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Die verschwundene Frau

Die verschwundene Frau

Titel: Die verschwundene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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anderes, doch vor einer Woche hat er mir das gesagt. Ich muss gestehen, dass Lacey nicht mit mir sprechen wollte, aber ich kann einfach nicht glauben, dass Frenada sie belästigt hat. Ich vermute eher, dass Global mich und Frenada aus dem Spiel haben wollte. Die Leute vom Sender hätten mir viel Geld dafür gegeben, ihm Schmutz vor die Haustür zu schaufeln und den Mund zu halten - und er wäre obendrein noch diskreditiert gewesen. Ich weiß nichts, was dem Sender schaden oder ihn interessieren könnte, also würde ich gern erfahren, warum er mir so zusetzt. Ob Frenada etwas wusste, kann ich nicht beurteilen, und das werden wir im Moment wahrscheinlich auch nicht rausfinden können. Aber eins würde ich wetten: dass er nicht mit Drogen gehandelt hat.«
    Murray presste die Lippen zusammen. Da wurde mir zum erstenmal bewusst, dass ich es nicht gewöhnt war, seinen Mund zu sehen, denn in all den Jahren zuvor hatte er ihn mit einem Bart verdeckt. Jetzt wirkte sein Gesicht irgendwie nackt, und der Zorn wich allmählich Verwirrung und Trotz. Das verunsicherte mich, und ich spürte, dass meine eigene Wut nachließ. Der Rat, den Mr. Contreras mir gegeben hatte, fiel mir wieder ein, und ich musste lachen.
    »Ja, wirklich komisch. Vielleicht verstehe ich den Witz in ein oder zwei Jahren auch«, sagte Murray.
    »Ich habe über mich selbst gelacht, nicht über dich. Was willst du mit dem Bericht anfangen?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Die Polizei hat am Samstag abend fünf Kilo Koks in seinem Büro gefunden.«
    »Die wahrscheinlich dieselben Leute dort versteckt haben wie bei mir. Es sei denn, du glaubst auch, dass ich Drogen aus Mexiko ins Land schmuggle.«
    »Bei dir würde mich nichts mehr überraschen, Warshawski. Allerdings würde es dir nicht ähnlich sehen, etwas zu tun, das wirklich Geld bringt. Wo ist das Zeug, das du bei dir im Büro gefunden hast?«
    »In St. Louis.«
    »In St. Louis? Ach so, du hast's runtergespült.«
    Das Abwasser von Chicago wird in den Chicago River geleitet. Um den See sauber zu halten, wurde der Fluss in die Gegenrichtung gelenkt, so dass das Zeug - natürlich fachkundig behandelt - in den Mississippi fließt. Wahrscheinlich landet es dann irgendwann in New Orleans, aber wir in Chicago stellen uns lieber vor, dass wir unseren Dreck in St. Louis abladen.
    »Tja, dann hast du leider keine Beweise. Ich weiß nicht, was ich von diesem Bericht halten soll. Er ist das einzige, was meiner Story widerspricht. Möglicherweise sind einfach nur neue Daten bei LifeStory eingegangen in der Zeit zwischen deiner und meiner Abfrage.«
    »In achtundvierzig Stunden?« Ich wurde wieder wütend. »Wenn du heute abend in deiner Sendung diese Verleumdungen gegen Frenada bringst, überrede ich seine Schwester, den Sender und dich zu verklagen. Und dann geht's euch schlecht.«
    Auch er wurde wieder wütend. »Du musst immer recht haben, was? Du marschierst hier mit einem einzigen winzigen Gegenbeweis rein wie eine wildgewordene Amazone, und ich soll sofort meine Nachforschungen aufgeben, in die ich jede Menge Arbeit gesteckt habe. Geh mit deiner Story doch zum Enquirer oder stell sie ins Internet. Ziemlich viele Menschen lieben Verschwörungen. Und Frenadas Schwester solltest du, wenn sie nicht eine Feindin von dir ist, lieber nicht gegen den Sender aufhetzen: Global hat schon einflussreichere Leute als Celia Caliente kaputtgemacht.«
    »Und damit drohen sie dir auch?«
    Sein Gesicht wurde tiefrot. »Raus jetzt! Verschwinde und komm mir nie wieder unter die Augen.«
    Ich stand auf. »Ich sage dir jetzt was: Die Geschichte mit Frenada und Global hat nichts mit Drogen zu tun. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, es geht da um T-Shirts, um Mad-Virgin-T-Shirts. Wir könnten die Sache zusammen auskundschaften - wenn du dich nicht von Global kaufen lassen würdest. In dem Fall meine ich natürlich die Zeitung.«
    Er schob mich zur Tür. Nachdem er sie hinter mir zugeschlagen hatte, hätte ich am liebsten das Ohr ans Schlüsselloch gelegt, um zu hören, ob er telefonierte: Würde er die Sache sofort Alex erzählen? Zum Glück folgte ich meinem Impuls nicht, denn als ich gerade die Treppe hinunterging, öffnete sich die Tür noch einmal.
    Ich wandte mich zu ihm um. »Na, hast du's dir anders überlegt, Murray?«
    »Nein, ich wollte nur sicher sein, dass du tatsächlich verschwindest, Vic.«
    Ich warf ihm eine Kusshand zu und ging weiter die Treppe hinunter. Unten überlegte ich, was ich mit diesem Besuch bezweckt

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