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Die Verschwörung

Die Verschwörung

Titel: Die Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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ab. In der Wohnung war es fast stockdunkel, doch Lee schien sich hier bestens auszukennen. Er führte Faith nach hinten und durch eine weitere Tür in ein Schlafzimmer, von dem Faith nur wenig erkannte.
    Lee öffnete eine dritte Tür und winkte Faith zu sich. Sie trat über die Schwelle und spürte gleich darauf, daß sie vor einer Wand stand. Als Lee sich zu ihr gesellte, wurde es ziemlich eng, wie in einer Telefonzelle. Lee schloß die Tür, und es wurde dunkler als jedes Loch, in dem Faith bisher gewesen war.
    Sie zuckte zusammen, als plötzlich seine Stimme erklang. Sein Atem kitzelte ihr Ohr. »Genau vor dir ist eine Leiter. Hier sind die Sprossen.« Er nahm ihre Hand und führte sie, bis ihre Finger die Sprossen berührten. »Gib mir deine Tasche und kletter los«, fuhr er mit gesenkter Stimme fort. »Aber langsam. Hauptsache, wir sind leise. Ich bin dicht hinter dir. Wenn du oben angekommen bist, bleib einfach stehen. Von da aus mache ich weiter.«
    Faith kletterte los. Sie fühlte sich scheußlich eingeengt. Und nun, da sie die Orientierung verloren hatte, wurde ihr obendrein mulmig - kein günstiger Zeitpunkt, sich zu übergeben, so wenig sie auch im Magen hatte.
    Sie bewegte langsam Hände und Beine und kletterte in die Höhe. Als sie Zuversicht gewann, legte sie ein etwas schnelleres Tempo vor - was ein Fehler war, denn plötzlich trat sie neben eine Sprosse und rutschte aus, knallte mit dem Kinn schmerzhaft auf eine andere Sprosse. Doch eine Sekunde später lag Lees kräftiger Arm um ihren Körper und hielt sie fest. Faith brauchte einen Moment, das Gleichgewicht zurückzuerlangen, bemühte sich, den Schmerz im Kinn zu ignorieren und kletterte weiter, bis sie die Decke über dem Kopf spürte und anhielt.
    Lee stellte sich auf die Stufe, auf der auch Faith stand, indem er die Beine spreizte und die Füße rechts und links neben die ihren stellte, so daß er sie mit seinem Körper einkeilte. Er lehnte sich mit zunehmender Kraft gegen sie, und Faith fragte sich, was er vorhatte. Es fiel ihr immer schwerer, Luft zu holen, so fest wurde ihr Brustkorb schließlich gegen die Leitersprossen gedrückt. Einen entsetzlichen Moment lang glaubte sie, Lee habe sie hier hereingelockt, um sie zu vergewaltigen. Plötzlich fiel von oben Licht auf sie, und Lee löste sich von ihr. Faith schaute blinzelnd auf. Nach der grauenhaften Finsternis war der Anblick des blauen Himmels so schön, daß sie das Gefühl hatte, vor Erleichterung aufschreien zu müssen.
    »Steig aufs Dach, aber duck dich so tief wie möglich«, flüsterte Lee ihr drängend ins Ohr.
    Faith kletterte weiter, zog sich auf das Dach, blieb bäuchlings liegen und schaute in die Runde. Das Dach war flach und mit Teerpappe und Schotter gedeckt. An verschiedenen Stellen waren klobige alte Heizkörper und neuere Klimaanlagen zu sehen, die gute Verstecke boten. Faith kroch zu der Apparatur hinüber, die dem Dachausstieg am nächsten war, und ging in die Hocke.
    Lee stand noch auf der Leiter, lauschte angestrengt und warf einen Blick auf die Uhr. Inzwischen mußte der Bursche an der Tür seiner Wohnung sein. Er würde klingeln und darauf warten, daß man ihm öffnete. Sie hatten im besten Fall eine halbe Minute, bevor dem Typen klar wurde, daß niemand kam, um ihn hereinzulassen. Lee hätte gern etwas mehr Zeit gehabt und auch die anderen Burschen ins Haus gelockt, von denen er wußte, daß sie da waren. Er zog das Handy aus der Tasche und drückte eine Schnellwahlnummer.
    »Mrs. Carter«, sagte er, als seine Nachbarin sich meldete, »hier Lee Adams. Hören Sie, ich möchte, daß Sie Max in den Hausflur lassen ... Ja, ich weiß, daß ich ihn gerade erst abgeliefert habe. Ich weiß auch, daß er zu meiner Wohnung hochflitzen wird. Aber genau das will ich. Ich ... äh ... habe nämlich vergessen, ihm eine Spritze zu geben, die er braucht. Bitte beeilen Sie sich, ich muß jetzt gleich los.«
    Er steckte das Handy ein, schwang die Reisetaschen aufs Dach, zog sich durch die Öffnung und machte die Luke hinter sich zu. Dann ließ er den Blick übers Dach schweifen, sah Faith, packte die Taschen und rutschte zu ihr hinüber.
    »Okay, wir haben noch ein bißchen Zeit.«
    Unter ihnen erklang das Gebell eines Hundes. Lee lächelte. »Komm mit.« Geduckt schlichen sie zum Dachrand. Das Nebenhaus war ein bißchen niedriger; das Dach lag etwa anderthalb Meter tiefer. Lee gab Faith mit einer Geste zu verstehen, sie solle seine Hand nehmen. Sie tat es, ließ sich über den Rand

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