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Die Verschwoerung von Toledo

Die Verschwoerung von Toledo

Titel: Die Verschwoerung von Toledo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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unsichtbaren Teil des Himmels unter der Erdenscheibe liegt, wenn die beiden anderen in einer einzigartigen Konstellation zusammenstehen. Aber ich verstehe nicht viel von Astronomie, diesem Teufelszeug der Araber.«
    »Was wisst Ihr noch darüber?«
    »Die außergewöhnliche Konstellation dieser drei Wagen am Himmelszelt ergibt sich nur an einem einzigen Tag im Jahr. Zum Heiligen Abend. Es ist, wie ihr Herren alle wisst, der Geburtstag unseres Heilands. Und die Templer – verzeiht! – taten alles im Namen Jesus Christus’.«
    »Aber das ist doch Unfug!« Imbert löste sich aus seiner Erstarrung. »Ammenmärchen!«
    »Bedenkt, dass Gisors genau an der alten Römerstraße von Paris nach Eu liegt. Und von Eu aus, wo es einen von den Templern angelegten Hafen gibt, führt eine Wasserstraße direkt nach Norden, also dorthin, wohin man den Schatz wahrscheinlich bringen wollte. Nach Schottland. Oder zumindest in die Bretagne, als Zwischenlösung.«
    »Wie faszinierend das alles ist!«, platzte der junge Dominikaner heraus.
    »Ja, für Kinder!«, raunzte ihn Imbert an. »Das sind Ammenmärchen! Wir haben in Gisors gesucht und nichts gefunden. Nichts! Wollt Ihr das endlich einsehen, meine geliebten Brüder!« .
    Die übrigen Mitglieder der Versammlung, Priester, Priors, Mönche, königliche Notare, tuschelten nun ungehemmt. Der kluge Imbert ließ sie eine Weile gewähren.
    Wieder sprach der Kardinal. »Wenn die Templer vor ihrer Verhaftung gewarnt worden sind, konnten sie den Schatz rechtzeitig in Sicherheit bringen, das ist unstrittig. Und sie hatten damit auch Zeit genug, sich die tiefsten und sichersten Verstecke auszusuchen. Auch Gisors! Denn sie werden Gold und Silber nicht gerade in die Vorratskammer gelegt haben, sondern, sagen wir, in unterirdische Verliese, dreißig Meter unter der Oberfläche. Bewacht von Höllenhunden!«
    »Kardinal, Ihr lest offenbar Ritterromane, diese neueste und nicht unproblematische Spielart der gelangweilten Unterhaltung bei Hofe und in den Klöstern.«
    »Andere vermuten«, sagte der Kardinal ungerührt, »der Orden habe seine Reichtümer nach Portugal verbracht, in ihre Festung von Castro Marim an der südlichen Algarve. Denn auf der iberischen Halbinsel werden die Templer nur halbherzig oder gar nicht verfolgt – ist es nicht so? Man braucht ihre Kampfkraft und ihre Erfahrung aus dem Orient gegen die Mauren. Dort läge der Schatz also sicher.«
    »Auch das ist Blödsinn!«, rief Imbert, der immer mehr die Geduld verlor. »Der Schatz muss noch in Frankreich sein! Er muss, er muss!«
    »Ihr Herren«, warf ein Prior ein, »streiten wir doch nicht! Ich glaube nicht an einen solchen Schatz! Und wenn es ihn gäbe, wäre er dann nicht für uns Christen völlig unbedeutend? Sind unsere wahren Schätze, auf die wir uns berufen dürfen, nicht ausschließlich geistiger Natur?«
    Imbert bedachte den Sprecher mit einem gehässigen Blick, der jedoch langsam wieder milder wurde. Der Generalinquisitor besann sich darauf, dass er es war, der den rechten Glauben an oberster Stelle zu vertreten hatte. »Nun«, sagte er, »Ihr habt Recht, mein Bruder, wir sollten unseren Eifer mäßigen. Aber bedenkt auch, dass man zur Ausrüstung eines neues Kreuzzuges viel Gold braucht. Und wollt Ihr den letzten Willen des verstorbenen Clemens missachten, der dafür unermüdlich durch die Länder zog, betete und sammelte? Wollt Ihr das?«
    »Natürlich nicht! Gott bewahre!«
    »Der Ketzer muss her!«, sagte Imbert mit hartem Gesicht. »Er muss uns sagen, was es mit dem Schatz der Templer auf sich hat!«
    »Alle Qual und dann den Tod für diesen verfluchten Ketzer! Mein Gott, wenn er doch schon endlich hier wäre! In Ketten! Und wir könnten ihn, wir würden ihn dann…«
    »Ja«, sagte Imbert leise.

 
    10
     
     
     
    Ende September 1315, Michaeliszeit
     
    »Und ich sah einen Engel vom Himmel fahren, der hatte den Schlüssel zum Abgrund und eine große Kette in der Hand. Und er griff den Drachen, die alte Schlange, welche ist der Teufel und der Satan, und band ihn tausend Jahre und warf ihn in den Abgrund und verschloss ihn und versiegelte ihn, dass er nicht mehr verführen sollte die Heiden, bis dass tausend Jahre vollendet würden, und danach wird er kurze Zeit losgelassen.«
    In der gewaltigen Kirche hallten die Worte der Offenbarung des Johannes wider wie von steinernen Gesetzestafeln. Kein Gläubiger zweifelte an ihnen. Und auch auf Henri de Roslin übte der Kampf des Engels gegen das Böse wie in jedem Jahr

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