Die Verschwörung
Behälter zu, schloß ihn ab, steckte den Schlüssel ein und schaute Faith an. »Man kann sehr wohl eine Knarre in ein Flugzeug mitnehmen, wenn man beim Einchecken eine Erklärung ausfüllt. Man muß nur dafür sorgen, daß die Waffe entladen ist und in einem dafür vorgesehenen Behältnis liegt.« Er klopfte mit den Knöcheln gegen den Aluminiumkasten. »So wie das hier. Es wird überprüft, ob man nicht mehr als hundert Schuß Munition dabei hat und ob diese in der Originalverpackung des Herstellers oder einer anderen von der Bundesluftfahrtbehörde genehmigten Verpackung steckt. Auch in dieser Hinsicht habe ich mitgedacht. Der Behälter wird mit einem speziellen Etikett versehen und in den Frachtraum gebracht - wo sehr schwer an ihn ranzukommen ist, falls man die Absicht hat, das Flugzeug zu entführen. Meinen Sie nicht auch?«
»Danke für die Erklärung«, sagte Faith kurz.
»Ich bin doch kein Amateur«, sagte Lee sauer.
»Hab’ ich auch nicht behauptet.«
»Stimmt.«
»Na schön, es tut mir leid.« Faith zögerte. Ihr war wirklich nach einem Waffenstillstand zumute, und zwar aus mehreren Gründen, wobei ihr Überleben natürlich der wichtigste war. »Tun Sie mir einen Gefallen?«
Lee blickte sie argwöhnisch an.
»Lassen wir das förmliche >Sie<, ja?«
Die Türklingel ließ beide zusammenzucken.
Lee schaute auf die Uhr. »‘n bißchen früh für Besucher.«
Faith beobachtete überrascht, daß sich seine Hände wie eine Maschine bewegten. Zwanzig Sekunden später hatte er die Pistole aus dem Alu-Behälter genommen und geladen. Lee warf den Behälter und die Munitionsschachteln in seine Reisetasche und schwang sie sich über die Schulter. »Hol deine Tasche.«
»Wer ist da?« Faith wies zur Tür und spürte, daß ihr Puls in ihren Ohren hämmerte.
»Das wissen wir gleich.«
Sie traten leise in den Flur, und Faith folgte Lee zum Ausgang.
Er schaute auf den Überwachungsmonitor. Sie sahen einen Mann, der auf der Treppe vor dem Haus stand und mehrere Pakete auf den Armen trug. Die vertraute braune Uniform war deutlich zu sehen. Als sie den Mann beobachteten, drückte er erneut die Klingel.
»Es ist nur jemand von UPS«, sagte Faith und atmete erleichtert aus.
Lee nahm den Blick nicht vom Monitor. »Ach, wirklich?« Er drückte einen Knopf am Bildschirm, mit dem offenbar die Kamera bewegt wurde. Faith sah, wie sie herumschwenkte, so daß nun die Straße vor dem Haus zu sehen war. Im gleichen Moment fiel es ihr auf.
»Wo ist sein Wagen?« Mit einem Mal war Faiths Furcht wieder da.
»Eine sehr gute Frage. Außerdem kennen ich den Burschen von UPS, der diese Route fährt, ziemlich gut. Und der da ist es nicht.«
»Vielleicht macht der andere Urlaub.«
»Im Gegenteil. Er ist gerade erst mit seiner neuen Braut von den Florida Keys zurück. Und um diese Zeit kreuzt er nie hier auf. Was bedeutet, daß wir ein großes Problem haben.«
»Vielleicht können wir hinten raus verschwinden.«
»Das ist die Lösung! Oder wir klettern durch den Kamin und verschwinden übers Dach.«
»Es ist doch nur ein Mann.«
»Nein, er ist der einzige, den wir sehen können. Der Typ soll uns nur was vorspielen. Natürlich wollen sie, daß wir hinten raus abhauen und ihnen direkt in die Arme laufen.«
»Dann sitzen wir in der Falle«, hauchte Faith.
Die Klingel ertönte erneut, und Lee streckte einen Finger aus, um den Knopf der Gegensprechanlage zu betätigen.
Faith griff nach seiner Hand. »Was tust du, verdammt?«
»Ich möchte wissen, was der Bursche will. Er wird sagen, er kommt von UPS, und dann lasse ich ihn rein.«
»Du läßt ihn rein?« wiederholte Faith fassungslos und warf einen Blick auf seine Pistole. »Und dann? Schießt du dich mit ihm? Hier im Haus?«
Lees Miene wurde hart. »Wenn ich sage, du sollst losrennen, bewegst du dich, als wäre dir ein Tyrannosaurus auf den Fersen.«
»Bewegen? Wohin denn?«
»Hinter mir her. Und keine Fragen mehr.«
Lee drückte den Knopf der Gegensprechanlage. Der Mann stellte sich vor und erklärte, er habe eine Lieferung, und Lee betätigte den Türöffner. Im gleichen Moment aktivierte er die
Alarmanlage der Wohnung, riß die Tür auf, packte Faith am Arm und zog sie hinaus auf den Flur. Gegenüber von Lees Wohnung befand sich eine Tür ohne Nummer. Während Faith den Schritten des UPS-Mannes lauschte, die unter ihr durchs Haus hallten, hatte Lee die Tür bereits aufgeschlossen und war hindurch. Sofort folgte Faith ihm, und Lee schloß schnell hinter ihnen beiden
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