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Die verschwundene Frau

Die verschwundene Frau

Titel: Die verschwundene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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braungebrannte Mann von den Fotos stand hinter mir. Ich drehte mich zu ihm um und schüttelte die Hand, die er mir hinstreckte. Er war fünfzehn Jahre älter als seine Frau, das hatte ich im Verlauf meiner nachmittäglichen Recherchen herausgefunden, sah aber aus, als konnte er es im Pool oder auch anderswo durchaus noch mit ihr aufnehmen.
    »Nur für die in Coolis, Mr. Baladine - ich habe gerade überlegt, wie eine zierliche Frau wie Nicola Aguinaldo es schaffen konnte, an diesen ganzen Zäunen und Wachhäuschen vorbeizukommen.«
    »Tja, die arme Nicola. Soweit ich weiß, hat sie vorgegeben, krank zu sein, so dass man sie in die Krankenstation von Coolis gebracht hat. Von dort aus war es leichter zu entkommen. Sie hat ein unglückliches Leben gehabt, und nach allem, was ich gehört habe, war ihr Tod auch ziemlich schrecklich.« Er legte mir eine Hand auf die Schulter und dirigierte mich in sein eigenes Büro. »Claudia, können Sie uns etwas zu trinken bringen? Ich habe gehört, Sie mögen Black Label, Ms. Warshawski.«
    »Nicht, wenn ich hinterher noch über den Eisenhower Expressway fahren muss. Für mich bitte nur ein Mineralwasser, danke.« Ich hatte mich über ihn informiert, da durfte es mich nicht überraschen, wenn auch er Erkundigungen über mich eingezogen hatte.
    In seinem Büro befanden sich noch weitere Fotos und Auszeichnungen. Dazu kamen Möbel aus exotischen Harthölzern, teure Teppiche und Kunstgegenstände. Ein Diplom von der Naval Academy hing an gut sichtbarer Stelle direkt neben seinem Schreibtisch, gleich daneben ein Bild des viel jüngeren Baladine, der gerade Nixons Verteidigungsminister an Bord eines Zerstörers die Hand schüttelt.
    »Ja, ich war in den sechziger Jahren in Vietnam. Und hinterher habe ich ein paar Jahre lang mein eigenes Schiff kommandiert.«
    »Das war, bevor Sie zu Rapelec gegangen sind, stimmt's?«
    Ich sagte das, ohne ihn anzusehen, weil ich ihn nicht mit den Ergebnissen meiner eigenen Nachforschungen beeindrucken wollte. Ich wusste, dass er bei Rapelec im Bereich Systementwicklung begonnen und sich dann zum Leiter der U-Boot-Abteilung und schließlich der Herstellung von Waffen für schnelle Eingreiftruppen hochgearbeitet hatte. Doch dann hatte das Ende des Kalten Krieges die Bedeutung dieser Abteilung geschmälert. Vor fünf Jahren hatte er als Manager bei Carnifice angefangen. Das Geschäft mit den Privatgefängnissen gehörte zu den Unternehmensbereichen, die unter seiner Leitung am schnellsten gewachsen waren.
    Claudia brachte eine Flasche Malvern-Wasser und schenkte uns beiden ein Glas davon ein. Dabei erinnerte sie ihren Chef mit leiser Stimme, dass die Konferenzschaltung mit Tokio eine halbe Stunde später hergestellt würde.
    »Danke, Claudia.« Er wartete, bis die Tür sich geschlossen hatte. »So ein Bild gibt Ihnen wahrscheinlich nicht soviel wie mir, denn soweit ich weiß, standen wir in der Vietnam-Frage auf unterschiedlichen Seiten.«
    Nun gut, er hatte ungefähr dreitausend Angestellte, die für ihn alles über mich herausfinden konnten, von meinen Trinkgewohnheiten bis zu meinen studentischen Protestaktionen, aber wohl war nur bei der Sache trotzdem nicht. Ich wusste, dass ich mich zusammenreißen musste, um nicht aus der Fassung zu geraten - wahrscheinlich wusste er aufgrund seiner Nachforschungen über mich schon, dass das meine Schwachstelle war.
    »Ich war auf der Seite von Washington und Jefferson«, sagte ich, »möglicherweise also auf der Seite der Naivität und des Idealismus.
    Und Sie?«
    »Naiv bin ich mit Sicherheit noch nie gewesen. Weder hinsichtlich der inneren Feinde Amerikas noch hinsichtlich der äußeren.« Er bot mir einen Platz neben einem Beistelltischchen an.
    »Für Sie war das also ein ganz logischer Schritt von der Ermordung der Leute in Simbabwe zur Inhaftierung von Amerikanern. Obwohl ich nicht so genau verstehe, warum Simbabwe ein Feind von Amerika war.«
    Da huschte kurz ein Ausdruck des Erstaunens über sein Gesicht. Die Tatsache, dass Rapelec in den achtziger Jahren geheime südafrikanische Kampftruppen für Vorstöße nach Simbabwe mit Waffen ausgestattet hatte, war die versteckteste Information gewesen, die ich im Verlauf meiner nachmittäglichen Nachforschungen ausgegraben hatte. Vermutlich hatte die Sache nichts mit dem Fall Nicola Aguinaldo zu tun, aber sie warf doch ein bestimmtes Licht auf Baladines Charakter.
    »Leider ist es in Fragen der nationalen Sicherheit nicht möglich, idealistisch zu sein. Ich bin der

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