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Die Verschwoerung von Whitechapel

Die Verschwoerung von Whitechapel

Titel: Die Verschwoerung von Whitechapel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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nicht gefragt.«
    »Sie sind also nicht hinter Fetters her«, schloss Tellman.
    Einen Augenblick lang war Remus aus dem Konzept gebracht. Er hatte mehr verraten, als es seine Absicht gewesen war. Er fasste sich rasch wieder und sah Tellman mit schlauem Lächeln an. »Fetters und Adinett – das ist doch ein und dasselbe, oder?«
    »Sie haben nicht gesagt, dass Sie hinter Mr. Adinett her sind«, sagte Tellman.
    Remus schob die Hände in die Taschen und setzte sich langsam in Richtung auf die Mile End Road in Bewegung. Tellman ging neben ihm her.
    »Im Augenblick springt doch eigentlich nichts dabei heraus, oder?«, fragte Remus nachdenklich. »Weder für Sie noch für mich. Er müsste schon einen wirklich interessanten Grund gehabt haben, Fetters umzubringen, damit es sich für mich lohnt, darüber zu schreiben. Und wenn keine Beziehung zu
einem anderen Verbrechen besteht, noch dazu einem ziemlich bedeutenden, würden Sie der Sache auch nicht weiter nachgehen … oder?«
    Tellman hatte nicht die geringste Absicht, Remus etwas über Pitt zu sagen. »Klingt vernünftig«, gab er ihm Recht. »Immer vorausgesetzt, ich wollte nicht einfach Pfefferminzbonbons kaufen.«
    »Wenn das mal stimmt«, sagte Remus mit schiefem Lächeln und beschleunigte den Schritt ein wenig. Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander her und überquerten eine Gasse, die auf die Brauerei zuführte. »Aber sehen Sie sich vor! Es gibt eine ganze Reihe einflussreicher Leute, die versuchen werden, Ihnen in den Arm zu fallen. Vermutlich hat Pitt Sie geschickt?«
    »Und Sie sind im Auftrag von Mr. Dismore hier?«, gab Tellman zurück. Ihm waren die Worte des Droschkenkutschers eingefallen, der Adinett nach dessen letztem Besuch in der Cleveland Street zu Mr. Dismores Zeitung hatte fahren müssen.
    Einen Augenblick wusste Remus nicht, was er sagen sollte, dann aber gab er harmlos zur Antwort: »Ich bin niemandem Rechenschaft schuldig. Ich dachte, einem so aufmerksamen Kriminalbeamten wie Ihnen wäre das bekannt!«
    Tellman knurrte. Er war nicht sicher, was er glauben sollte, vermutete aber, dass der Journalist annahm, er sei einem Fall auf der Spur, über den er ihm nichts sagen wollte.
    An der Mile End Road verabschiedete sich Remus und verschwand in der Menge der Menschen, die nach Westen strebten.
    Einer Eingebung folgend, entschloss sich Tellman, ihm auf den Fersen zu bleiben. Das war schwieriger, als er angenommen hatte, teils wegen der vielen Fuhrwerke, hauptsächlich aber, weil Remus seine Absicht erkannt zu haben schien und sich die größte Mühe gab, ihn abzuschütteln.
    Er musste mehrere Male ziemlich rasch laufen, hier und da jemanden bestechen und hätte ihn ohne eine Portion Glück dennoch aus den Augen verloren. Eine halbe Stunde später folgte er ihm in einer Droschke über die London Bridge. Unmittelbar hinter dem Bahnhof ließ Remus anhalten, stieg aus, entlohnte
den Kutscher, eilte die Treppe zum Guy’s Hospital empor und verschwand im Eingang.
    Auch Tellman zahlte und ging in das Krankenhaus. Remus war nirgendwo zu sehen.
    Tellman ging zur Pforte, beschrieb Remus und fragte den Pförtner, wohin er gegangen sei.
    »Er hat sich nach der Verwaltung erkundigt«, erfuhr er. »Da entlang, Sir«, erklärte er und verdeutlichte die Auskunft mit einer Handbewegung.
    Tellman dankte ihm und ging in die angegebene Richtung, fand aber trotz allen Suchens keine Spur von Remus, sodass er schließlich das Krankenhaus nach einer halben Stunde des Umherirrens durch die Gänge verließ und mit der Bahn nach Norden fuhr. Kurz vor sechs Uhr traf er in der Keppel Street ein.
    Er wartete mehrere Minuten an der Hintertür, bis er den Mut aufbrachte anzuklopfen. Am liebsten hätte er eine Möglichkeit gehabt, mit Gracie zu sprechen, ohne Charlotte zu begegnen. Es war ihm peinlich, dass er nichts unternommen hatte, um Pitt zu helfen. Bestimmt war Charlotte bekümmert, und er wusste nicht, was er sagen oder tun könnte.
    Lediglich die sehr lebhafte Vorstellung von Gracies Zorn verhinderte, dass er auf dem Absatz kehrtmachte und davonging. Irgendwann würde er ihr gegenübertreten müssen. Wenn er es hinausschob, würde es nur schwieriger. Er holte tief Luft, stieß den Atem aus, klopfte aber immer noch nicht an. Vielleicht sollte er noch mehr herausbekommen, bevor er mit ihr sprach?
    Allzu viel hatte er schließlich nicht vorzuweisen. Er hatte nicht die geringste Vorstellung, was Remus im Guy’s Hospital gewollt hatte, konnte es nicht einmal erraten.
    Die

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