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Die verschwundene Frau

Die verschwundene Frau

Titel: Die verschwundene Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Stoffe am Lack, an den Reifen oder am Kühlergrill entdecken können. Rieff war bereit, vor Gericht auszusagen, dass der Trans Am außen keinerlei verdächtige Spuren aufwies. Mit dem Inneren hatte er sich nicht beschäftigt. Für seine Arbeit berechnete er mir den bescheidenen Betrag von tausendachthundertachtundsiebzig Dollar.
    Ich stellte einen Scheck aus und faxte den Bericht dann meinem Anwalt mit der Bitte, mir die Sache so schnell wie möglich vom Hals zu schaffen. Freeman rief mich etwas später an, um mir mitzuteilen, dass der Bericht von Cheviot die Verantwortlichen inoffiziell überzeugt habe, dass sie aber nicht bereit seien, das offiziell zuzugeben. Freeman erklärte das folgendermaßen: »Du hast einen solchen Zirkus gemacht mit dem Trans Am. Jetzt zahlen die Bullen es dir heim und werden den Wagen nicht so schnell rausrücken.«
    Die Beamten vom Rogers-Park-Revier hatten den Bericht immer noch nicht gefunden, doch Freeman glaubte, sie davon abgebracht zu haben, dass sie mich wegen Nicola Aguinaldos Tod noch weiter belästigen würden. Mary Louise hatte außerdem Finchley gebeten, im dem Revier anzurufen und den Leuten dort zu sagen, dass ich eine Expolizistin als Zeugin hätte.
    »Danke, Freeman. Nur der Neugier halber: Unternehmen die Leute von der Polizei sonst noch irgendwas, um herauszufinden, wer Nicola umgebracht hat, jetzt, wo sie gemerkt haben, dass sie mich nicht so leicht einbuchten können? Und werden sie versuchen, ihre Leiche zu finden? Ihre früheren Nachbarn haben keine Ahnung, wo ihre Mutter jetzt wohnt.«
    »Vic, das ist alles nicht deine Sache. Ich habe den Leuten von der Staatsanwaltschaft gesagt, dass wir kein Interesse an der Aufklärung ihres Todes haben und die Angelegenheit auf sich beruhen lassen, wenn sie dich nicht weiter belästigen. Ich weiß auch nicht, warum ihnen das so wichtig ist, aber ich glaube, dass du dir fürs erste keine Gedanken mehr darüber machen musst. Überlass der Polizei die Aufklärung des Falles Aguinaldo. Du weißt selbst, wie oft in dieser Stadt jemand Fahrerflucht begeht. Da sind die Ermittlungen bei den siebenhundert Morden, die's jedes Jahr hier gibt, einfach wichtiger.«
    Er schwieg, als erwarte er einen Widerspruch meinerseits. Als ich nichts sagte, meinte er: »Ich fahre übers Wochenende mit einem Mandanten zum Fliegenfischen nach Montana, also versuch, dich bis zum Dienstag nicht verhaften zu lassen, ja?«
    »Das soll wahrscheinlich witzig sein, also lache ich jetzt mal, aber wenn du das nächste Mal der Staatsanwaltschaft etwas in meinem Namen versprichst, würde ich dich bitten, zuerst mit mir zu reden, ja?« Ich legte auf.
    Also war die ganze Aufregung um Detective Lemour und meinen Wagen lediglich ein Sturm im Wasserglas gewesen? Aber jemand hatte Nicola Aguinaldo umgebracht. Und die Frauen in Oak Brook hatten von ihrem Tod gewusst, bevor ich es ihnen sagte. Gut, Murray hatte schon recht: Eine von ihnen war mit dem Leiter des Unternehmens verheiratet, das Coolis für den Staat führte, und die Frau war sein Kindermädchen gewesen. Folglich hatte er vermutlich als erster davon erfahren. Aber schließlich gab es keinen Obduktionsbericht und keine Zeitungsartikel über den Fall, und da musste man sich doch tragen, woher die Frauen Bescheid wussten, oder?
    »Lass die Sache auf sich beruhen, Vic«, sagte ich zu mir selbst. »Sonst kriegst du nur Schwierigkeiten.«
    Ich stürzte mich wieder auf meine Karten von Georgia. Als ich mich gerade mit einem Verzeichnis der Leute beschäftigte, die in der Nähe der Werkstatt wohnten, in der die Lastwagen von Continental United mit neuen Reifen ausgestattet wurden, klingelte das Telefon.
    Es war eine Frau mit leiser, sanfter Stimme. »Ich rufe im Auftrag von Mr. Baladine an und hätte gern mit I. V. Warshawski gesprochen.«
    Also würde die Sache mit Nicola Aguinaldo mir doch keine Ruhe lassen, ich bekam ein flaues Gefühl im Magen.
    »I. V. Warshawski war das Pseudonym von Isaac Bashevis Singer, als er in den dreißiger Jahren für den Daily Forward geschrieben hat. Mein Name ist V. I., und ich bin Privatdetektivin. Welchen von uns wollen Sie nun?« Wenn ich nervös bin, werde ich immer leicht aggressiv.
    Die Frauenstimme klang weiterhin sanft. »Spreche ich mit Ms. Warshawski? Mr. Baladine möchte sich heute nachmittag mit Ihnen unterhalten. Wissen Sie, wo unser Büro ist?«
    Das klang sehr nach einem Befehl, und mit Befehlen hatte ich noch nie viel anfangen können. »Ich weiß, wo Ihr Büro ist, aber

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