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Die Verschwoerung von Whitechapel

Die Verschwoerung von Whitechapel

Titel: Die Verschwoerung von Whitechapel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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sollte ein Haufen Fremder herkommen, bloß um zu streiten? Danach waren sie, husch, gleich wieder weg.«
    Tellman spürte, wie ihm das Herz in der Brust schlug.
    »Beim Tabakhändler?« Seine Stimme gehorchte ihm nicht. Es war lächerlich. Vermutlich hatte es nichts zu bedeuten.
    »Soweit ich weiß.« Der Straßenhändler nickte und sah ihn nach wie vor aufmerksam an. »Jedenfalls war Ihr Chef bei dem drin. Er hat mich dasselbe gefragt wie Sie, und wie ich es ihm gesagt hab, ist er los, als wenn der Teufel hinter ihm her wär.«
    »Aha. Vielen Dank. Hier.« Tellman nahm eine Sixpence-Münze aus der Tasche. Seine Finger zitterten. Das Trinkgeld war übertrieben hoch, aber er empfand mit einem Mal Zuversicht, und er war dankbar. »Trinken Sie ein Bier auf mein Wohl. Wahrscheinlich haben Sie mir viel Ärger erspart.«
    »Danke.« Der Mann nahm die Münze und ließ sie sogleich verschwinden. »Auf Ihre Gesundheit.«
    Tellman nickte und ging rasch zur angegebenen Stelle. Von außen sah das Haus aus wie alle anderen – ein kleiner Tabak-und Süßwarenladen mit Wohnräumen im ersten Stock. Was zum Kuckuck mochte John Adinett hier so heftig interessiert haben? Vielleicht lohnte es sich, einmal dort nachzusehen, wenn der Laden geöffnet war. Er würde am nächsten Tag eine Möglichkeit finden zurückzukehren, ohne dass Wetron davon erfuhr.
    Mit beschwingten Schritten kehrte er zur Mile End Road zurück.
    Es kostete ihn erhebliche Mühe, am nächsten Tag in die Cleveland Street zurückzukehren, und er musste sogar seinen Vorgesetzten belügen. Als er vor dem Haus stand, schien der Laden wie tausend andere zu sein.
    Er kaufte für drei Pence Pfefferminzbonbons und versuchte, ein Gespräch mit dem Inhaber anzuknüpfen, aber außer dem Wetter gab es nur wenig Gesprächsstoff. In seiner Verzweiflung kam er von der Hitze auf Fieber zu sprechen und äußerte, wie schrecklich es sei, dass der arme Prinzgemahl Albert an Typhus gestorben war.
    »Niemand ist seines Lebens sicher«, sagte er und kam sich töricht dabei vor.
    »Wie auch?«, fragte der Mann kummervoll und kaute auf seiner Lippe herum. »Der königlichen Familie geht es in mancher Hinsicht nicht besser wie Ihnen oder mir. Sicher, die können sich besseres Essen und bessere Kleidung leisten.« Dabei befingerte er den dünnen Stoff seines Jacketts. »Aber sie werden krank wie wir und sterben wie wir. Die können einem Leid tun.« Dies offenkundige Mitleid erschien Tellman sonderbar bei einem Mann in einer solchen Gegend, der schwer für seinen Lebensunterhalt arbeiten musste und offensichtlich kaum etwas besaß. An einem solchen Ort hätte er keinesfalls Mitgefühl für diejenigen erwartet, die alles zu haben schienen.
    »Meinen Sie, dass die genauso Ärger haben wie wir? «, fragte er mit möglichst unbeteiligter Stimme.
    »Jemand wie Sie kann doch kommen und gehen, wie er will, stimmt’s? «, fragte der Mann und sah Tellman mit überraschend hellen grauen Augen an. »Kann glauben, wonach ihm der Sinn steht, Katholik, Protestant, Jude oder gar nix. An ’nen Gott mit sechs Armen, wenn ihm danach ist. Und die Frau, die so jemand heiratet, kann auch glauben, worauf sie Lust hat, oder etwa nicht?«
    Mit einem Mal sah Tellman Gracies kleines Gesicht mit den leuchtenden Augen und dem kräftigen Kinn vor sich. Sogleich ärgerte er sich über seine Schwäche. Das war lachhaft. Sie waren in nichts einer Meinung. Bestimmt würde sie das Mitgefühl des Tabakhändlers teilen. Ihr schien das Dasein eines Dienstboten völlig in Ordnung zu sein, während Tellman die bloße Vorstellung empörte, jemand, ob Mann oder Frau, könne genötigt sein, Dinge für andere zu holen oder zu bringen, sie mit ›gnä’ger Herr‹ und ›gnä’ge Frau‹ anzureden und hinter ihnen sauber zu machen.
    »Selbstverständlich!«, sagte er weit schärfer, als es seine Absicht gewesen war. »Aber ich würde keine Frau heiraten wollen, die meine Überzeugungen nicht teilen kann. Wichtiger als die Religion ist, ob sich Menschen richtig oder falsch verhalten, ob sie wissen, was sich gehört und was nicht.«
    Der Mann lächelte und schüttelte geduldig den Kopf.
    »Wenn Sie sich verlieben, is es Ihnen bestimmt egal, woher sie kommt oder was sie glaubt, dann wollen Sie einfach mit ihr zusammen sein.« Seine Stimme klang sanftmütig. »Wenn Sie sich mit ihr über Recht und Unrecht streiten, lieben Sie sie nich. Sie kann dann ’ne gute Freundin sein, aber heiraten werden Sie sie nich.« Erneut den Kopf

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