Die Verschwörung
»Das kannst du nicht garantieren.«
»Ich kann garantieren, daß ich alles tun werde, damit ihr nichts geschieht.«
»Du würdest dich auch in die Hände ihrer Kidnapper begeben?«
»Wenn es darauf hinausläuft, ja. Ich werde nicht zulassen, daß ein unschuldiger Mensch wegen mir verletzt wird.«
Lee ließ sich aufs Sofa fallen. »Angeblich bin ich auch unter Druck ein sehr fähiger Bursche. Dabei kann ich nicht einen klaren Gedanken fassen.«
»Ruf sie an«, sagte Faith nachdrücklich.
Lee atmete tief ein und wählte dann die Nummer. Faith setzte sich neben ihn, damit sie mithören konnte. Es klingelte einmal, dann wurde abgehoben.
»Mr. Adams?« Lee erkannte die Stimme nicht. Sie hatte eine beinahe mechanischen Klang, und er vermutete, daß sie verzerrt wurde. Jedenfalls klang sie so unheimlich, daß er vor Entsetzen eine Gänsehaut bekam.
»Hier spricht Lee Adams.«
»Es war nett von Ihnen, Ihre Handynummer in Ihrer Wohnung zu hinterlegen. Das hat es sehr vereinfacht, Kontakt mit Ihnen aufzunehmen.«
»Ich habe mich gerade nach meiner Tochter erkundigt. Es geht ihr gut. Und die Polizei ist vor Ort. Also ist Ihr kleiner Plan, sie zu entführen...«
»Es besteht kein Grund, Ihre Tochter zu entführen, Mr. Adams.«
»Dann ist mir nicht ganz klar, wieso ich überhaupt mit Ihnen spreche.«
»Man braucht niemanden zu entführen, um ihn zu töten. Wir können Ihre Tochter heute eliminieren, morgen, nächsten Monat, nächstes Jahr. Wenn sie zum Unterricht geht, zum Hockeytraining, in Urlaub fährt, ja, sogar wenn sie schläft. Ihr Bett steht direkt neben einem Fenster im ersten Stock. Sie bleibt oft bis spät abends in der Bibliothek. Es könnte wirklich nicht leichter sein.«
»Du verdammtes Schwein! Du Hurensohn!« Offensichtlich hätte Lee am liebsten das Telefon kurz und klein geschlagen.
Faith ergriff seine Schultern, versuchte, ihn zu beruhigen.
Die Stimme fuhr mit entnervender Gelassenheit fort: »Theatralisches Getue hilft Ihrer Tochter nicht. Wo ist Faith Lockhart, Mr. Adams? Mehr wollen wir nicht. Geben Sie uns Lockhart, und Sie sind Ihre Probleme los.«
»Und das soll ich einfach so für bare Münze nehmen?«
»Sie haben keine Wahl.«
»Woher wollen Sie wissen, daß die Frau überhaupt bei mir ist?«
»Wollen Sie, daß Ihre Tochter stirbt?«
»Aber Lockhart ist abgehauen!«
»Wie Sie wollen. Nächste Woche können Sie Renee beerdigen.«
Faith zerrte an Lees Arm und zeigte auf das Telefon.
»Warten Sie, warten Sie!« sagte Lee. »Na schön, angenommen, ich habe Faith ... was schlagen Sie vor?«
»Ein Treffen.«
»Sie wird kaum freiwillig mitkommen.«
»Es ist mir egal, wie Sie die Frau zum Treffpunkt schaffen. Das ist Ihr Job. Wir warten.«
»Und dann lassen Sie mich einfach davonfahren?«
»Setzen Sie Lockhart ab, und verschwinden Sie wieder. Um alles andere kümmern wir uns. Sie interessieren uns nicht.«
»Wo?«
Die Stimme nannte Lee einen Ort außerhalb von Washington, bereits in Maryland. Lee kannte den Ort gut; er war sehr abgelegen.
»Ich muß mit dem Wagen dorthin. Und überall sind Bullen. Das wird ein paar Tage dauern.«
»Morgen abend. Um Mitternacht.«
»Verdammt, das ist aber ziemlich knapp.«
»Dann machen Sie sich lieber sofort auf den Weg.«
»Hören Sie, wenn Sie meine Tochter auch nur anfassen, werde ich Sie finden. Irgendwie werde ich Sie finden, das schwöre ich Ihnen. Zuerst werde ich Ihnen jeden Knochen einzeln brechen, und dann werde ich Ihnen wirklich weh tun.«
»Mr. Adams, Sie können sich als glücklichsten Menschen auf Erden schätzen, daß wir Sie nicht als Bedrohung betrachten. Und tun Sie sich und Ihrer Tochter einen Gefallen: Wenn Sie losfahren, schauen Sie nicht zurück. Nie. Sie würden zwar nicht zur Salzsäule erstarren, aber es würde trotzdem nicht angenehm für Sie.« Die Verbindung wurde unterbrochen.
Lee legte das Telefon hin. Ein paar Minuten lang saßen er und Faith beisammen, ohne ein Wort zu sagen. »Und was jetzt?« brachte er schließlich hervor.
»Danny hat gesagt, er käme so schnell wie möglich.«
»Toll. Man hat mir eine Frist gesetzt: morgen um Mitternacht.«
»Wenn Danny nicht rechtzeitig da ist, fahren wir zu dem Ort, den man dir genannt hat. Doch zuerst werden wir Verstärkung rufen.«
»Wen denn? Etwa das FBI?«
Faith nickte.
»Faith, ich bin mir nicht sicher, ob wir den Bundesagenten das alles in einem Jahr erklären können, geschweige denn an einem Tag.«
»Wir haben aber keine andere Wahl, Lee. Wenn Danny
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