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Die Verschwoerung von Whitechapel

Die Verschwoerung von Whitechapel

Titel: Die Verschwoerung von Whitechapel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Hausmädchen die Bücher von Zeit zu Zeit heraus, um sie abzustauben?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Juno kopfschüttelnd. »Möglich, aber ich glaube nicht. Sicher haben Sie Recht. Die Papiere müssen hinter irgendwelchen Büchern versteckt sein, die normalerweise niemand herausnimmt. Immer vorausgesetzt, sie sind überhaupt da.«
    Wieder spürte Charlotte Enttäuschung. »Falls er sie in ein Buch gelegt hätte, würde sich der Deckel so wölben, dass man
es sogleich sehen könnte. Wir suchen ja wohl nicht nach einem oder zwei Blättern.«
    »Wie wäre es …« Juno hob den Blick zu den obersten Regalbrettern, auf denen große Nachschlagewerke standen.
    »Ja? Was?«, fragte Charlotte eifrig.
    Mit einer müden Bewegung strich sich Juno die Haare aus der Stirn.
    »Und wenn er sie nun tatsächlich in einem Buch versteckt hat, das er dafür eigens ausgehöhlt hat? Mir ist klar, dass das nach entsetzlichem Vandalismus klingt, aber in einem solchen Versteck wären die Papiere wirklich sicher aufgehoben. Wer außer ihm selbst würde da nachsehen?« Bei diesen Worten wies sie auf das oberste Brett am Fenster, auf dem eine Reihe von Lebenserinnerungen obskurer Politiker aus dem achtzehnten Jahrhundert und ein halbes Dutzend Bände mit Statistiken zu Ausfuhr und Seeverkehr standen.
    Charlotte ging zur Bibliotheksleiter hinüber, schob sie an die angegebene Stelle und stieg hinauf, wobei sie mit der einen Hand ihren Rock raffte und sich mit der anderen an der Stange festhielt. »Vorsichtig!«, rief ihr Juno mit ängstlicher Stimme zu und trat unwillkürlich einen Schritt vor.
    Charlotte hielt – recht unsicher stehend – mitten in der Bewegung inne. Sie lächelte Juno zu, deren bleiches Gesicht noch durch das stumpfe Schwarz ihres Kleides unterstrichen wurde.
    »Tut mir Leid«, entschuldigte sie sich und wich wieder ein Stück zurück. »Ich – «
    »Ich weiß«, sagte Charlotte. Die Leiter war ziemlich standfest, dennoch kam ihr unwillkürlich der Gedanke daran, dass man anfänglich die Ursache von Fetters’ Tod in einem Sturz von deren oberster Stufe vermutet hatte. Wenn sie hier ihr Gleichgewicht verlor, würde sie an nahezu derselben Stelle enden, wo man ihn gefunden hatte, nur dass ihr Kopf in der entgegengesetzten Richtung läge.
    Rasch verscheuchte sie den trüben Gedanken. Diese Geschichte war Welten von dem entfernt, womit sie es inzwischen zu tun hatte. Sie griff nach oben und nahm den ersten Band herunter, ein hoffnungslos veraltetes hochformatiges Buch über Seewege. Aus welchem Grund würde jemand derlei
aufbewahren, es sei denn, er hatte vergessen, dass es da war? Sie reichte Juno das schwere Buch hinunter.
    Diese blätterte es durch. »Genau das, was draufsteht«, sagte sie und bemühte sich, ihre Enttäuschung zu verbergen. »Martin hat das bestimmt vor zwanzig Jahren gekauft.« Sie legte den Band auf den Boden und wartete auf den nächsten.
    Charlotte holte einen nach dem anderen herunter. Jeder einzelne wurde gründlich untersucht und auf den Boden gelegt, wo die Stapel immer höher wuchsen. Sie fuhren damit fort, weil keiner von beiden eine bessere Möglichkeit einfiel, die Sache anzugehen.
    Nach gut zwei Stunden erklärte sich Juno geschlagen. Sie und Charlotte waren reichlich mit Staub bedeckt, und ihre Arme schmerzten.
    »Bei jedem dieser Bücher stimmt der Inhalt genau mit dem Titel überein«, sagte Juno mit so kläglicher Stimme, dass sie Charlotte Leid tat. Wäre es um nichts weiter als um den Wunsch gegangen, etwas zu erfahren, sie hätte ihr vielleicht geraten, einfach nicht weiterzusuchen. Irgendwann müssen Kummer und die Bemühung zu verstehen aufhören, muss man zulassen, dass der Heilungsprozess beginnt.
    Aber Charlotte wollte der Welt beweisen, dass Pitt in Bezug auf John Adinett Recht gehabt hatte, und so nahm sie alle Kräfte zusammen, um weiterzumachen.
    »Setzen Sie sich eine Weile«, sagte sie. »Vielleicht sollten wir eine Tasse Tee trinken?« Sie stieg von der Leiter, und Juno streckte ihr hilfreich die Hand entgegen. Ihre Finger fühlten sich kühl und fest an, aber ihr Arm zitterte ein wenig, und auf ihren Zügen war die Anspannung zu erkennen. Sie mied Charlottes Blick.
    »Vielleicht sollten wir Schluss machen«, sagte Charlotte entgegen ihrer eigentlichen Absicht. Das Mitleid quälte sie zu sehr, als dass sie auf die Stimme der Vernunft hätte hören können. »Vielleicht gibt es gar nichts zu finden. Möglicherweise waren es nur Träume.«
    »Nein«, sagte Juno leise, den

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