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Die Verschwoerung der Fuersten

Die Verschwoerung der Fuersten

Titel: Die Verschwoerung der Fuersten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Eder
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einzige Gehöft dort und das umliegende Land gehörte Ludger von Blochen.«
    Garsende schnappte hörbar nach Luft. »Heilige Maria, Muttergottes! Sigurt hat seinen eigenen Neffen um eine ganze Hufe bestohlen?«, wiederholte sie ungläubig. »Glaubt Ihr, Ludger wusste davon?«

    Bandolfs Augen wurden schmal, als er bedächtig den Kopf schüttelte. »Ich glaube nicht. Adeline hat dir erzählt, dass ihre Mutter mit ihrem Onkel einen Streit hatte, als Sigurt vom Herrn von Laufen zurückkehrte. Elgard beschuldigte Sigurt, dass er es zu weit getrieben hätte und Ludger sich das sicher nicht länger gefallen lassen würde. Ich wette um meinen Bart, dass es dabei um Sigurts Schelmenstück mit dem Laufener Gut gegangen ist.«
    »Allmächtiger«, hauchte Garsende.
     
    Die Glocken hatten zur Sext geläutet, und als der Burggraf und die Heilerin den Friedhof betraten, lag der Platz um die Taufkirche St. Johannes still vor ihnen. Grau ragten die mächtigen Türme des Doms in den wolkenschweren Himmel und überschatteten den Kirchhof und das Baptisterium, das sich an die Südfassade des Doms schmiegte. Bandolf betrachtete die als Zehneck angelegte Kirche, der es hie und da noch an Ausbau fehlte, und fragte sich, ob es Pater Emeram inzwischen gelungen war, dem fetten Adalbero die nötigen Mittel für die Fertigstellung abzuschwatzen.
    Im Dom und in der Taufkirche wurde die Messe gelesen, und Bandolf und Garsende warteten zwischen den Gräbern, bis die Betenden das Gotteshaus verließen. Als eine der Letzten traten Hermia von Dachenrod und ihre Magd aus der Kapelle. Hermia hatte ihren dunklen Umhang fest um sich geschlungen, und ihr Tuch verhüllte ihr schönes Haar.
    »Ich will zuerst allein mit ihr sprechen«, raunte der Burggraf.
    »Nein«, gab die Heilerin schnell zurück. »Ihr würdet das arme Mädchen mit Eurer Bärbeißigkeit nur verschrecken, und dann würdet Ihr gar nichts mehr von ihr erfahren.«
    »Bärbeißig? Was soll das bedeuten?«, knurrte Bandolf empört. »Ich bin nicht …«

    Garsende stieß ihn unsanft in die Seite. Hermia hatte den Pfad zur Pforte betreten und war schon ganz in ihrer Nähe. Mit einem verärgerten Seitenblick auf die Heilerin grüßte Bandolf das Mädchen, das wie ein scheues Reh zurückzuckte, als es ihn erkannte.
    »Ihr habt mich erschreckt, Burggraf. Und … und … die Heilerin? Was …?«, stammelte sie und klammerte sich an den Arm der Magd. »Wenn Ihr meinen Bruder sprechen wollt … Er muss jeden Augenblick hier sein … Er hat versprochen, mich nach der Messe abzuholen.« Hermia haspelte ihre Worte so schnell und leise herunter, dass Bandolf sie kaum verstand.
    »Lass uns allein«, befahl Bandolf der Magd. Sie schaute ihre junge Herrin fragend an und entfernte sich erst, als Hermia widerstrebend nickte.
    Garsende trat zu dem Mädchen, als wolle sie die Stelle der Magd einnehmen, und sagte in beschwichtigendem Tonfall: »Ihr müsst Euch nicht fürchten. Der Burggraf ist nicht hier, um Euch in Verlegenheit zu bringen. Doch gibt es einige Ungereimtheiten, über die er Klarheit haben muss.«
    Hermia nickte kaum merklich. Während die Heilerin Hermia mit einer Frage über die Messe zu beruhigen suchte, musterte Bandolf das Mädchen. Den Kopf gesenkt und ihre kindlich schönen Züge unter ihrem Tuch verborgen, stand sie wie das Abbild der Jungfrau Maria vor ihm. Ärgerlich auf sich selbst versuchte er, das Mitleid, das in ihm aufkeimte, beiseitezuschieben. Der schlaue Teufel verbarg sich oft hinter einer schönen Fassade. Das wollene dunkelblaue Tuch, das sie trug, sprach seine eigene Sprache und bedurfte einer Erklärung. Bandolf zog den Wollfetzen, den er beim Beinhaus gefunden hatte, hervor und hielt das Stück Stoff an Hermias Kopftuch. Beschaffenheit und Farbe stimmten genau überein.

    »Wenn ich mir Euer Tuch genau anschauen würde, fände ich dann nicht eine Naht, zu der dieses Stück Stoff passen würde?«, fragte er barsch.
    Hermia schaute verständnislos auf den Stofffetzen, den Bandolf ihr entgegenstreckte. Plötzlich wich alle Farbe aus ihrem Gesicht. Sie schlug die Hand vor ihren Mund und stöhnte. Besorgt beugte sich Garsende über das Mädchen, offenkundig bereit, ihr beizuspringen. Mit großen Augen starrte Hermia das Stoffstück an.
    »Ihr könnt Euch sicher denken, wo ich diesen Fetzen aus Eurem Kopftuch gefunden habe?«, sagte Bandolf.
    Hermia schüttelte wortlos den Kopf.
    »Leugnet nicht!«, fuhr Bandolf sie an. »Ihr seid am Beinhaus gewesen, genau dort, wo Ludger von

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