Die verschwundene Lady (German Edition)
Peter?«
»So ist es.«
Anne traf ihre Freunde im Foyer des Kinos. Der Film war so, wie ihn Anne sich vorgestellt hatte. Er sollte surrealistisch sein. Aber die junge Frau kam nicht hinter den Sinn. Vermutlich musste man eine bestimmte Lebensauffassung und Vorbildung mitbringen, sechs Wochen darüber nachdenken und im Kopf überkandidelt sein, um ihn zu verstehen. So mochte sich Anne ihre Psyche aber nicht verbiegen.
Zudem hatte sie andere Sorgen. Beim Verlassen des Kinos fiel ihr eine Gestalt im Trenchcoat auf der anderen Straßenseite auf. Sie fasste einen jungen Mann aus der Clique am Arm.
»Siehst du den Mann da drüben? Gleich neben der Litfa ss säule.«
»Ja.«
Man konnte das Gesicht wegen des herabgezogenen Huts wieder nicht erkennen.
»Ich glaube, er verfolgt mich. Er hat heute Nacht schon vor dem Haus gestanden, in dem ich wohne. Hilf mir bitte, ihn zur Rede zu stellen.«
Der junge Mann, wie Anne ein Student, schaute sie ein wenig skeptisch an. Sie konnten nicht so schnell über die Straße, weil reger Verkehr herrschte. Als die Fußgängerampel dann auf Grün sprang, schlenderte der Unbekannte davon.
Er verschwand im Eingang einer Subway-Station. Als Anne und ihr Begleiter die Station erreichten, war er auf den Bahnsteigen nicht mehr zu sehen. Sie schauten sich vergeblich nach dem Mann um. Anne fragte einen Zeitungsverkäufer, der jedoch nicht auf den Unbekannten geachtet hatte.
»Was glauben Sie, wie viele Menschen täglich hier durchkommen, Miss , und wie viele Männer einen Trenchcoat tragen ?«, lautete seine Gegenfrage.
Anne ging mit ihrem Begleiter wieder nach oben, zu den anderen, die schon ungeduldig warteten.
»Wo seid ihr denn gewesen? Habt ihr ein Rendezvous mit Jack the Ripper gehabt?« Das sollte witzig sein. »Wir müssen uns beeilen, sonst finden wir im > Athenäum < keinen Platz mehr.«
Man fuhr mit zwei Autos hin. Das »Athenäum« war ein Schickeria-Schuppen und Glaspalast erster Güte. Anne fühlte sich fehl am Platz. Die Unterhaltungen schwirrten an ihr vorbei. An der Acrylglastheke neben Anne unterhielten sich zwei Jünglinge in Nadelstreifenanzügen, waschechte Nachwuchs-Börsianer, wie dringend notwendig es sei, bis spätestens Dreißig die erste Million zu haben.
»Sonst gehst du am Leben vorbei. Echt.«
An einem Tisch redete ein ledertragender Jüngling auf eine topmode rn gestylte Schwarzhaarige mit Lacklederjacke ein und erklärte ihr den Existenzialismus. Anne kehrte zu ihrer Clique zurück, von der sie sich kurze Zeit abgesondert hatte. Das wurde sie ausgerufen.
» Miss Carmichael, Telefon! Kabine zwei, bitte.«
Anne betrat die Telefonkabine, die sie zuerst suchen musste . Eine Angestellte am Pult winkte ihr zu. Anne hob ab und vernahm wieder die gepresste Stimme.
»Ich weiß, wo du bist, Anne Carmichael. Fahre nach Hause. Dich erwartet eine Überraschung. Beeile dich.«
Die junge Medizinstudentin kehrte an die beiden Tische der Clique zurück.
Sie wandte sich an den jungen Mann, der schon mit ihr an der Subway-Station gewesen war.
»Kannst du mich nach Hause fahren, Michael? Ich muss schnell weg. Es ist wichtig.«
»Wenn es so sehr brennt, nimm dir doch ein Taxi«, antwortete Michael. »Das kannst du dir doch leisten.«
»Ich habe Angst, allein vor die Tür zu gehen, Michael. - Bitte!«
Der flehende Blick von Annes Augen brach Michaels Widerstand. Er empfahl sich bei der Clique, bei der gute Stimmung herrschte. Kommentare wie »Stellt keine Dummheiten an, ihr beiden!« wurden gegeben. Anne und Michael verließen das Lokal. Auf dem dunklen Parkplatz schaute Anne sich nervös um und hängte sich bei Michael ein, um ihm näher zu sein.
»Nanu, hast du dich plötzlich in mich verliebt ?«, fragte er. »Ich dachte immer, ich sei nicht dein Typ.«
»Michael, ich habe Angst. Bitte, stelle keine Fragen.«
Der Mann erfüllte Annes Wunsch. In seinem Kleinwagen führen sie nach St. Pancras hinüber. Annes Herz klopfte heftig, als Michael anhielt.
»Würdest du mich bitte in meine Wohnung begleiten? Ich ... jemand hat mich hinbestellt. Ich weiß nicht, was mich da erwartet.«
»Nanu, was ist denn mit dir los ?«, fragte Michael befremdet. Er war groß, schlank, blond mit modischer Frisur und eingefärbter dunkler Strähne und kleidete sich leger und modisch. Er versuchte einen Scherz. »Soll ich meinen Revolver aus dem Handschuhfach nehmen?«
Natürlich hatte er keinen dort.
»Das wird hoffentlich nicht notwendig sein.«
Michael parkte den Kleinwagen quer
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