Die Verschwoerung der Fuersten
an: »Daran seid Ihr schuld. Warum müsst Ihr uns auch andauernd mit Euren Fragen belästigen? Damit wühlt Ihr Fastradas Schmerz nur immer wieder aufs Neue auf. Ein übler Halsabschneider hat meinem armen Sohn das Leben genommen, und keine Eurer absurden Fragen kann daran etwas ändern.«
Bandolf musterte Ludgers Mutter mit halb geschlossenen Augen. »Es war kein gewöhnlicher Halsabschneider, der Ludger umgebracht hat. So viel scheint mir sicher.«
»Was soll denn das nun wieder heißen?«, wollte Sigurt wissen. »Erinnert Euch daran, worüber wir gesprochen haben.«
»Wenn Ihr mich fragt, dann wurde Ludger gewiss nicht ermordet, um ausgeraubt zu werden. Ein Beutelschneider hätte ihm auch Hemd, Beinlinge und die Stiefel abgenommen, und sicher hätte er auch das Perlenband nicht übersehen, das in seinem Schuh versteckt war. Es ist noch nicht
einmal sicher, dass Ludger am Schnitt durch seine Kehle gestorben ist. Ich habe merkwürdige Male an seinem Hals gesehen, die womöglich eine andere Sprache sprechen.«
Sigurt schien etwas einwenden zu wollen, doch Bandolf hob die Hand und fuhr fort: »Er wurde auch nicht dort ermordet, wo man ihn gefunden hat. Ich fand Spuren am Beinhaus, die darauf schließen lassen, dass er dort umgebracht wurde. Erst als er schon tot war, hat man ihn bis zum Grab geschleppt. Jemand hat sich viel Mühe gegeben, um es so aussehen zu lassen, als wäre Ludger seiner Habe wegen getötet worden, und ich möchte wissen, warum.«
»Ihr macht Euch lächerlich«, presste Elgard hervor. »Völlig gleichgültig, wie mein Sohn ums Leben kam: Wer außer einem meuchlerischen Dieb sollte den Tod meines Sohnes gewünscht haben?«
Bandolf zuckte mit den Schultern. »Ludger hat vielleicht etwas gewusst, das er nicht hätte wissen sollen?«
»Aah«, machte Sigurt, und ein spöttisches Lächeln kräuselte seine Lippen. »Ihr glaubt, Ludger wäre ein Mann gewesen, dem man Geheimnisse anvertrauen konnte?« Er lachte. »Ihr seid auf dem Holzweg, Burggraf. Wenn Ludger über geheime Kenntnisse verfügt hätte, dann hätte er mir zu allererst davon erzählt. Dessen könnt Ihr Euch ganz gewiss sein. Und danach hätte er jedem anderen davon erzählt, sobald er nur tief genug in seinen Becher geschaut hätte.«
»Und? Hat er Euch ein Geheimnis anvertraut?«, wollte Bandolf wissen.
Sigurt lachte noch um eine Spur lauter. »Ganz bestimmt nicht.«
»Wenn ich nicht wüsste, dass Ihr Euch redlich Mühe gebt, den Mörder meines Bruders zu finden, würde ich Euch für Eure unverfrorenen Andeutungen zur Verantwortung ziehen«, zischte Detmar. »Welche hochgefährlichen Kenntnisse sollte Ludger denn gehabt haben? Mauscheleien unter
Kaufleuten? Die unrechtmäßige Versetzung eines Grenzsteins? Eine Dieberei?«
Bandolf schnippte umständlich einen Krümel von seinem Mantel und ließ sich mit der Antwort Zeit.
»Ludger wurde zusammen mit dem Gerber Schnorr gesehen, und zwar am Tag nach dem Anschlag auf Seine Eminenz, Adalbert von Bremen«, sagte er endlich. »Es wäre durchaus möglich, dass der Gerber den Angriff beobachtet und am nächsten Tag Ludger davon erzählt hat.« Er kniff die Augen zusammen und warf Detmar einen scharfen Blick zu. »Diese Art von Kenntnissen habe ich gemeint.«
Detmar erhob sich drohend. »Das geht zu weit, Burggraf! Wenn Ihr mich und meine Familie beschuldigen wollt, auch nur das Geringste mit dem Angriff auf Seine Eminenz zu tun zu haben, dann …«
»Ich beschuldige niemanden. Ich möchte nur, dass Ihr über diese Möglichkeit nachdenkt«, erklärte Bandolf ruhig und gab der Heilerin ein Zeichen zum Aufbruch. Garsende erhob sich. Während sie unbeachtet vor ihm aus der Halle schlüpfte, drehte Bandolf sich noch einmal um.
»Natürlich könnte Ludgers Tod auch andere Ursachen haben. Eifersucht und Neid vielleicht. Denkbar wäre auch, dass Ludger eine Betrügerei aufgedeckt hat, die er nicht dulden mochte. Der Täter könnte sogar jemand gewesen sein, der seine Hochzeit hintertrieben sah.« In der Halle war es so still geworden, dass nur noch das Knistern des Feuers im Kamin zu hören war. »Ich verspreche Euch, ich werde es herausfinden.«
KAPITEL 14
V erdammnis«, brummte der Burggraf, kaum, dass sie Ludgers Heim verlassen hatten. »Ich hätte fragen sollen, wo Hermia und Rainald sich aufhalten.«
Garsende lächelte. »Hermia wird um diese Zeit vermutlich in der St.-Johannes-Kapelle zu finden sein«, sagte sie. »Adeline erzählte mir, sie würde dort oft beten.«
Trotz des
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