Die Verschwoerung der Fuersten
hat, allzu lange aufzubleiben, hält er nun in seine Pelze gehüllt Hof in seiner Kammer.«
»Wie hat der Herzog von Bayern es aufgenommen, dass sein sächsisches Corvey bald zur Bremer Diözese gehören wird?«, erkundigte sich Siegfried.
Rudolf lächelte. »Otto ist zu klug, um den König offen zu kritisieren oder Adalbert zu brüskieren. Aber als er die Versammlung verließ, war er weiß vor Zorn.« Er beugte sich näher zu Anno. »Otto wird schwankend«, raunte er. »Adalberts Raffgier und sein großer Einfluss auf den König stehen seinem eigenen Ehrgeiz zu sehr im Weg. Es wäre ein günstiger Zeitpunkt, Otto auf unsere Seite zu ziehen.«
Anno nickte. »Ich werde mit ihm sprechen. Gleich morgen früh, bevor ich aufbreche.«
»Ihr wollt abreisen?«, fragte Siegfried erstaunt.
Anno zuckte mit seinen knochigen Schultern. »Ich nehme diese vermaledeite Erkältung zum Vorwand und
kehre nach Köln zurück«, sagte er. »Seit dem Bankett zu Michaeli meidet mich der König so auffallend, dass es zu unnötigem Gerede bei Hof kommen könnte. Gerade jetzt scheint es mir nicht angeraten, Gerüchten um den Zwist zwischen Adalbert und mir neue Nahrung zu geben.«
»Ihr hättet Heinrich auf dem Bankett nicht so gängeln sollen«, warf Rudolf ihm vor.
Annos hitziges Temperament geriet in Wallung, und er brauste auf: »Allmächtiger, was heißt hier gängeln? Heinrichs Begünstigung des niederen Adels und solcher Männer wie die Kaufleute und Bürger von Worms schadet uns nur, begreift Ihr das nicht?«
»Heinrich ist jung, und sein Interesse an gewöhnlichen Männern wird bald aufhören«, sagte Rudolf leichthin, und ein verächtliches Lächeln huschte um seine Mundwinkel. »Kein fränkischer König hat je vermocht, das Reich ohne uns Fürsten zu lenken. Wenn Adalbert erst vom Hof entfernt und Otto auf unserer Seite ist, steht der König allein. Und welche Hilfe kann er von einfachen Bürgern und Kaufleuten schon erwarten?«
»Das weiß der Himmel.« Anno verzog düster das Gesicht. »Aber unterschätzt Heinrich nicht. Der König mag jung sein und seinen Launen zu oft nachgeben, aber dumm ist er gewiss nicht.«
»Er ist dumm genug, Adalbert mit Corvey und Lorsch zu belehnen. Wäre er klug gewesen, hätte er das nicht getan«, empörte Siegfried sich laut.
»Zweifellos«, sagte Anno. »Aber um Gottes und unserer Sicherheit willen, mäßigt Eure Stimme.«
Siegfried warf ihm einen beleidigten Blick zu und biss sich auf die Lippen. Eine Pause trat ein. Anno wischte sich über seine schweißglänzende, fiebrige Stirn, dann fragte er Rudolf nuschelnd: »Ist Euch wegen des Überfalls auf Adalbert inzwischen etwas Neues zu Ohren gekommen?«
»Der Burggraf tappt wohl noch völlig im Dunkeln.«
»Und er wird auch nichts herausfinden«, prophezeite Siegfried. »Wie sollte er auch? Niemand hat den Täter gesehen.«
Anno hob skeptisch die Brauen. »Ich habe Erkundigungen über den Burggrafen eingezogen. Nach allem, was ich gehört habe, ist Bandolf von Leyen ein hartnäckiger Mann. Er lässt es augenscheinlich nicht dabei bewenden, nur Halunken dingfest zu machen, die man auf frischer Tat ertappt hat. Nein, er scheint so lange im Dreck zu wühlen, bis das Gewürm freiwillig ans Tageslicht kommt. Seine Erfolge sprechen für sich, also ist seine Vorgehensweise offensichtlich wirksam.«
»Ein solcher Mann könnte nützlich für uns sein«, überlegte Rudolf, doch Anno schüttelte den Kopf. »Ich bezweifle, dass man ihn dingen kann.«
»Mumpitz«, erklärte Siegfried. »Jedermann hat seinen Preis. Gebt einem Ochsen ein einträgliches Lehen, und Ihr werdet sehen, ob er seine Muskelkraft in Zukunft nicht in Eure Dienste stellt.«
»Vorläufig werden wir den Burggrafen im Auge behalten. Dann wird man weitersehen«, sagte Anno und schniefte wieder.
Das eingetretene Schweigen lockte Penelope hinter dem Altar hervor. Unbemerkt tappte sie zu den Männern hinüber und schmiegte sich schnurrend an Siegfrieds Robe. Der dicke Erzbischof von Mainz machte einen wenig graziösen Satz zur Seite, und Penelope wandte sich der nächsten, Annos, Robe zu. Der Erzbischof von Köln nieste und trat nach der Katze. Penelope wich der sandalenbewehrten Gefahr geschickt aus, und Rudolf musste lachen.
»Schafft mir dieses räudige Fellzeug aus den Augen«, rief Anno erbost.
Rudolf packte, immer noch lachend, die Katze im Genick
und trug sie zur Pforte. Dort setzte er sie vor die Tür in den strömenden Regen. Innerhalb kürzester Zeit war Penelopes
Weitere Kostenlose Bücher