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Die Verschwoerung von Whitechapel

Die Verschwoerung von Whitechapel

Titel: Die Verschwoerung von Whitechapel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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vorsichtig«, sagte sie. In ihrer Stimme lag Angst.
    »Bestimmt«, versprach Charlotte. Es war ihr damit ernst. Alles, was sie besaß, war ihr kostbar – die Kinder, ihr Heim, Emily und Pitt, der irgendwo in den grauen Gassen von Spitalfields hauste. »Das verspreche ich.«
     
    Juno Fetters freute sich, Charlotte zu sehen. Nach wie vor waren ihre Tage von Langeweile erfüllt. Kaum jemand besuchte sie, und es gehörte sich nicht, dass sie sich in der Öffentlichkeit zeigte oder gar irgendwelchen Vergnügungen nachging. Allerdings hatte sie auch gar nicht das Bedürfnis. Da es ihr aber ihre Mittel gestatteten, zahlreiche Dienstboten zu beschäftigen, blieb ihr selbst nichts zu tun. Sie konnte weder den ganzen Tag lesen noch ununterbrochen sticken, es gab nicht beliebig viele
Briefe zu schreiben, und für die Malerei war sie weder begabt, noch interessierte sie sich dafür. So schleppten sich die Stunden Tag für Tag träge dahin.
    Sie unterließ es, Charlotte sogleich nach Neuigkeiten oder neuen Gedanken zu fragen, und so kam Charlotte von sich aus auf das Thema zu sprechen, sobald sie im Gartenzimmer Platz genommen hatten.
    »Ich habe etwas entdeckt, das ich Ihnen unbedingt mitteilen muss«, begann sie vorsichtig. Sie sah, dass sich Junos Gesicht bei diesen Worten aufhellte. »Allerdings bin ich nicht sicher, ob es sich so verhält. Sollte das aber der Fall sein, würde es vieles erklären. Es scheint widersinnig … und vor allem ist es möglich, dass wir es nie beweisen können.«
    »Das ist zweitrangig«, versicherte ihr Juno rasch. »Ich möchte es vor allem selbst wissen. Ich möchte verstehen, was da vor sich gegangen ist.«
    Charlotte sah die dunklen Schatten unter ihren Augen und die Fältchen, die ihr der Kummer ins Gesicht gegraben hatte. Sie lebte mit einem Albtraum. Ihre ganze Vergangenheit, aus der sie hätte Kraft schöpfen müssen, war von Zweifel überlagert. Hatte der Mann, den sie liebte, je existiert, oder war er ein Geschöpf ihrer Vorstellungskraft, jemand, den sie aus einzelnen Eindrücken und Selbsttäuschungen zusammengesetzt hatte, weil sie sich nach Liebe sehnte?
    »Ich vermute, dass Ihr Mann die Wahrheit über die grässlichsten Verbrechen entdeckt hat, die je in London oder sonstwo begangen worden sind«, sagte sie ruhig. Sogar in diesem von Sonnenlicht erfüllten Raum griff beim bloßen Gedanken an diese Ereignisse die Finsternis nach ihrem Herzen, als könnte die entsetzliche Gestalt sogar diese Straße mit ihrem blutigen Messer heimsuchen.
    »Was für Verbrechen?«, fragte Juno verblüfft.
    »Die Morde von Whitechapel«, gab Charlotte mit erstickter Stimme zurück.
    Juno schüttelte den Kopf. »Nein … wie…?« Sie setzte erneut an. »Ich denke, falls Martin davon gewusst hätte, würde er …«
    »…es gesagt haben«, gab ihr Charlotte Recht. »Deshalb musste Adinett ihn ja auch töten – um genau das zu verhindern.«
    »Aber warum nur?« Juno sah sie entsetzt und ratlos an. »Ich verstehe das nicht.«
    Mit einfachen, bewegten Worten berichtete ihr Charlotte alles, was sie wusste. Juno hörte ihr zu, ohne sie ein einziges Mal zu unterbrechen.
    Mit aschfahlem Gesicht fragte sie dann: »Woher hätte er es wissen sollen?« Es war, als spüre sie selbst den kalten Hauch des Entsetzens, als hätte sie selbst die schwarze Kutsche gesehen, die durch die engen Gassen rumpelte, und einen Blick in die Augen des Mannes geworfen, der solcher Taten fähig war. »Hat er es Adinett gesagt, weil er annahm, dass er ihm trauen könnte? Und hat er erst in jenem letzten Augenblick seines Lebens entdeckt, dass Adinett zu diesen Ungeheuern gehörte?«
    Charlotte nickte. »Vermutlich.«
    »Und wer steht jetzt hinter Remus?«, fragte Juno.
    »Das weiß ich nicht. Vielleicht andere Republikaner …«
    »Dann ging es also um Revolution …«
    »Ich weiß nicht. Möglich … vielleicht aber auch einfach um Gerechtigkeit?« Sie war zwar nicht davon überzeugt, hätte es aber gern geglaubt. Auf keinen Fall würde sie Juno daran hindern, sich daran zu klammern, sofern ihr das half.
    »Es muss noch weitere Papiere geben.« Junos Stimme klang ruhig, offensichtlich nahm sie sich mit äußerster Kraft zusammen. »Ich bin Martins Tagebücher noch einmal durchgegangen und habe dabei gemerkt, dass er sich auf etwas bezieht, was wir bisher nicht gefunden haben. Ich habe noch einmal an allen Stellen gesucht, die mir infrage zu kommen schienen, aber ohne Ergebnis.« Sie sah Charlotte bittend an. Auf ihren Zügen war zu

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