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Die Verschwoerung von Toledo

Die Verschwoerung von Toledo

Titel: Die Verschwoerung von Toledo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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etwas Beruhigendes aus. Die Verehrung Gottes durch die Verehrung der Engel wirkte auf ihn wie ein Schutz, stärker, als Kettenhemd, Helm und Schwert es vermochten. Er stellte sich den Erzengel Michael vor, wie er über ihm schwebte und alles Böse von ihm fernhielt.
    Henri betete inbrünstig und stumm darum, die richtigen Entscheidungen zu treffen, die richtigen Dinge zu tun. Er kniete an der Seite der anderen Gläubigen. Und doch trennte ihn alles von den Betenden. Und auch von ihren Priestern.
    Denn diese gehörten zu seinen Verfolgern, und er durfte sich ihnen nicht offenbaren. Sie würden die Boten Gottes selbst jetzt, in der Zeit der Michaelisfeste, nicht wirklich erkennen, dachte er, und auch diesen Erzengel nicht, der auf dem Berg Gargano erschienen ist, um seitdem leibhaftig in der Welt zu sein. Sie tun nur so, als beteten sie zu ihm. Und wem sie danken, das wissen sie auch nicht.
    Er schlug das Kreuz und erhob sich aus seiner knienden Position.
    Henri de Roslin hatte schwere Tage hinter sich. Seine Gefährten, die jetzt draußen vor den Toren Perpignans darauf warteten, dass er vom Michaelisgebet zurückkehrte, machten ihm Vorwürfe. Es war nicht das erste Mal, dass sie seine Meinung nicht teilten, aber diesmal war es schwerwiegender. Und Henri fragte sich inzwischen selbst, ob er es verantworten konnte, Ferrand de Tours als Gefangenen nach Avignon zu bringen, um ihn vor den Richter zu stellen.
    Die Gefahren, die er dabei für sich in Kauf nahm, waren für ihn selbstverständlich. Aber durfte er auch seine Freunde gefährden? Zweifellos lauerten in der Papststadt, die Henri als gelbe Bestie mit ausgefahrenen Krallen in Erinnerung behalten hatte, mannigfache Gefahren auf sie.
    Uthman wurde als Giftmischer und Mörder des Papstes gesucht. Der Tod war ihm bei seinem Ergreifen sicher. Joshua hatte das tödliche Spiel mit dem Papst Clemens angezettelt. Auch er würde nicht davonkommen. Und Henri selbst war inzwischen der gesuchteste und gehassteste Mann Frankreichs. Die Inquisition wartete sehnsüchtig auf ihn. Guillaume de Imbert würde alles darum geben, ihn in seine Gewalt zu bekommen. War es also nicht Wahnsinn, nach Avignon zu reiten?
    Es war Wahnsinn. Und doch, Henri wollte nicht die Spielregeln seiner Feinde übernehmen. Er wollte mit Ferrand de Tours nicht so menschenverachtend verfahren, wie dieser mit ihm verfahren hatte. Henri war erfüllt von der Vision eines gerechten Prozesses gegen den Verleumder, der sich zu seinem persönlichen Feind aufgeschwungen hatte.
    Henri de Roslin schüttelte unwillkürlich heftig den Kopf.
    Es musste in Avignon noch unabhängige Richter geben. Es musste Ordnungskräfte geben, die gegen die Verleumdung der Juden vorgingen. Denn schließlich war dieses Jahr des Herrn 1315 das Jahr der Rehabilitation der Juden in Frankreich. Sie durften zurückkehren. Und sie kamen inzwischen in Scharen aus Verbannung und Exil zurück, ihre Diaspora war beendet.
    Man brauchte ihren Gewerbefleiß, ihre Kultur, ihr Geld. Ein Judenhasser, der zu neuen Pogromen aufrief, würde in diesen Tagen kein Gehör finden.
    So hoffte Henri.
    Aber in den Gesichtern seiner Gefährten las er, dass sie diese Hoffnung für unsinnig und für gefährlich hielten. So traten Uthman, Joshua und die beiden jungen Sarazenen bei seinem Kommen aus dem Waldstück unweit der Stadtmauer Perpignan, das sie vor fremden Blicken geschützt hatte, und begrüßten ihn mit allen Anzeichen des Missmutes.
    »Hat der Erzengel Michael dir in der Kirche einen Hinweis gegeben, Henri?«, fragte Joshua. Er konnte nicht vermeiden, dass seine Stimme einen spöttischen Unterton annahm.
    Henri überhörte es nicht und sah den Freund traurig an. »Du solltest wissen, dass wir solche direkten Ratschläge von den Engeln nie bekommen, mein Freund. Wir wollen sie zwar hören, aber sie werden uns verweigert. Wir müssen letztlich aus eigener Entschlusskraft handeln.«
    »Und du bleibst bei deinem Entschluss?«
    Henri sah zu ihrem Gefangenen hinüber, der rücklings an einem Baumstamm saß. »Wir werden Ferrand in Avignon vor ein Gericht stellen. Man wird ihn verurteilen.«
    »Du brauchst ein reines Gewissen, was?« Uthman machte eine verkniffene Miene. »Mir wird mit jedem Tag klarer, dass du einer Wahnvorstellung hinterher jagst, Henri de Roslin. Hast du noch nicht genug gesehen vom Zustand der Verwahrlosung in diesem Land? Wer soll dir Gehör schenken, wenn du diesen da anklagst? Was ist los mit dir?«
    Henri blickte ihn offen an. »Ich will

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