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Die Verschwoerung von Toledo

Die Verschwoerung von Toledo

Titel: Die Verschwoerung von Toledo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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müssen hart durchgreifen«, sagte Imbert. »Solche Ideen dürfen auf gar keinen Fall in der Öffentlichkeit auftauchen! Schon hört man auf den Straßen von Paris, dass gelehrte Professoren verkünden, Tyrannen dürften getötet werden. Sie sagen, jeder Untertan oder Vasall von Rechts wegen darf jedes beliebige Mittel dafür einsetzen, insbesondere List, ohne dass er Rücksicht auf irgendeinen Eid oder Vertrag nehmen oder ein gerichtliches Urteil abwarten müsse. Stellt euch das vor, meine Brüder!«
    »Das ist ja geradezu eine Handlungsanleitung für einen Ketzer wie Henri de Roslin!«
    »Man muss gestehen, dass es nicht einmal schwierig für diese Herren Professoren ist, in der Heiligen Schrift eine Unterlage für derartige Ansichten zu finden. Nehmt nur die Ermordung des Zimri durch Phineas oder des Holofernes durch Judith. Aber sie gehen doch zu weit, wenn sie sagen, auch der Heilige Michael sei ein Tyrannenmörder gewesen, wenn er, ohne das göttliche Gebot abzuwarten und nur von natürlicher Liebe getrieben, Satan erschlagen und dem ewigen Tod überliefert hat und dafür die herrlichsten himmlischen Belohnungen empfing.«
    Einer der anwesenden Notare des Königs fragte: »Wird uns Henri der Ketzer auch endlich verraten, wo der Schatz der Tempelherren versteckt ist? Wir suchen jetzt schon sieben lange Jahre danach, und auch alle Befragungen verliefen ergebnislos! Unsere Kassen sind inzwischen leer!«
    Imbert beeilte sich zu versichern: »Natürlich werden wir es aus ihm herauskriegen! Denn wie gesagt, unseren Folterinstrumenten widersteht auch ein Ketzer nicht! Selbst ein so hart gesottener Tempelritter wie Henri nicht, der während seiner Ausbildung auf jede Tortur vorbereitet wurde. Der Schatz, den niemand außer Henri de Roslin kennt und der deshalb überall versteckt sein kann, wird uns die Herrschaft über die bekannte Welt bescheren! Wir werden einen neuen Kreuzzug organisieren, was schon der verstorbene Papst Clemens wollte, aber leider nicht mehr bewirken konnte. Mit diesem Schatz führen wir den letzten aller Kreuzzüge, der zur Ausrottung aller Ungläubigen im Heiligen Land beitragen wird. Das Königreich Jerusalem wird wieder errichtet, meine Brüder!«
    »Halleluja!«
    Der Bischof von Avignon, ein alter Mann mit rotem Gesicht, warf ein: »Bruder Guillaume, vielleicht gibt es einen solchen Schatz gar nicht. Habt ihr nicht in Frankreich schon überall gesucht? In Gisors? In Poitiers? In La Rochelle? Sogar in den Tempelburgen auf dem Boden des englischen Lehens?«
    »Es gibt diesen Schatz«, sagte Imbert kalt. »Wir haben Zeugenaussagen von gefolterten Templern. Ein gewisser Johann von Chalon gab zu Protokoll, er habe den Abtransport von unermesslichen Goldschätzen auf drei großen Wagen im Jahr unseres Herrn 1307, zwei Nächte vor der Verhaftung der Templer, selbst geleitet. Leider nur bis Eu, dann übernahm ein anderer die Fuhre. Und das waren nur die Reichtümer aus der Pariser Burg! Man transportierte den Schatz unter Stroh nach Norden. Gold, Silber, Juwelen, die uns gehören.«
    »Wir hörten davon. Man sagt, es habe sich um den Schatz des Generalvisitators gehandelt und Gerard de Villiers und Hugo von Chalons hätten ihn in Empfang genommen.«
    »Aber wo ist er geblieben?«, Imbert brüllte es beinahe. Dann beruhigte er sich wieder. »Wir stellten in der Nacht vom 12. auf den 13. Oktober des Jahres 1307 überall Straßensperren auf, weil wir ahnten, dass die verfluchten Templer ihre Reichtümer verstecken wollten. Und sie haben es dennoch geschafft! Jemand muss sie gewarnt haben.«
    »Man sagt, sie können in die Zukunft blicken, und das macht sie unantastbar! Sie haben ein Buch, das alle Ereignisse bis zum Jüngsten Gericht vorhersagt.«
    Die schüchternen jungen Dominikaner brachen in ein Gemurmel aus.
    Der Kardinal sinnierte: »Auf drei großen Wagen, sagt Ihr, wurde der Schatz abtransportiert? War das der Ausdruck? Seltsam. Hat der Verhörte das so zu Protokoll gegeben? Könnte es nicht sein, dass es sich dabei um eine Verklausulierung handelte?«
    »Was meint Ihr, Eminenz?«, wollte aufgeregt ein junger Dominikaner wissen.
    »Nun, meines Wissens nach nannten die Templer ihre Burg in Gisors, die hoch droben über dem Städtchen thront, den Tempel der drei Wagen!«
    »Wie sollen wir das verstehen, Kardinal?« Imbert war erstarrt.
    »Ich las einmal, die Templer hätten diese Burg nach den Sternen ausgerichtet. Nach dem großen Wagen, dem kleinen Wagen – und dem Wagen der Meere, der am

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