandolf verpuffte augenblicklich,
und er rief bestürzt: »Was redest du denn da? Matthäa ist doch nicht etwa krank?« Er hatte so fest daran geglaubt, sein Weib wäre um einen obskuren Zaubertrank hier gewesen, dass ihm ein ernstes Leiden gar nicht in den Sinn gekommen war.
Garsende schien einen Moment lang nachzudenken, dann griff sie nach einem Krug. »Setzt Euch, Burggraf«, lud sie ihn ein. »Ich werde Euch erklären, was Eurer Gemahlin fehlt.«
»Vortrefflich hast du das gemacht. Wirklich ganz famos«, schalt Garsende mit sich selbst, nachdem der Burggraf sie verlassen hatte. Anstelle ihn mit Schmeicheleien versöhnlich zu stimmen, hatte sie nichts Besseres gewusst, als ihm Widerworte zu geben und sich mit ihm anzulegen.
Es hatte ihn zwar offenkundig erleichtert, als sie ihm erklärte, seiner Frau fehle nichts weiter als ein Ungleichgewicht ihrer Körpersäfte und eine leichte Schwarzgalligkeit, die ihre Reinigung begleitete. So der Allmächtige es wollte, wäre seine Gemahlin durchaus in der Lage, ein Kind zu empfangen. Aber gänzlich schien auch das den Burggrafen nicht zu beschwichtigen.
Dabei wäre es doch so dringlich gewesen, gerade jetzt, gerade ihn, den Burggrafen von Worms, für sich einzunehmen und ihn für ihre Sache zu gewinnen. Garsende seufzte. Es fiel ihr doch sonst nicht mehr so schwer, ihre Zunge zu zügeln.
Im Kloster, als sie noch ein junges Ding gewesen war, da hatte sie sich oft den strengen Ordensregeln widersetzt und sich verstockt gegen die Schwestern aufgelehnt. Sie hatte es ihrem Vater übelgenommen, als er sich auf sein Bastardkind besann und Garsende gegen den Wunsch ihrer Mutter in einem Kloster unterbrachte. Die Schwestern hatten ihr Bestes getan und versucht, mit milden Vorhaltungen und
mit dem Rohrstock ihrem Trotz beizukommen, und widerstrebend hatte sie sich schließlich eingefügt. Im Stillen aber hatte sie, blutjung und unwissend, fest daran geglaubt, dass man überall freier atmen würde als im Kloster.
Als Konrad von Rieneck über ihre Zukunft verfügte und sie vor die Wahl stellte, entweder den Schleier zu nehmen oder zu heiraten, hatte sie sich daher ohne zu zögern für die Ehe entschieden.
Aber es war nicht dazu gekommen. Bevor der Graf eine Heirat für sie arrangieren konnte, war er gestorben, und Garsende kehrte zu ihrer Mutter nach Worms zurück.
Sie lächelte belustigt.
Schnell hatte sie begriffen, dass das Leben außerhalb der Klostermauern längst nicht so unbeschwert war, wie sie es sich als junges Ding vorgestellt hatte. Nicht, dass eine Ehe sie freier gemacht hätte, doch eine unverheiratete Frau hatte es ungleich schwerer, als respektabel zu gelten.
Die kantigen Züge eines Mannes und sein humoriges
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