Die Verschwoerung der Fuersten
Feuerstelle zurückging.
»Soll ich einen Priester kommen lassen?«, fragte Bandolf
und schob seine leere Schüssel von sich. Mit den Fingern zupfte er ein Stück Fleisch von seiner Hasenkeule ab und ließ es neben sich unter die Bank fallen. Penelope, die schon seit geraumer Zeit um seine Waden strich, fing den Brocken geschickt auf, schlang ihn hinunter und leckte sich über ihre rosafarbene Nase. Dann schaute sie auf, und ihr Blick bettelte um eine weitere Köstlichkeit. Bandolf strich über ihr Fell und zeigte ihr seine leere Hand, worauf sich die Katze Matthäas Rocksaum zuwandte. Als Bandolf wieder aufsah, bemerkte er, wie Garsende mit Matthäa einen Blick tauschte.
»Was denn?«, brummte er und runzelte die Stirn. Matthäa schüttelte lächelnd den Kopf, und die Heilerin versicherte hastig, es wäre sicher noch verfrüht, einen Priester zu bemühen. Dann wandte sie sich wieder an die Burggräfin. »Für heute kann man nicht viel mehr tun als das, was ich Euch schon gesagt habe. Wechselt den Umschlag mit Pastinakbrei um ihren Leib zu jeder Hore, und gebt der Kranken noch siebenmal einen kleinen Löffel mit Fenchelabsud. Mehr soll sie nicht zu sich nehmen. Der Aderlass, den ich gemacht habe, wird eine Abkühlung ihrer Körpersäfte bewirken, und erst dann kann ich ihr einen Trank verabreichen, den sie bei sich behält.«
Matthäa nickte. Sie stand auf, um noch einmal nach Hildrun zu sehen, und Garsende begann, schweigend ihre Suppe zu löffeln.
»Hast du Ludger von Blochen gut gekannt?«, fragte der Burggraf unvermittelt.
Garsende sah auf. Sie schien einen Augenblick zu überlegen, dann schüttelte sie den Kopf. »Man hat mich nur einmal wegen Ludger ins Haus gerufen«, antwortete sie. »Das war Anfang des Jahres. Er war übel zugerichtet und musste genäht werden.«
»Wer hat ihn denn so zugerichtet?«
»Derlei Dinge teilt man mir in der Regel nicht mit«, meinte sie. »Ich habe allerdings später gehört, Ludger wäre mit einem Kaufmann zusammengestoßen. Es ging wohl um die Tugend seines Weibes.«
»Ludgers?«
»Nein, des Kaufmanns Frau.«
»Ludger war ein einnehmender Mann. Wenn er mit einem Weib sprach, klangen seine Worte immer süß wie Honig«, warf Matthäa ein, die mit einem Krug Wein an den Tisch zurückkehrte. Sie zwinkerte, und in ihren Augen steckte ein Lachen. »Es würde mich nicht wundern, wenn er ein Liebchen gehabt hätte und von einem gehörnten Ehemann umgebracht worden wäre.«
»Hat Ludger seine süßen Worte auch an Euch gerichtet?«, fragte Bandolf mit einem plötzlichen Anflug von Eifersucht. Matthäa warf ihm einen schalkhaften Blick zu.
»Er schien einfach nicht anders zu können, als mit jeder Frau zu tändeln. Seine Worte hatten nichts zu bedeuten«, beschwichtigte sie ihren Gatten und strich ihm mit einer schnellen Geste über die Hand. Bandolfs Gesicht hellte sich auf, dann gab er sich wieder seiner Grübelei hin. Matthäa füllte die Becher und setzte sich zu der Heilerin. Die beiden Frauen überließen den Burggrafen seinen Gedanken, und ihre Plauderei wandte sich anderen Gegenständen zu.
Während ihre leisen Stimmen an ihm vorbeiplätscherten, dachte Bandolf an das unfruchtbare Gespräch mit dem neuen Oberhaupt der Familie von Blochen und an seinen Zusammenstoß mit Rainald von Dachenrod. Ärgerlich stellte er fest, dass er nichts wirklich Neues erfahren hatte, das den Mord an Ludger für ihn erhellte. Dann fiel ihm ein, dass er vergessen hatte, den Fetzen dunkler Wolle, den er beim Beinhaus gefunden hatte, vorzuzeigen. Sein Unmut wuchs. Und als er schließlich mit seinen Überlegungen bei Elgards Behauptung, das Elfenbeinband gehöre ihr, angekommen
war, schlug er mit der flachen Hand auf den Tisch. Die beiden Frauen zuckten zusammen.
»Verdammmich«, rief er aus. »Ich habe das Gefühl, dass man mich in der Hafergasse nur zum Narren hält.«
»Was meint Ihr?«, fragte Matthäa erstaunt, doch über das Gesicht der Heilerin huschte ein wissendes Lächeln.
»Du hast doch sicher auch noch keine Kette mit Elfenbeinperlen, wie ich sie in Ludgers Halle beschrieben habe, an Elgards Hals baumeln sehen. Oder irre ich mich?«, fuhr er Garsende schroff an. Sie schüttelte den Kopf.
»Nein, und ich glaube auch nicht, dass sie ihr wirklich gehört«, fuhr Bandolf launig fort. »Und wenn sie es auch noch so standhaft behauptet.«
»Warum nicht?«, fragte Matthäa.
»Weil weder Detmar noch Sigurt etwas von einer solchen Kette wussten.«
»Vielleicht bekam Frau Elgard
Weitere Kostenlose Bücher