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Die Verschwoerung von Toledo

Die Verschwoerung von Toledo

Titel: Die Verschwoerung von Toledo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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Pferde, Sand spritzte auf, die Pferde schnaubten und stiegen mit den Vorderhufen empor.
    »Jude!«, schrie Ferrand. »Du bist es! Habe ich dich immer noch in meinem Pelz!«
    »Ferrand, gib auf!«, rief Henri zurück. »Du sitzt in der Falle.«
    Ein Hohnlachen war die Antwort. Ferrand gab seinem Tier die Sporen und raste auf Henri zu. Hinter ihm her preschte die wilde Meute seiner Gesellen. Henri sah aus den Augenwinkeln, dass die beiden jungen Sarazenen sich klug verhielten. Sie setzten sich zwischen Ferrands Leute und ihre fremden Verfolger und hielten sie auf.
    »So ist es richtig«, knurrte Henri. »Immer eins nach dem anderen.«
    Er hob das Schwert höher.
    Ferrand preschte auf ihn zu, er schwang ein Langschwert und holte jetzt weit aus. Als er neben ihm war, schlug er zu. Henri rollte sich im letzten Moment zur Seite und entging dem Schlag. Als Ferrand wendete und erneut heranpreschte, hatten Henri und Uthman Feinde an zwei Fronten. Henri wischte einen Angreifer vom Pferd, der blieb regungslos auf dem Boden liegen. Uthman war in seinem Element, er focht mit zwei Schwertern in beiden Händen und mähte die Angreifer förmlich nieder. Henri musste noch einmal zur Seite springen, als Ferrand kam, aber diesmal duckte er sich nur. Und er griff nach dem Feind, noch während dieser, für einen Moment schutzlos, vom Schwung des Schwerthiebes weiter getrieben, ihm den Rücken zukehrte.
    Henri ergriff das Panzerhemd Ferrands und riss den Feind vom Pferd. Ferrand fiel, aber er ließ das Schwert nicht fallen.
    Henri stand ihm nun im Zweikampf gegenüber. Und noch während Uthman weiter Hieb um Hieb führte und die beiden jungen Sarazenen in der Ferne mit Ferrands Verfolgern verhandelten, führte Ferrand den ersten Schlag.
    Der Franzose verstand sein Handwerk. Seine Hiebe mit dem mächtigen Schwert fielen dicht, und er legte dahinter solche Wucht, dass Henri, der kein Schild besaß, sie nur mit Mühe parierte. Henri wusste, gegen diese mächtige Waffe hatte er nur eine Möglichkeit, wenn die Kraft des Kämpfers erlahmte. Er hatte es im Heiligen Land oft genug erlebt, wie überlegene Gegner von listigen geschlagen worden waren. Also kämpfte er abwartend, schnell, gewitzt. Und parierte die furchtbaren Schläge ausdauernd.
    Dann kam sein Moment.
    Während Uthman im Hintergrund mit den letzten beiden Söldnern rang, sich das Blut aus dem Gesicht wischte und erneut Kampfposition einnahm, merkte Henri, wie Ferrand langsamer wurde.
    »Nun, Judenhasser, jetzt kommt die Stunde der Abrechnung!«
    Ferrand heulte auf. In grenzenlosem Hass sprang er auf Henri zu und hieb auf ihn ein, offenbar noch immer im Vollbesitz seiner Kräfte. Henri schien sich getäuscht, seinen Gegner unterschätzt zu haben, denn der focht weiter wie ein Berserker.
    Aber dann, nach einem weiteren, furchtbaren Hieb, senkte Ferrand plötzlich das Schwert. Er rammte es in den Waldboden und stützte sich darauf. Keuchend blieb er stehen, sein schweißüberströmtes Gesicht war bleich. Er war am Ende.
    Henri ging langsam auf ihn zu. Er wusste, Ferrand würde bis zum letzten Moment ein wildes Tier bleiben. Und tatsächlich versuchte es Ferrand noch einmal. Mit einem Schrei riss er das Schwert empor und ließ es auf Henri niedersausen. Aber der war gewarnt. Er sprang zur Seite, gelangte in Ferrands Flanke, und während der vom Fehlhieb mitgerissen nach vorn taumelte, schlug ihm Henri mit der flachen Seite seines Kurzschwertes in die Beine.
    Ferrand stürzte wie ein gefälltes Monument zu Boden. Seine Rüstung auf Brust und Gliedern rasselte und krachte.
    Seine Waffe entglitt seinen Händen. Und dann stand Henri über ihm und setzte sein Schwert an die Kehle des Todfeindes.
    In diesem Moment hörte Henri einen Warnruf Uthmans. Aber er kündigte keine Gefahr an, sondern galt allein ihm.
    »Tue es nicht!«, schrie Uthman. »Sein Tod ist keine Lösung!«
    Henri hörte die Worte wohl. Aber das Bild, das sich ihm bot, sprach eine andere Sprache. Vor ihm lag der Mann, der so viel Unheil über ihn gebracht und ihn in Frankreich verleumdet hatte. Der ihn getäuscht hatte. Der eine Spur der Verwüstung durch die Judengemeinden des Landes gezogen hatte. Eine Ausgeburt. Henri wollte ihn auslöschen. Es war zu verlockend. Ein einziger gezielter Stoß, und der Menschheit drohte eine Gefahr weniger. Henri fasste sein Schwert fester.
    »Mein Freund«, sagte Uthman dicht neben ihm, »wir können nicht für die Versöhnung der Menschen kämpfen, wenn wir unsere Hände unnötig mit Blut

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