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Die verschwundene Frau

Die verschwundene Frau

Titel: Die verschwundene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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zu nehmen.
    Ich wählte noch einmal die Nummer der Baladines, aber wieder ging niemand ran. Dann legte ich mich ms Bett und lauschte reglos auf den Verkehr draußen auf der Straße, auf die Grillen und auf die lachenden Kneipenbesucher, alles Geräusche, die vielleicht irgendwann bedrohlich werden würden. Es gibt kein schlimmeres Gefühl als nicht zu wissen, ob man wirklich allein in seiner Wohnung ist. Irgendwann spürte ich Peppys Pfote auf meinem Arm und stellte erstaunt fest, dass es halb neun Uhr morgens war.
    Ich drehte mich zu ihr herum und sah in ihre bernsteinfarbenen Augen. »Entschuldige, altes Mädchen. Ich war so kaputt von der ganzen Aufregung und vielleicht auch von dem Mittel, das Lotty mir gegeben hat, dass ich trotz meiner Angst verschlafen habe. Aber jetzt gehen wir gleich raus und holen zusammen die Zeitung.«
    Seit Peppy und Mitch wussten, dass beim Zeitungholen immer ein Hundekeks für sie abfiel, holten sie sie gern für das ganze Haus. Aber an jenem Morgen waren wir so spät dran, dass nur noch mein Herald-Star vor der Tür lag. Mr. Contreras schickte Mitch zu uns heraus, doch Peppy vertrieb ihn mit einem Knurren, um mir selbst schwanzwedelnd die Zeitung bringen zu können. Darüber musste ich laut lachen.
    Ich schlug die Zeitung in dem kleinen Vorraum vor der Tür von Mr. Contreras auf. Im Herald-Star stand der Bericht über Frenadas Ableben auf der Titelseite, unter der Überschrift DROGENBARON
    ERTRINKT.
    Gestern am späten Abend identifizierte die Polizei den Mann, der am frühen Sonntag morgen aus Belmont Harbor geborgen worden war, als Lucian Frenada, den Inhaber von Special-T Uniforms in Humboldt Park. Frenada war Gegenstand intensiver Nachforschungen durch den Herald-Star -Reporter Murray Ryerson geworden, der an einem Bericht über Frenadas kleines Unternehmen, das mutmaßlich als Tarnung für einen Drogenschmugglerring diente, arbeitete. Dieser Bericht wird heute abend um neun Uhr auf GTV, Channel Thirteen, ausgestrahlt.
    Polizeibeamte, die die Räumlichkeiten von Special-T Samstag nacht durchsuchten, fanden fünf Kilo Kokain im Innern von Papprollen, die für den Versand noch nicht zugeschnittener Stoffe verwendet werden. Zwar bestritt Frenada jegliche Verbindung zu den mexikanischen Drogenkartellen, aber seine Bankkonten erzählen eine andere Geschichte. Die Polizei vermutet, dass er Selbstmord beging, um einer Verhaftung zu entgehen. Frenada wuchs im selben Gebäude in Humboldt Park auf wie die wegen ihrer Rolle als »Mad Virgin« bekannte Schauspielerin Lacey Dowell. Sie hat sich bisher nicht über den Tod ihres Jugendfreundes geäußert, aber Alex Fisher, die Sprecherin des Senders, sagt, sie sei am Boden zerstört. (Unter Mitwirkung von Murray Ryerson und Julia Esteban).
    Der Artikel endete mit einer tränenreichen Aussage von Celia Caliente, der Schwester Frenadas, die erklärte, ihr Bruder habe kein Geld gehabt, und es sei immer schwierig für ihn gewesen, seinen Teil der Hypothek für die Zweizimmerwohnung aufzubringen, die ihnen gemeinsam gehörte. Neben der Story waren ein Foto von Lacey Dowell als Mad Virgin und eins von ihrer Erstkommunion abgebildet. Die Tatsache, dass sie letztlich nichts mit dem Inhalt des Artikels zu tun hatten, zeigte nur, wie sehr dieser darauf aus war, die Leser zu locken. Ich warf die Zeitung so verärgert weg, dass Peppy verunsichert zurückwich.
    »Was ist denn los, Schätzchen?« Mr. Contreras hatte mich bei der Lektüre der Zeitung beobachtet.
    Ich zeigte ihm den Artikel und versuchte, ihm zu erklären, warum er mich so sehr erregte. Doch Mr. Contreras verstand von meinen unzusammenhängenden Ausführungen eigentlich nur, dass Murray es auf Frenada abgesehen hatte. Es war ihm egal, ob Global Murray mit Fakten für die Story versorgte oder nicht - Mr. Contreras hatte Murray nie leiden können, noch weniger als die anderen Männer, mit denen ich zusammengewesen war. Ich hatte nie so ganz begriffen, warum, und ertappte mich nun dabei, wie ich Murray Mr. Contreras gegenüber zu verteidigen versuchte.
    Mr. Contreras war außer sich vor Zorn. »Nun, entweder er verhält sich wie ein Schwein oder er tut's nicht. Hören Sie auf, mir weismachen zu wollen, dass er eigentlich ein guter Mensch ist, denn ein Mensch mit Prinzipien tut so was nicht, das wissen Sie so gut wie ich, Schätzchen. Er will ins Rampenlicht; ihm geht's um die Fernsehsendung, die sie ihm gegeben haben, und da schaut er schon mal weg, wenn ihm was nicht in den Kram passt. So sehe

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