Die Verschwoerung der Fuersten
Wassereimer vom Brunnen zum Stall, und aus der Scheune war Wernos Stimme zu hören, der noch ein paar letzte Anordnungen traf. Ansonsten lag über dem Heim des Burggrafen schon die Trägheit des ausklingenden Tages.
Sein junger Schreiber hatte seinen Bericht mit den Zunftwünschen der Fischer begonnen und den Burggrafen mit einem Durcheinander von Erklärungen und Beschwerden über das falsche Weizenbrot des Wirts verwirrt. Doch endlich war er zum Kern der Sache vorgedrungen, und nun schaute er seinen Herrn Beifall heischend an.
Bandolf tat ihm den Gefallen. »Gut gemacht«, sagte er. »Und jetzt geh und lass dir von Filiberta noch eine Schüssel Suppe geben.«
Prosperius grinste und beeilte sich dann, zum Suppentopf in der Halle zu kommen.
Gedankenverloren blieb Bandolf zurück. Irgendetwas, das er heute gehört hatte, hatte ihn stutzig gemacht, hatte einen flüchtigen Gedanken auftauchen lassen, der irgendwo am Rand seines Gedächtnisses nagte und sich nicht mehr fassen lassen wollte.
Es war schon längst dunkel geworden, als Bandolf ebenfalls ins Haus zurückkehrte. In der kleinen Kammer lag Matthäa eingerollt auf seiner Seite der Bettstatt und schlief. Bandolf betrachtete im Schein der Talglampe ihr glattes, rundes Gesicht, ihre hübschen, halb geöffneten Lippen und die langen Wimpern, die Schatten auf ihr blasses Gesicht warfen. Die schmerzliche Erinnerung an das einzige Kind, das sie empfangen und durch einen unseligen Sturz verloren hatte, ließ ihn aufseufzen. Das Unglück lag schon fünf Jahre zurück. Ob Garsende wohl Recht hatte und sein Weib ihm doch noch eines Tages den erhofften Sohn gebären würde? Matthäa trug schwer daran, ebenso wie er. Doch würde
Matthäas Umgang mit der Heilerin dabei mehr helfen oder schaden? Bandolf schwankte zwischen Hoffnung und Zweifel, und es ärgerte ihn, dass er außerstande schien, sich über Garsende schlüssig zu werden. Offenbar war sie ein Weib mit Verstand, vielleicht sogar mit mehr davon, als es ihr anstand, doch hatte sie eigentlich nichts getan, um sein Misstrauen zu verdienen. Dennoch machte ihm ein verbliebener Rest von Argwohn zu schaffen.
»Ich mache mir zu viele Gedanken«, brummte er halblaut. Matthäa seufzte im Schlaf, und Bandolf schob sie vorsichtig zurück auf ihre Seite.
KAPITEL 10
P enelope huschte an der Mauer der Hofkapelle St. Stephan entlang. Ihr Schwanz zuckte, und ihre beweglichen Ohren schienen Geräuschen im Innern der Steine nachzulauschen, bis kalter Wind aufkam und ein nächtlicher Regenguss ihrem Beutezug ein jähes Ende setzte. Die Pforte der Kapelle war nur angelehnt. Licht schimmerte durch den schmalen Spalt. Die Katze stellte sich auf die Hinterpfoten und drückte mit ihrem Körper gegen die Pforte. Leise quietschend gab sie nach, und Penelope wand sich hindurch.
»Es zieht hier irgendwo«, schniefte Anno, der Erzbischof von Köln, und zog fröstelnd seine Dalmatika enger um sich. Seine Augen waren gerötet, und seine Nase triefte.
Siegfried, der Erzbischof von Mainz, nickte. »Der Wind hat die Pforte aufgerissen.«
»Dann macht sie wieder zu«, befahl Anno ungehalten. Er schnäuzte sich geräuschvoll in die Finger und wischte den Rotz an seinem Ärmel ab.
Siegfried kam der Aufforderung nach und schloss die Tür. Er prüfte, ob die kleinere Pforte, die direkt von der Kapelle in die Bischofspfalz führte, ebenfalls geschlossen war, und kehrte dann zu Anno zurück. Die Fackeln, die die beiden Männer mitgebracht hatten, und das Ewige Licht des Altars ließen nur Umrisse in der kleinen Kirche erkennen, und so entging ihm die Anwesenheit der grauen Katze, die sich hinter dem Altar zusammengerollt hatte.
Bevor die beiden Fürsten ihr Gespräch wieder aufnehmen
konnten, ächzte die Pforte zum Pfalzhof erneut, und ein hochgewachsener Mann trat ein. Regentropfen glänzten in seinem dunklen Haar und auf seinem reich bestickten Umhang.
Er beugte flüchtig sein Knie vor dem Altar und gesellte sich dann zu den beiden Kirchenfürsten.
»Was gibt es Neues?«, fragte Anno leise.
Rudolf, der Herzog von Schwaben, zuckte mit den Schultern. »Der König hat verkündet, dass er Adalbert von Bremen die beiden Reichsabteien Corvey und Lorsch zusprechen wird.«
Anno, der der abendlichen Ratsversammlung in der Aula Major ferngeblieben war, murmelte einen Fluch. »Und Adalbert?«
»Kann seine Genugtuung kaum verbergen«, brachte Rudolf zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Da der Bruder Apotheker vom Domstift ihm abgeraten
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