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Die Verschwörung des Bösen

Die Verschwörung des Bösen

Titel: Die Verschwörung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Entschlossenheit, keine Verzweiflung, fand Sekari, und er setzte sich mutlos ans Ufer.
    »Ja, du hast schon Recht, die würden mich auch nur auffressen.«
    Inzwischen kämpften mehrere Krokodile um die besten Stücke vom Festtagsbraten.
    Sekari musste weinen. »Meinen besten Freund konnte ich nicht retten. Ich bin schuld, dass er jetzt tot ist.«
    Nordwind stellte sein linkes Ohr auf, und Sekari streichelte ihn.
    »Deine Freundlichkeit tut mir sehr gut, aber ich kann mich selbst nicht mehr leiden. Komm jetzt, wir gehen hier weg.«
    Aber der Esel trat ihm wieder in den Weg.
    »Es ist vorbei, Nordwind. Alles ist vorbei.«
    Aber das hoch aufgestellte linke Eselsohr widersprach dieser Behauptung.
    »Willst du noch hier warten?«
    Da zeigte nun das rechte Ohr ganz eindeutig gen Himmel.
    »Du willst also warten… Aber worauf denn?« Als Antwort machte Nordwind es sich bequem, ohne den See aus den Augen zu lassen.

    36

    Weil alles so schnell gegangen war, hatte Iker nicht einmal Zeit gefunden, sich vor dem Sterben zu fürchten. Als das gewaltige Krokodil unter ihn geglitten war, hatte er sich an dem Ungeheuer festgehalten und war mit ihm in die Tiefen des Sees getaucht.
    Erst kamen sie durch schmutzig trübes Wasser, doch dann gelangten sie in einen von der Sonne beschienenen Unterwasserwald. Und wie von selbst fielen Iker plötzlich die magischen Worte eines Liedes ein, das den Zorn des Krokodilgottes besänftigen sollte: »Du, der du aus den Urwassern auftauchst und die Helligkeit dieser Fluten verströmst, lass sie auf Erden auferstehen, sei unser fruchtbarer Stier, der Herr der Nahrung, suche deinen Vater Osiris und beschütze mich vor allen Gefahren.«
    Iker war so hingerissen von den vielen farbigen Pflanzen, die scheinbar schwerelos im Wasser schwebten, dass er ganz vergaß zu atmen. Irgendwann tauchte das alte Krokodil wieder zur Wasseroberfläche auf und setzte seine Last auf einem kleinen sonnenbeschienenen Hügel ab.
    Iker begriff nicht, wie er das hatte überleben können, spürte aber, dass er nun über eine neue Waffe verfügte – die Kraft des
    ∗
    großen Fischs.
    Vor ihm stand eine außergewöhnliche Mumie: Auf dem bronzenen Körper eines Krokodils mit goldenen Zähnen saß
    ein Osiris-Kopf, die ganze Gestalt war in einen Umhang aus Kupfer und Elektrum gehüllt. Der Herr über das Wasser sah

∗ Diese Kraft hieß at. Die Ägypter zählten das Krokodil zu den Fischen. aus wie eine unsinkbare Barke, bereit, den Verstorbenen durch die Weiten des Jenseits zu fahren. Vor wenigen Minuten hatte Iker ganz selbstvergessen die Wiedergeburt des Lichts erlebt, das aus den Tiefen des Sees aufgetaucht war.
    Oben auf dem Hügel stand eine Akazie.
    Aber man hatte sie soeben verbrannt! Von ihren Zweigen und Blättern war nur mehr rauchende Asche übrig, und auf den verglühten Stamm hatte jemand mit roter Tinte den Namen der Göttin Neith geschmiert.

    »Erzähl es mir noch mal«, bat Sekari.
    Iker stöhnte auf. »Damit wären wir dann beim zehnten Mal.«
    »Schließlich habe ich wegen dir geglaubt, ich hätte einen tödlichen Fehler gemacht! Außerdem ist deine Geschichte so verrückt, dass ich mir jede Einzelheit genau merken muss, um sicher zu sein, dass du nicht jedes Mal etwas Neues dazu erfindest.«
    »Ist das denn der Fall?«
    »Bis jetzt noch nicht, aber man kann nicht vorsichtig genug sein.«
    »Der böse Geist, der sich in der Finsternis verbirgt, hat die Akazie der Neith zerstört. Man könnte fast meinen, er ahnte, was wir vorhaben.«
    »Umso eiliger ist es, dass wir uns sofort nach Kahun begeben, Bina gefangen nehmen und ihre Bande ausheben.«
    »Als Erstes müssen wir überprüfen, ob der Stadtvorsteher auf unserer Seite ist.«
    »Reise so förmlich wie irgend möglich nach Kahun ein«, empfahl ihm Sekari. »Sollte er dich ins Gefängnis werfen, lasse ich die Truppen eingreifen. Ich hoffe nur, dass die Stadt nicht schon in den Händen der Asiaten ist!«
    Bina war bereit. In drei Tagen wollten die Asiaten, die sich in Kahun eingenistet hatten, zu den Waffen greifen, die sie hergestellt und versteckt hatten, und in der Nacht die Wachposten überwältigen. Zusammen mit Ibcha, der genauso entschlossen war wie sie, würde die junge Frau dann zuerst die Schreiber töten, um die Bevölkerung in Angst und Schrecken zu versetzen und ihr klar zu machen, dass die neuen Herren ihre alte Kultur vernichten wollten.
    Wenn Kahun eingenommen war, würde Bina damit
    fortfahren, weitere Ansiedlungen im Fayum zu erobern.

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