Die Verschwoerung der Fuersten
heiterem Himmel zusammen, und seitdem speit sie wie ein Brünnlein aus, was man ihr einflößt. Ich habe es mit allem versucht, was ich kenne, aber nichts hat geholfen.«
»Spuckt sie Blut?«, fragte Bandolf besorgt.
»Bis jetzt noch nicht. Aber ich weiß nicht, was ich noch versuchen soll.«
»Vielleicht hat Werno Recht. Wir sollten sie vorsichtshalber aus dem Haus schaffen und einen Priester holen«, meinte Bandolf.
Matthäa schüttelte den Kopf. »Mir wäre wohler, Ihr würdet nach Garsende schicken und Hildrun so lange am Feuer belassen, bis sie kommt.«
Bandolf runzelte die Stirn, widersprach ihr aber nicht. Für das Wohl der Hauseigenen trug Matthäa Sorge. Da war es nicht an ihm, sich einzumischen.
»Und wenn es doch die Cholera ist? Oder gar die Pest?«
Matthäa biss sich auf die Lippen. »Dann steh uns der Herrgott bei!« Sie tauschten einen langen Blick, und Bandolf drückte ihre Hand, bevor er sie losließ.
Der Kurze Thomas hatte die Heilerin noch in der Hafergasse vorgefunden. So dauerte es nicht lange, bis sie zusammen
mit Penelope eintraf, die mit regenfeuchtem Fell unbemerkt zwischen den beiden ins Haus schlüpfte. Mit Garsendes Ankunft kehrte wieder Ruhe in der Halle des Burggrafen ein. Matthäa scheuchte die Hörigen, die immer noch in der Diele herumlungerten, zurück an ihre Arbeit. Der Kurze Thomas wurde um frisches Regenwasser, Filiberta nach oben um ein reines Tuch geschickt, während Bandolf sich mit einer Schüssel Suppe, einer Hasenkeule und einem Kanten Brot unversehens in die hinterste Ecke seiner Tafel verbannt fand. Werno war tief gekränkt abgezogen, nachdem Garsende angeordnet hatte, dass Hildrun den bevorzugten Schlafplatz nahe am Herdfeuer bekommen sollte, der eigentlich ihm, dem Hausmeier, zustand.
Bandolf war weiß Gott nicht daran gelegen, der Untersuchung aus der Nähe beizuwohnen. Seine einzige Bekanntschaft, die er mit den Gerätschaften eines Heilkundigen gemacht hatte, nämlich Bruder Anselms Zange, mit dem der ihm einen fauligen Backenzahn gezogen hatte, war völlig ausreichend gewesen, um Bandolfs diesbezügliche Neugier zu dämpfen. Dennoch schielte er hin und wieder zum Herdfeuer, um zu sehen, was dort geschah.
Garsende tastete Hildruns Leib ab, roch am Erbrochenen der Kranken und an ihrem Urin und befühlte ihre Stirn und ihre Wangen. Mit sanftem Zwang öffnete sie den Mund der jungen Magd, um ihre Zunge anzuschauen. Leise stöhnend ließ Hildrun die Heilerin gewähren, und erst der Anblick der Blutegel, die Garsende aus einem ihrer mitgebrachten Töpfchen klaubte, entlockte ihr schrillen Protest. Schließlich steckten die Heilerin und seine Gattin die Köpfe zusammen und sprachen so lange flüsternd miteinander, dass der Burggraf nervös wurde. Was immer aber Garsende seinem Weib zu sagen hatte, es zauberte die Farbe zurück in Matthäas Wangen. Bandolf atmete auf.
Endlich hatte das Getuschel ein Ende, und Matthäa
führte die Heilerin an die Tafel, wo sie ihr Speise und Trank anbot.
»Nun?«, knurrte der Burggraf.
»Ihr müsst Euch nicht beunruhigen. Ich habe bei Eurer Magd keine der Anzeichen von Pest oder Cholera festgestellt«, erklärte Garsende mit ernstem Gesicht. »Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass Hildrun an der Seitenkrankheit leidet.«
Bandolf seufzte. Die Seitenkrankheit führte fast immer zum Tod. »Ist das sicher?«, wollte er wissen.
»Ganz und gar nicht. Die Anzeichen dafür sind sehr schwach und können durchaus eine harmlose Ursache haben. Ich will es nur nicht ausschließen. Bis jetzt erkenne ich jedoch lediglich ein starkes Ungleichgewicht von Hildruns Körpersäften, wobei sich insbesondere die schlechten Säfte der unteren Organe vermehrt und erhitzt haben.«
»Das ist die Strafe Gottes für ihre unverschämte Lasterhaftigkeit«, unkte Filiberta düster. »Man muss Hildrun hinauf aufs Dach schaffen, damit der Wind die üblen Geister aus ihrem Leib austreibt.«
Bandolf glaubte, ein Zwinkern in Garsendes Augen zu erkennen, als sie sich der Magd zuwandte. »Ich denke, das ist nicht nötig. Doch es kann nicht schaden, wenn du dich zu ihr setzt, ihren Kopf nach Osten hin legst und deine Gebete über ihrer Stirn sprichst.«
»Aber sie schläft doch jetzt«, protestierte Filiberta, die offenkundig lieber zugehört hätte, was an der Tafel gesprochen werden würde.
»Gleichwohl«, befahl Matthäa. »Tu, was die Heilerin sagt.«
Filiberta warf Garsende einen scheelen Blick zu und murrte leise vor sich hin, als sie zur
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