Die Verschwoerung der Fuersten
Fell triefend nass, und ihre Flucht ins Trockene begleitete sie mit einem kläglichen Maunzen.
Am nächsten Vormittag ging es im Haus des Burggrafen zu wie in einem Taubenschlag. Folbert, der Dekan des Domstifts, kam vorbei, um sich im Namen des Bischofs zu erkundigen, ob der Burggraf in der Angelegenheit des Erzbischofs von Bremen etwas Neues zu berichten hätte. Bandolf erklärte vage, es gäbe da möglicherweise einen Hinweis, aber Genaueres könne er noch nicht sagen. Folbert schüttelte seufzend den Kopf. »Meiner Ansicht nach habt Ihr Euer Bestes gegeben, Burggraf. Sicher ist der Dieb schon längst über alle Berge.«
Folbert hielt sich nicht lange auf, und kaum hatte er sich verabschiedet, erschien der Kämmerer Pothinus in Bandolfs Halle.
»Ich komme im Auftrag des Bischofs, Burggraf. Seine Eminenz möchte wissen, welche Fortschritte Ihr bezüglich des Angriffs auf Adalbert von Bremen gemacht habt?«, fragte er, und Bandolf seufzte.
»Möglicherweise gibt es eine Spur, aber Genaueres kann ich Euch noch nicht sagen«, wiederholte er gereizt, was er schon dem Dekan gesagt hatte. »Der Bischof muss sich noch etwas gedulden.«
»Seine Eminenz ist außerordentlich beunruhigt über die Vorfälle in der Stadt«, bemerkte der Kämmerer. »Zuerst der Überfall auf den Erzbischof von Bremen. Dann auch noch die Ermordung Ludgers von Blochen. Ein Mann von Stand, hingemetzelt auf der Schwelle des Doms. Und wie ich höre, gab es gestern Abend eine wilde Rauferei zwischen einigen Brüdern aus Lorsch und Leuten des Erzbischofs von Bremen.« Er unterbrach seine pathetische Rede nur, um Luft
zu holen. »Ich sage Euch mit allem gebührenden Respekt, Burggraf, wenn das so weitergeht, wird der Bischof gezwungen sein, dem König seine Besorgnis mitzuteilen.«
»Ich bin überzeugt davon, dass Bischof Adalbero sich dem König gegenüber nicht zurückhält«, erwiderte der Burggraf trocken.
Pothinus zuckte nur mit den Schultern.
»Wo wart Ihr eigentlich in der Nacht, als der Erzbischof überfallen wurde?«, fragte Bandolf. »Ihr seid erst nach mir am Ort des Geschehens gewesen, obwohl Ihr doch den kürzeren Weg hattet.«
Pothinus hob pikiert die Brauen. »Ihr könnt doch wohl nicht allen Ernstes glauben, ich hätte Seiner Eminenz aufgelauert, um ihn seiner Habe zu berauben?«
»Vielleicht nicht. Aber möglicherweise habt Ihr in jener Nacht etwas Ungewöhnliches bemerkt?«
»Auf diese Weise werdet Ihr den Dieb niemals finden«, sagte der Kämmerer verächtlich. »Aber bitte. Wie Ihr wollt. Ich habe tief und fest geschlafen, als der Dekan mich weckte und mir von dem niederträchtigen Angriff auf Seine Eminenz berichtete.«
»Folbert hat Euch die Nachricht überbracht? Nicht einer der Hörigen?«, vergewisserte sich Bandolf erstaunt.
Pothinus sagte spitz: »Unser Dekan ist stets bemüht, in allem der Erste zu sein.«
Bandolf versagte sich ein Grinsen. »Ich vermute, es gab auch keine ungewöhnlichen Vorfälle an dem Abend, als Ludger von Blochen starb?«
»Da vermutet Ihr richtig, Burggraf. Vorgestern Abend hatte ich nach der Komplet noch eine kurze Unterredung mit dem Bischof. Danach ging ich zurück zum Kapitelhaus.«
Der Kämmerer verabschiedete sich, und Bandolf begleitete ihn zur Tür.
»Ihr solltet Eure Zeit nicht mit unnötigen Fragen verschwenden«,
legte Pothinus dem Burggrafen von oben herab nahe. »Ein Frauenzimmer wird Ludger von Blochen nicht umgebracht haben und ein Edelmann sicher auch nicht.«
Bandolf, der die Tür für den Kämmerer öffnen wollte, hielt abrupt inne. »Ein Frauenzimmer? Wie kommt Ihr auf ein Frauenzimmer? Oder auf den Edelmann?«
Der Kämmerer zuckte uninteressiert mit den Schultern. »Ich sah ein Weib auf dem Pfalzhof, als ich vom Bischof kam; und dann den jungen Herrn von Dachenrod.«
»Rainald? Was hatte der Mann um diese Zeit dort zu tun?«
»Also wirklich, Burggraf. Woher soll ich das wissen? Ich habe nicht mit ihm gesprochen. Er schien in Gedanken vertieft, und ich glaube, er hat mich nicht einmal bemerkt.«
»Wisst Ihr noch, aus welcher Richtung er gekommen ist?«
Pothinus zog eine Grimasse und schüttelte den Kopf. »Warum interessiert Euch das überhaupt?«
Bandolf ignorierte die Frage. »Und was ist mit der Frau?«, wollte er wissen. »Habt Ihr sie erkannt? Woher kam sie, und in welche Richtung ist sie gegangen?«
»Ich kenne diese Art von Weibern nicht«, sagte Pothinus empört. »Keine ehrbare Frau würde sich um diese Zeit auf dem Pfalzhof herumtreiben. Ganz
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