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Die Verschwoerung von Toledo

Die Verschwoerung von Toledo

Titel: Die Verschwoerung von Toledo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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besudeln. Du beschädigst dich selbst, wenn du ihn tötest.«
    Henri lockerte seinen Griff wieder.
    Er wusste, der Sarazene hatte Recht. Er blickte dem Gefährten, der über und über mit Blut bespritzt war, in die Augen. Darin verlöschte gerade die Kriegswut, und ein trauriger Schimmer kam zum Vorschein.
    Als Henri sich umwandte, erblickte er die getöteten Gesellen Ferrands, keiner bewegte sich mehr. Dann sah er, wie die anderen Reiter näher kamen, angeführt von den beiden jungen Sarazenen. Auch Joshua war neben ihnen, seine Brille verrutscht. Henri sagte zu dem Juden: »Binde Ferrand so, wie er mich gebunden hat.« Dann ging er gemeinsam mit Uthman den Ankommenden entgegen.
    »Wer sind sie?«, rief Uthman den jungen Sarazenen zu.
    »Sie raubten eine Aljama aus, da kam ihnen der Franzose in die Quere!«
    Uthman und Henri blickten sich an.
    »Wir können wirklich von Glück sagen, dass sie sich nicht gegen uns verbündet haben«, sagte Henri leise.
    »Es sind nur zehn. Wir nehmen es gegen sie auf«, erwiderte Uthman.
    »Ich bin den Kampf müde, vielleicht können wir uns mit ihnen einigen.«
    »Mit Judenschändern?«, schrie Joshua auf.
    »Lass uns hören, was sie fordern.«
    Die Reiter kamen näher. Die beiden jungen Sarazenen machten Platz, und so konnten sich die Ankömmlinge vor Henri und Uthman aufbauen. Sie trugen eine Kleidung, die aus Fundstücken aller Schichten und Glaubensgemeinschaften zusammengesetzt war. Am meisten störte Uthman und Henri, dass einige flache Judenmützen auf den Köpfen trugen, die sie sicher von Getöteten erbeutet hatten. Ihr Gehabe drückte Unverschämtheit und Rauheit aus. Der Anführer war ein dunkelhäutiger Mann, dessen Bart verfilzt und dessen Gesicht von Narben zerfurcht war, seine Augen blitzten.
    »Gebt uns den da heraus, dann lassen wir euch leben«, sagte er in provencalischer Sprache.
    Henri lachte mit dem wohltönenden Bariton seiner lauten Stimme. »Ihr könnt von Glück reden, wenn wir es sind, die euch wieder abziehen lassen!«
    Verdutzt blickte der Räuber ihn an. »Was sind das für kuriose Worte? Seht ihr nicht, dass wir euch haushoch überlegen sind? Wir nehmen uns, was wir wollen!«
    »Ich bin Tempelritter, mein Freund. Und an meiner Seite ist ein kampferfahrener Sarazene. Wenn wir im Heiligen Land erfolgreich gegen eine zehnfache Übermacht kämpften, glaubt ihr, wir könnten uns nicht gegen euch behaupten?«
    »Versucht es doch!«
    Die Pferde tänzelten nervös.
    »Vorsicht, Henri!«, zischte Uthman zwischen den Zähnen hervor.
    »Gebt uns den da heraus!« Wieder wies der Anführer mit dem Schwert auf Ferrand.
    Henri blickte zurück, wo Joshua den Franzosen inzwischen gebunden und einen Fuß auf ihn gesetzt hatte.
    »Geben wir ihnen Ferrand, was liegt uns an dem Judenhasser!«, zischte Uthman.
    »Nein. Das würde Ferrand mit mir machen. Ich will nicht ehrlos handeln wie er, nur um meine Haut zu retten. Sie würden ihn zerfleischen.«
    »Nun, und?«
    »Uthman!«
    »Wölfe zu Wölfen!«
    »Also! Gebt ihr ihn freiwillig heraus?«
    Ferrand wimmerte im Hintergrund.
    Henri sagte mit ruhiger Stimme: »Ferrand gehört allein mir. Ich will dir nicht erklären müssen, warum. Es ist eine längere Geschichte von Vertrauen und Verrat. Stellt eine andere Forderung – oder trollt euch.«
    Der Anführer schien mit diesem festen Widerstand nicht gerechnet zu haben. Er zog am Zügel und ließ sein Pferd einmal auf den Hinterläufen um die eigene Achse kreisen. Unschlüssig starrte er dann Henri an.
    »Nun gut. Wir holen ihn uns, wenn der Zeitpunkt dafür günstig ist. Von jetzt an werdet ihr keine ruhige Minute mehr haben. Wir kriegen euch, wenn ihr nicht mit uns rechnet! Einen angenehmen Tag noch, Freunde!«
    Hohnlachend machte er kehrt und ritt mit seinen Gesellen im wilden Galopp davon.
    »Die sind wir los, aber wohl nicht lange«, meinte Henri aufatmend.
    »Was stellen wir mit Ferrand an, Henri?«, wollte Joshua wissen. »Wäre es nicht wirklich besser gewesen, ihn auszuliefern? Dann sind wir ihn ein für alle Mal los.«
    Henri hatte einen Plan gefasst. »Wir nehmen ihn mit. Ich will, dass er in Avignon die Wahrheit sagt. Ich will, dass der Haftbefehl gegen mich zurückgenommen wird. Und dass die Juderia in Toledo von allen Anschuldigungen entlastet wird. Sonst leben dort alle weiter in Todesgefahr. Wir brauchen Ferrand also lebend, er ist unser wichtigster Zeuge!«
    Die anderen brummten widerstrebend, aber letztlich zustimmend. Und einer der jungen Sarazenen sagte:

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