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Die Verschwoerung von Toledo

Die Verschwoerung von Toledo

Titel: Die Verschwoerung von Toledo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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plötzlich eine warme, strahlende Sonne an einem klaren Himmel. Es roch wieder nach Spätsommer. Henri trieb die Gefährten an.
    Am Fuß der Pyrenäen war der Sommer noch im vollen Gange. Und sie konnten es kaum glauben, als ein alter Mann an einer Pferdestation sie warnte: »Die Straße nach Carcassonne wird von einer Bande Quillaneser Räuber beherrscht! Sie verlangen Lösegeld, morden und rauben! Die Seuche, die gerade nach Westen abgezogen ist, soll zurückkehren und sie dahinraffen!«
    »Aber wie kommen wir dann nach Carcassonne?«, wollte Henri wissen.
    »Ihr müsst noch einmal in die Berge. Weicht aus über diesen Pass dort. Es ist der einzige Weg, der in den Bergen von West nach Ost führt, und die Räuber benutzen ihn bestimmt nicht, denn dort bewegt sich sonst niemand vorwärts, der über die Pyrenäen heruntergekommen ist. Nehmt den Pass!«
    »Noch einmal in die Berge?«, sagte Joshua zweifelnd.
    »Aber es ist sonst zu gefährlich«, beharrte der Alte.
    »Wir müssen diesen Weg nehmen, um die Räuber zu umgehen«, meinte auch Uthman. »Wir können uns ein Scharmützel nicht leisten. Schon jetzt haben wir Schwierigkeiten, den Spuren Ferrands zu folgen.«
    »Wir werden sie gänzlich verlieren, wenn wir den Umweg nehmen. Denn Ferrand wird Räubern nicht ausweichen.«
    Henri blickte Joshua an. »Ich denke, auch Ferrand wird keine Schlacht mit Wegelagerern riskieren. Wir werden seine Spur nicht verlieren.«
    Die nächste Nacht verbrachten sie in schlechter Stimmung. Denn es war in der Höhe wieder eiskalt, und nach den warmen Temperaturen in der Ebene spürten sie das besonders.
    Zwei Tage lang zogen sie in halber Höhe durch ein Gelände, das karg und einsam war. Aber jeden Abend erreichten sie ein kleines Dorf von Bergbauern, in dem es Trinkwasser, Brot und Käse gab und obendrauf noch Erklärungen über den genauen weiteren Weg. Und sie erfuhren, dass auch Ferrand und seine Männer vor ihnen die gleiche Strecke geritten waren.
    Wie Henri vorausgesagt hatte, verloren sie die Spur Ferrands nicht. Sie folgten ihr jetzt langsam, ohne die eigentliche Absicht, den Franzosen in den unübersichtlichen Bergen einzuholen. Denn sie waren übereingekommen, dass es besser wäre, ihn in der Ebene zum Kampf zu stellen.
    »Dort gibt es eine offenere, ehrlichere Kampfstrategie«, hatte Henri gemeint, »ich hasse Hinterhalte.«
    Am dritten Tag stiegen sie hinunter in flaches Land. Sie erreichten einen blühenden Hain mit fremdartigen Stauden und wussten, dass es ihnen gelungen war, die Räuberbande zu umgehen.
    Und dann, es war ein milder, duftender Sommerabend, standen sie urplötzlich Ferrand und seinem Haufen gegenüber.
    Jetzt bewiesen die beiden jungen Kämpfer in Uthmans Begleitung, die sich bisher scheu und zurückhaltend gezeigt hatten, was in ihnen steckte. Bevor Henri auf das unerwartete Auftauchen seiner Feinde reagieren konnte, hatten die Sarazenen gehandelt. Sie gaben ihren Pferden die Zügel und preschten zu beiden Seiten davon. So eine Zange bildend, waren sie bald hinter Waldstücken verschwunden. Und Henri bemerkte, wie Ferrands Männer unruhig wurden, ihre Reittiere bäumten sich auf. Dann kam der Haufen auf sie zu.
    Jetzt begriffen die Gefährten auch, warum sie Ferrand ausgerechnet hier begegneten. Die Flucht des Franzosen war durch eine Attacke von unbekannter Seite gestört worden. Denn hinter dem Hügel tauchten in diesem Moment mehrere Reiter auf, die Ferrands Männer zu verfolgen schienen.
    Die Freunde berieten sich kurz. »Ferrand sitzt in der Falle. Aber wer sind die anderen?«, rief Uthman.
    »Lassen wir sie näher herankommen«, sagte Henri. »Joshua, halte dich hinter uns! Uthman und ich, wir werden sie empfangen.«
    Mit gezückten Kurzschwertern, von denen Uthman vier im Gürtel hatte, richteten sich Henri und der Sarazene auf die anstürmenden Gegner aus. Sie sahen, wie ihre beiden jungen sarazenischen Gefährten auf Hügeln zu beiden Seiten auftauchten. Sie zügelten ihre Pferde und zögerten mit dem Angriff. Offenbar wussten sie nicht, wen sie angreifen sollten, und als die Verfolger Ferrands näher kamen, begriff Henri sofort, warum. Es waren wüste Gestalten, ebenso wild und verwahrlost wie Ferrands Leute.
    »Sie sind vom gleichen Kaliber«, rief Henri Uthman zu. »Wenn sie sich verbünden, können wir einpacken.«
    »Sie werden Ferrand nicht ohne Grund verfolgt haben!«
    Erst jetzt schien Ferrand de Tours begriffen zu haben, auf wen er und seine Männer zuhielten. Sie stoppten jäh ihre

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