Die Verschwörung
zum Reagan National Airport. Da sie dem morgendlichen Berufsverkehr entgegenfuhren, kamen sie gut voran.
Faith schaute zu Lee hinüber, der nach vorn blickte, in Gedanken verloren.
»Du hast deine Sache wirklich gut gemacht«, sagte sie.
»Wir waren dem Abnibbeln näher, als mir lieb war.« Lee schüttelte den Kopf. »Ich mache mir wirklich Sorgen um Max, so blöd es sich unter diesen Umständen anhört.«
»Es hört sich überhaupt nicht blöd an.«
»Max und ich sind schon sehr lange zusammen. Ich lebe seit Jahren nur mit dem alten Kläffer.«
»Ich glaube nicht, daß sie ihm etwas getan haben, wo doch so viele Leute dabei waren.«
»Ja, man möchte es gern glauben, nicht wahr? Aber Tatsache ist, daß Hunde bei Typen, die Menschen umlegen, keine Chance haben.«
»Tut mir leid, daß du es meinetwegen tun mußtest.«
Er richtete sich auf. »Tja, Faith, ein Hund bleibt eben ein Hund. Und wir haben jetzt andere Sorgen, nicht wahr?«
Faith nickte. »Ja.«
»Offenbar hat mein Magnettrick doch nicht funktioniert. Sie müssen mich anhand des Videos identifiziert haben. Trotzdem
- sie waren verdammt schnell da.« Er schüttelte den Kopf, und seine Miene war eine Mischung aus Bewunderung und Furcht. »Beängstigend schnell.«
Faith spürte, daß ihre gute Laune schwand. Wenn Lee sich fürchtete - müßte sie da nicht in blinde Panik geraten? »Es ist nicht sehr ermutigend, was?« sagte sie.
»Ich wäre vielleicht etwas besser vorbereitet, wenn du mir sagst, was hier eigentlich abgeht.«
Nach seinen Heldentaten hätte Faith sich ihm am liebsten anvertraut. Dann aber fiel ihr Buchanans Anruf wieder ein, und er hallte in ihren Ohren wider wie die Schüsse der vergangenen Nacht.
»Wenn wir nach North Carolina kommen, müssen wir die Karten auf den Tisch legen«, sagte sie. »Du und ich.«
KAPITEL 16
Thornhill legte den Hörer auf und ließ den Blick durch sein Büro schweifen. Auf seinem Gesicht lag ein verstörter Ausdruck. Seine Männer hatten das Nest leer vorgefunden, und einer war sogar von einem Hund verbissen worden. Es gab jedoch Meldungen über einen Mann und eine Frau, die an dem besagten Haus über die Straße gerannt waren. Es war alles ein bißchen zuviel. Thornhill war ein geduldiger Mensch. Er war daran gewöhnt, bestimmte Projekte über viele Jahre hinweg zu verfolgen, doch seine Toleranz hatte ihre Grenzen. Seine Leute hatten die Nachricht abgehört, die Buchanan auf Lees Anrufbeantworter hinterlassen hatte. Sie hatten das Band an sich genommen und es ihm über eine abhörsichere Leitung vorgespielt.
»Du hast also einen Privatdetektiv engagiert, Danny«, murmelte Thornhill vor sich hin. »Dafür wirst du bezahlen.« Er nickte nachdenklich. »Dafür sorge ich.«
Die Polizei hatte auf den Einbruchsalarm reagiert, doch als Thornhills Leute ihre amtlich aussehenden Ausweise gezückt hatten, hatten die Cops schnell den Schwanz eingezogen. Der CIA fehlte die gesetzliche Befugnis, innerhalb der Vereinigten Staaten zu operieren; deshalb führten Thornhills Leute routinemäßig mehrere Ausweise mit sich, die sie von Fall zu Fall benutzten, je nachdem, mit wem sie es zu tun bekamen.
Man hatte die Streifenpolizisten mit der Anweisung fortgeschickt, schnellstens alles zu vergessen, was sie gesehen hatten. Trotzdem gefiel Thornhill die Sache nicht. Es war alles zu riskant. Sie durften sich keine Pannen leisten, sonst war zu befürchten, daß er ins Hintertreffen geriet.
Er trat ans Fenster und schaute hinaus. Es war ein schöner Herbsttag; die Farben wurden intensiver. Während Thornhill die Blätter betrachtete, stopfte er seine Pfeife - aber dabei mußte es leider bleiben, denn in der CIA-Zentrale war Rauchen verboten. Zwar hatte Tornhill als stellvertretender Direktor einen Balkon vor dem Büro, auf dem er sitzen und rauchen konnte, aber es war irgendwie nicht das gleiche. In den Zeiten des Kalten Krieges war es in den CIA-Büros so nebelig gewesen wie in der Sauna. Tabak half beim Nachdenken; davon war Thornhill überzeugt. Das Rauchverbot war zwar nur eine Kleinigkeit, aber es symbolisierte alles, was hier schiefgelaufen war.
Seiner Meinung nach hatte der Niedergang der CIA sich 1994 mit dem Aldrich-Ames-Debakel beschleunigt. Jetzt noch zuckte Thornhill jedesmal zusammen, wenn er an den ehemaligen Offizier der CIA-Gegenspionage dachte, der verhaftet worden war, weil er für die Sowjets und später für die Russen spioniert hatte. Und natürlich - es konnte gar nicht anders sein hatte das FBI
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